Für die Bildung der Frau
Wie eine siebenfache Mutter gegen Sklaverei kämpfte
Im 19. Jahrhundert war Harriet Beecher Stowe eine der wichtigsten Frauen in den Vereinigten Staaten, aus ihrer Feder stammt das Werk «Onkel Toms Hütte». Als sie während des Bürgerkriegs Präsident Lincoln vorgestellt wurde, soll dieser gesagt haben: «Das ist also die kleine Frau, die uns diesen grossen Krieg beschert hat.»
Harriet wurde in Neuengland in die Familie Beecher geboren, eine angesehene US-Dynastie. Ihr Vater war ein bekannter Pastor und Harriet wuchs in einer gottesfürchtigen Familie auf, die sich für fortschrittliche soziale Anliegen einsetzte, wie die Abschaffung der Sklaverei und die Bildung von Frauen.
Harriet entschied sich als Teenagerin für ein Leben mit Jesus Christus, was sie für den Rest ihres Lebens prägen sollte. Als sie 21 war, zog die Familie nach Cincinnati, Ohio, wo sie Lehrerin wurde. In diesem Bundesstaat war das Halten von Sklaven verboten, nicht aber im angrenzenden Kentucky. In Cincinnati begegnete Harriet vielen entflohenen Sklaven.
Auf Auktionen auseinandergerissen
Harriets Einwände gegen die Sklaverei vertieften sich, als sie bei einem Besuch in Kentucky sah, wie Familien auseinandergerissen und auf Sklavenauktionen verkauft wurden.
Ihre Abneigung gegen die Sklaverei wurde durch ihren Glauben unterstützt: Wenn ein Sklave ein Kind Gottes war, welches Recht hatte dann jemand, ihn zu kaufen oder zu verkaufen?
Harriet schloss Freundschaft mit Calvin Stowe, einem Professor der Theologie. Nachdem dessen Frau gestorben war, heiratete Calvin Harriet 1836 und sie führten eine lange Ehe mit sieben Kindern.
Als sie mit ihrem Mann zurück nach Neuengland zog, waren die Stowes an der «Underground Railway» beteiligt, dem Netzwerk von Personen, die Sklaven bei der Flucht in die Sicherheit halfen. Während sie Flüchtlinge beherbergten, hörte Harriet sich deren traurige Geschichten an.
Sie verfasste «Onkel Toms Hütte»
Im Jahr 1851 wurde sie gebeten, für eine Zeitung zu schreiben, die sich gegen die Sklaverei positionierte. Sie begann einen Roman mit wöchentlichen Fortsetzungen. Dieser wurde zu einem grossen Erfolg mit mehr als vierzig Fortsetzungen und er wurde als Buch «Onkel Toms Hütte» veröffentlicht.Das Buch endet damit, dass Onkel Tom, ein edler und bescheidener christlicher Sklave, von seinem Herrn zu Tode geprügelt wird, weil er sich weigert, den Aufenthaltsort von zwei Ausbrechern zu verraten. Mit seinen letzten Worten bietet Tom Vergebung an und spricht einen Appell zur Bekehrung aus.
Die leidenschaftliche und emotionale Handlung von «Onkel Toms Hütte» hatte eine aussergewöhnliche Wirkung auf die Menschen und richtete sich kraftvoll gegen die Sklaverei. Als erster Blockbuster-Roman brach er Verlagsrekorde und verkaufte sich in den Staaten noch vor dem Bürgerkrieg eine Million Mal. Es war ein weltweiter Erfolg mit weit über einer Million verkaufter Exemplare allein in Grossbritannien.
Moralisch nicht mehr zu vertreten
Das Buch hatte eine erstaunliche Wirkung. Es löste zwar vermutlich nicht den amerikanischen Bürgerkrieg aus – aber es machte die Sklaverei moralisch unvertretbar und half womöglich dem Sklavengegner Abraham Lincoln, Präsident zu werden.
Aber es spielte eine wichtige Rolle im Krieg: Grossbritannien mit seiner enormen Baumwollindustrie war versucht, den Süden zu unterstützen – eine Aktion, die wahrscheinlich den Verlauf des Krieges verändert hätte –, aber der enorme Erfolg von Harriets Buch machte das politisch inakzeptabel.
Harriet schrieb weiterhin Bücher und unternahm nationale und internationale Tourneen. Sie reiste dreimal nach Europa, wo sie sich unter anderem mit Charles Dickens und Königin Victoria traf.
Sie setzte sich weiterhin für soziale Reformen ein, wie zum Beispiel bessere für gesetzliche Rechte für Frauen und Bildungsmöglichkeiten für die neu befreiten Sklaven. Sie und ihr Mann lebten weiterhin bescheiden, und sie spendete einen Grossteil ihrer beträchtlichen Gewinne für gute Zwecke. Harriet Beecher starb im Alter von 85 Jahren.
Was wir von Harriet Beecher lernen können
Erstens: Harriet war bereit. Ähnliches geschieht im christlichen Leben: Menschen, die vorbereitet sind, erkennen, dass Gott ihnen Dinge gibt, die sie tun können. Harriet, tief verwurzelt im christlichen Glauben, bibelkundig und engagiert in sozialem Handeln, war vorbereitet. Alles, was es brauchte, war die Bitte, gegen die Sklaverei zu schreiben.
Zweitens: Harriet reagierte. Eines der beunruhigenden Merkmale der Sklaverei ist, dass so viele Menschen es bequemerweise geschafft haben, sie als moralisches Problem zu übersehen. Harriet sah nicht nur, was die Sklaverei mit sich brachte, sondern ihr Gewissen verlangte, dass sie etwas unternahm. Wir leben in einer Zeit, in der es viele übersehene Schandtaten gibt, und wir brauchen mehr Christen mit Harriets Enthusiasmus, um sie zu bemerken und klug zu reagieren.
Drittens: Ihre Gabe war das Geschichtenerzählen und das tat sie auch. Der Schrecken der Sklaverei hätte vielleicht mehr verlangt, aber was sie zu tun vermochte, erwies sich als bemerkenswert effektiv. Welche Gaben haben wir, die wir einsetzen können, um etwas zu bewirken?
Viertens: Gott brachte die Ergebnisse. Wie bei dem Jungen mit den fünf Gerstenbroten und zwei kleinen Fischen in Johannes' Bericht über die Speisung der Fünftausend, hat Gott Freude daran, aus wenig viel zu machen. Gott hat durch Harriet Beecher Stowe viel erreicht. Er kann auch uns gebrauchen!
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Autor: Canon J. John / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Livenet
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