Protest4665
«Viele Jugendliche können sich nicht annehmen»
Nicht wenige Jugendliche haben Angst vor der Zukunft. Dem setzt der Musiker und Sozialdiakon David Bhend alias daFOO zusammen mit 25 Jugendlichen und der Hymne «Great I Am» einen mutmachenden Kontrapunkt entgegen.
David Bhend, worum
dreht sich der neue Song «Great I Am»?
David Bhend: Der Titel «Great I Am» hat eine
Doppelbedeutung. Auf der einen Seite spielt es auf die Begegnung von Mose an,
in welcher Gott Mose begegnet und sich vorstellt mit «Ich bin, der ich bin».
Und auf der anderen Seite sollen auch wir diejenigen sein, die wir sind. Viele
Jugendliche leiden darunter, dass sie sich nicht annehmen können, wie sie sind.
Darum ist das Lied auch eine Einladung: Glaub an dich – Great I am.
Wie ist das Lied entstanden?
Die Idee ist bereits rund ein, zwei Jahre alt, und ich
habe verschiedene Varianten ausprobiert: Zusammen mit dem Team von
«Protest4665» haben wir entschieden, dass dieser Song passt, um mit
Jugendlichen etwas auf die Beine zu stellen.
Wer und was steckt hinter «Protest4665»?
«Protest4665» ist eine Projektarbeit meiner ehemaligen
Praktikantin Tabea Gyger vom Theologischen Seminar in Aarau (TDS). Die
Geschichte dauert insgesamt bereits etwas länger an: In den letzten Jahren sind
rund um Oftringen mehrere Postleitzahlen an Mauern gesprayt worden. Für
Oftringen steht 4665. Deshalb dachten wir, dass wir diese Zahl nehmen und «Protest»
für protestantisch. So haben wir das Label gegründet, mit der Idee, dass Jugendliche
so ihre Kreativität legal ausleben können und dass alle denken: Great I Am.
Wie sieht der «Protest für eine hoffnungsvolle Zukunft»
aus?
Wenn man das Lied hört oder das Video auf Youtube anschaut, sieht man, dass
immer wieder Masken auftauchen. Die Leute sind schwarz vermummt. Das mag nach
einer politischen Bewegung klingen – ist es aber nicht. Es ist viel mehr
ein stiller Protest für eine gute Zukunft und der Glaube Great I Am. Wenn man
nicht daran glaubt, dass man grossartig ist und es mit unserer Zukunft schaffen
können, dann haben wir bereits verloren.
Die Masken können bedeuten, dass man sich verstecken will. Sie können auch bedeuten, dass man ein niemand ist und man sich nicht zeigen darf. Die Idee ist, dass diese Masken weggehen und das wahre Ich hervorkommen kann und so hoffnungsvoll die Zukunft verändert werden kann. Im Gespräch mit jungen Erwachsenen hört man manchmal: «Was haben wir noch für eine Zukunft mit der Klimaerwährmung und dem Krieg und den Problemen, die weltweit da sind?» Einerseits muss ich ihnen rechtgeben, ich sehe es manchmal auf nicht rosig. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass unsere Welt auch andere Zeiten gesehen und diese überwunden hat. Ich denke an den Zweiten Weltkrieg und an die Pest im Mittelalter. Martin Luther sagte einmal: «Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Bäumchen pflanzen.» Vielleicht ist im Leben von Jugendlichen ein solches Lied ein Bäumchen, das Hoffnung spendet.
Wie sieht die Geschichte der 14-jährigen Sängerin aus?
Im Kofirmandenlager im vergangenen Herbst habe ich
einen Workshop angeboten. Ich habe den Jugendlichen gezeigt, wie heute moderne
Pop-Songs produziert werden. Ich hatte ein USB-Mikrofon dabei, das einfach an
den Laptop angeschlossen werden kann und mit dem Stimmen ausgetestet werden können.
Bei einem Mädchen wurde ich hellhörig. Ihre Stimme erinnerte mich an die
Sängerin Billie Eilish. Ich fragte sie, ob sie Lust habe, beim Lied «Great I
Am» mitzumachen. Dieses wird von etwa 25 Jugendlichen gesungen und sie könnte
einen Teil übernehmen. Sie war skeptisch und sagte, dass sie so etwas noch nie
gemacht habe. Sie habe bislang nur unter der Dusche gesungen. Wir probierten ein
paar Mal, und so ist ein sehr schönes Solo entstanden.
Sind weitere Projekte von «Protest4665» geplant?
Es sind einige Ideen
entstanden, die wir gerne verwirklichen würden. Einen weiteren Song werden wir
wohl im Frühling herausbringen können. Weitere künstlerische Projekte sind wir
am Überlegen, aber es ist auch eine Zeit- und Ressourcenfrage.
Hier geht's zum Musikvideo:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
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