Kleine Frau mit grossem Gott
Zuerst abgelehnt, stellte sie China auf den Kopf
Eine Missionsgesellschaft befand Gladys Aylward als nicht tauglich. Doch Gott hatte einen anderen Plan. Aus der 1,46 Meter grossen Frau wurde eine Frau, mit der Gott Geschichte in China schrieb.
«Als ich 1975 Christ wurde, bestand meine geistliche Ernährung aus Bibellesen und christlichen Biografien», erinnert sich Canon J. John, Direktor von «Philo Trust». «Ein Leben, das mich beeindruckte, war das von Gladys Aylward, einer bemerkenswerten Missionarin in China von 1932 bis 1949.»
Gladys wurde 1902 im Norden Londons in einer Arbeiterfamilie geboren und hatte nur eine begrenzte Bildung, so John weiter. «Sie war eine kleine Frau, nur 1,46 Meter gross, mit einem Cockney-Akzent. Sie arbeitete als Hausmädchen und wurde, nachdem sie Christin geworden war, von dem Wunsch ergriffen, das Evangelium in China weiterzugeben.»
Sie bewarb sich bei der «China Inland Mission» und wurde zu einem dreimonatigen Kurs angenommen, um ihre Eignung zu prüfen. «Sie wurde mit der Begründung abgelehnt, dass sie die schwierige chinesische Sprache wahrscheinlich nicht lernen würde und nicht in der Lage wäre, mit dem Leben im Fernen Osten zurechtzukommen.»
Dennoch am Ziel angelangt
Enttäuscht kehrte Gladys in den Hausdienst zurück, aber ihre Vision für China trieb sie weiter an. Schliesslich hörte sie von einer älteren Missionarin in China, die eine Begleiterin brauchte. Aber wie sollte sie dorthin kommen? Sie hatte keine Organisation, die sie unterstützen konnte, und sie hatte kein Geld für die Bootsfahrt.«Also beschloss Gladys 1932 einfach, mit dem Zug nach China zu fahren. Sie fuhr quer durch Europa und stieg schliesslich in den Transsibirischen Express, der sie nach Wladiwostok brachte. Es war eine gefährliche Reise und an ihrem östlichen Ende geriet sie in die Kämpfe zwischen Russland und China. Schliesslich, nach fünfeinhalb Wochen und dem Überstehen aller möglichen Gefahren, erreichte sie ihr Ziel Yangcheng in Zentralchina.»
Das Gasthaus
Während sie bei dieser älteren Missionarin wohnte, tauchte Gladys in die Sprache und Kultur ein und nahm die lokale Kleidung an. Entgegen dem Urteil, das zuvor über sie gefällt worden war, sprach Gladys mit der Zeit fliessend chinesisch. Ein altes Gasthaus wurde gemietet und nach den acht edlen Werten «The Inn of the Eight Happinesses» («Die Herberge zur 8. Glückseligkeit»; im gleichnamigen Film und Buch wird im Titel «sixth» bzw. «sechste» geschrieben) benannt: Liebe, Tugend, Sanftmut, Toleranz, Treue, Wahrheit, Schönheit und Hingabe.
«Das Gasthaus bot eine hervorragende Gelegenheit, das Evangelium weiterzugeben, und in den nächsten Jahren führte Gladys viele Menschen zu Christus», so John.
Sie wurde von Regierung geschätzt
Die örtlichen Behörden schätzten Gladys, und als die Regierung den traditionellen Brauch, jungen Mädchen die Füsse zu binden, verbot, wurde sie zur offiziellen Inspektorin ernannt, um zu überprüfen, ob das Gesetz befolgt wurde. Sie forderte – und erhielt – das Recht, den Frauen und Mädchen im Rahmen ihrer Arbeit von Jesus zu erzählen.
John: «Sie wurde sogar gerufen, um bei einem mörderischen Gefängnisaufstand einzugreifen und konnte nicht nur den Aufstand besänftigen, sondern auch erreichen, dass die Bedingungen für die Gefangenen verbessert wurden.» Gladys kümmerte sich bald um eine wachsende Zahl von Waisenkindern. Ihre Bemühungen, den Menschen zu helfen, brachten ihr den Namen «Ai-weh-deh» ein, was «Tugendhafte» bedeutet.
Sie wurde Chinesin
1937 war China in einen komplizierten und blutigen Dreieckskonflikt zwischen der Regierung, kommunistischen Aufständischen unter Mao Tse Tung und einer eindringenden japanischen Armee verwickelt.
«Um sich mit denen zu identifizieren, denen sie diente, gab Gladys ihre britische Staatsbürgerschaft auf und wurde chinesische Staatsbürgerin. Nach einem japanischen Vorstoss fand sie sich hinter den feindlichen Linien wieder; sie meldete Informationen an die chinesischen Behörden, eine Aktion, die schliesslich dazu führte, dass sie sich auf einem japanischen 'Wanted'-Poster wiederfand.»
Der Krieg wurde schlimmer und Gladys wurde bei einem Bombenangriff verletzt. Als sie erkannte, dass ihre Waisenkinder vor den Kämpfen in Sicherheit gebracht werden mussten, führte sie mehr als hundert Kinder in einem epischen Treck über die Berge in Sicherheit. Als Gladys die Kinder nach 27 Tagen endlich in einem Waisenhaus ausserhalb des Kriegsgebiets ablieferte, brach sie mit Typhus und Unterernährung zusammen.
Kommunisten verhinderten Rückkehr
Obwohl Gladys sich erholte und ihre Arbeit in anderen Teilen Chinas fortsetzte, war ihre Gesundheit von dem, was sie durchgemacht hatte, beeinträchtigt und 1949 kehrte sie nach England zurück.
Anschliessend wollte sie nach China zurückkehren, aber die neue kommunistische Regierung war gegen das Christentum und machte die Rückkehr unmöglich. Gladys blieb in England und predigte viel, bevor sie schliesslich in das von den Briten verwaltete Hongkong zog und sich letztendlich in Taiwan niederliess. Dort gründete sie das Gladys Aylward Waisenhaus, in dem sie bis zu ihrem Tod 1970 arbeitete.
Gladys' bemerkenswerte Geschichte wurde zum Thema des Buches «The Small Woman» von Alan Burgess. Dieses wurde zum Bestseller und unter dem Titel «The Inn of the Sixth Happiness» 1958 veröffentlicht.
«Der Film ärgerte Gladys, weil er sich enorme Freiheiten mit ihrer Geschichte nahm, nicht zuletzt dadurch, dass sie von der grossen, blonden, schwedischen Schauspielerin Ingrid Bergman dargestellt wurde.» Gleichzeitig steigerte der Film den Bekanntheitsgrad von Gladys und – was sie ihr mehr zusagte – des Evangeliums, das sie predigte.
Wo sind die Gladys Aylwards von heute?
Canon J. John kommt zu drei Schlussfolgerungen:
- Gladys Aylward ist eine Herausforderung für die
Selbstgefälligen. Sie hatte einen lebenslangen und unstillbaren Hunger, Männer
und Frauen auf der anderen Seite der Welt zu Jesus kommen zu sehen. Wo sind
ihre Nachfolger heute? Die Gemeinde braucht dringend Menschen mit ihrer Leidenschaft
und ihrem Eifer für Menschen und das Evangelium.
- Gladys Aylward ist ein Beispiel für den Glauben der Unentschlossenen. Sie glaubte nicht einfach etwas von Gott, sie hatte einen Glauben, der sie motivierte, sich Herausforderungen zu stellen und Hindernisse zu überwinden. Ich ertappe mich dabei, dass ich mir mehr Beispiele für solch eine vom Geist inspirierte, gläubige Entschlossenheit wünsche, die für Gott grosse Dinge versucht und erreicht.
- Gladys Aylward ist eine Ermutigung für die Entmutigten. Gladys war eine kleine Frau, die sich selbst als gewöhnlich betrachtete. Dennoch setzte sie ihr Vertrauen auf Gott und er benutzte sie auf aussergewöhnliche Weise. Sie stand einer Reihe von Hindernissen gegenüber, doch in Christus überwand sie sie alle. Während ihres gesamten christlichen Lebens verliess sich Gladys auf Philipper Kapitel 4, Vers 13: «Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.» Sie durfte erleben, dass dies für sie wahr ist; mögen wir das heute ebenso erleben.
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Autor: Canon J. John / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Livenet
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