38 Jahre Suche in Esoterik

«Durch die Meditation kam eine grosse Leere in mich»

Auf ihrer Suche nach Gott griff Julia Fehr in New Age und Esoterik nach allem. Sie führte nach einigen Jahren sogar eine eigene Praxis. Doch in der Meditation erlebte sie zweimal eine schockierende Situation. Dann änderte sich mit einem Mal alles. «Heute rede ich mit Gott.»

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Julia Fehr
«Früher meditierte ich hunderte Stunden in der Erwartung, dass wenn ich mich innerlich leer mache – das ist das Ziel der Meditation –, ich Gottes Stimme hören und in seine Welt sehen kann», erinnert sich Julia Fehr. Doch in all den Jahren hörte sie nichts. «Nach so viel Stille und Meditation kam eine riesige Leere über mich. Ich hatte diese göttliche Welt erwartet, aber sie war nirgends.»

Sie übte unter andem eine Maja-Meditationsform aus. «Bei dieser schreitet man auf einer grossen goldenen Treppe von einer Bewusstseinsebene zur nächsten.» Wenn sie ganz oben ankommen würde, könnte sie Gott sehen. «Nach zehn Jahren Arbeit an mir selbst wusste ich, dass ich nun die letzte Stufe erklingen darf – doch als ich oben ankam, war nichts da. Das war der Moment der ganz grossen Enttäuschung, es war kühl, ich hatte ein hohes Bewusstsein, Einsamkeit und Lehre.»

Nach Antworten gesucht

«Ich war 38 Jahre intensiv am Suchen», sagt die gebürtige Ungarin, welche ihre ersten Lebensjahrzehnte in Rumänien verbrachte. «Ich wollte mehr über das Leben wissen. Warum ich eine ungarische Rumänin war.» In der Ceausescu-Zeit floh sie nach Ungarn zurück, wo sie 1993 begann, ein Mittelalterfest zu organisieren. «Nachdem mein Mann gestorben war, steckte ich da meine ganze Energie hinein.» Das Fest war zuerst dorfbekannt, dann hatte es eine regionale und später eine nationale Ausstrahlung. «Ich machte mir einen Namen.»

Erfüllung stellte sich aber keine ein. «In den 1980er-Jahren las ich die ersten Horoskope.» Und aus esoterischen Büchern erfuhr sie, «dass ich der Mittelpunkt des Lebens bin, dass ich die göttliche Kraft annehmen kann, stark sein und immer besser werden kann».

«Das Händeauflegen kostete viel»

In dieser Zeit lernte sie ihren Schweizer Mann kennen und zog in dessen Heimat. «Plötzlich war ich eine Ausländerin. Für mich war wichtig zu wissen, wer ich bin.» Sie fand eine gute Arbeitsstelle bei einer reichen Familie. «Du kommst aus einem armen Land und lebst plötzlich als Haushälterin in einer Villa, wo es einen Koch, eine Reinigungskraft, einen Gärtner und einen Chauffeur gibt.»

Das gab Julia die Möglichkeit, Bioenergetik und Naturheilkunde zu studieren. «Bei der Naturheilkunde waren 80 Prozent gut. Doch das führt soweit, dass man bei den hunderten Seminaren mit der Zeit alles glaubt.»

Sie eröffnete eine eigene Praxis. «Ich hatte Kunden aus der obersten Gesellschaftsschicht. Wenn ich jemandem meine Hände für 50 Minuten auflegte, kostete das sehr viel. Ich dachte, dass ich etwas ganz besonderes bin – aber innerlich war ich leer.»

«Die haben etwas, das ich nicht habe»

Gegenüber von ihrer Praxis befand sich die Stadtmission St. Gallen. «Ich spürte, dass diese Menschen etwas haben, was ich nicht habe. Aber ich wusste, dass wenn ich wissen wollte, was sie haben, ich mit ihnen mitlaufen müsste. Und ich wollte nicht zu diesen blöden Menschen gehören.» Sie sah Christen als intellektuell begrenzt an, die feige Gott die Verantwortung überlassen. «Für mich waren das Leute, die keine Kraft, Mut und Vision haben.» Denn im New Age muss man sich selbst entwickeln. «Im New Age lernte ich viele suchende, liebevolle Menschen kennen. Sie wollen anderen helfen und auf dieser Erde Gutes tun. Heute weiss ich, dass der Teufel versucht, genau das auszunutzen.»

Trotzdem spürte sie, dass diese Christen eine Liebe haben (wonach man in der Esoterik sucht) und dass mehr dahintersteckt. «Sie hatten diesen liebevollen Blick.»

Loslassen

Julia erinnert sich an eine Begebenheit aus ihrer esoterischen Vergangenheit. «In der Paracelsus-Schule leitete uns ein Dozent eines Tages in einer geführten Meditation an. An einem Tag sollte jeder etwas mitnehmen und loslassen. Solche Loslassungsprozesse sind im New Age wichtig, damit man frei von Gedanken und Materie wird. Ich machte auch mit, obschon ich bereits alles losgelassen hatte. Ich wollte nicht die Spielverderberin sein…»

In der Meditation gingen die Teilnehmer innerlich durch den Wald und dann in die Richtung eines Gipfels. «Ich konnte die Sonne spüren. Es wurde immer schöner und wir gingen immer höher. Dann sagte der Dozent: 'Du siehst nun ein Feuer der Liebe. Wirf hinein, was du mitgenommen hast.' Doch ich hatte nichts.»

Gebete der Mutter

In dieser Mediation spürte sie die Hitze. «Aber ich konnte meine Augen nicht öffnen, ich war in einem machtlosen Zustand. Da hörte ich eine Stimme sagen:'Julia, du hast etwas – dein Leben.' Ich dachte: 'Nein, das ist gegen Gott, – nein, das kann ich nicht abgegeben.' Ich dachte, dass ich jetzt sterbe. In diesem Moment kamen zwei Engel und sagten: 'Du darfst dein Leben loslassen.' Ich warf es ins Feuer.» Dann rief der Dozent die Meditierenden zurück in die Gegenwart. Es war Julias letzte Meditation, ein Jahr später wurde sie Christin.

Ihre Mutter sei sehr gläubig gewesen. «Sie betete viel für mich. Im Nachhinein denke ich, dass Gott mich dadurch gefunden hat. Nicht im Feuer der Liebe, sondern in Jesus. Diese Meditationen sind wie eine schöne Wohnung mit einer offenen Türe: Es kommt rein, wer will, auch der Teufel.»

Gefunden

Julia wagte den Schritt auf die andere Strassenseite in die Stadtmission. Durch einen Glaubenskurs fand sie zum christlichen Glauben. «In den nächsten zwei Jahren löcherte ich Pastor Gust Ledergerber mit meinen Fragen. Ich werde das nie vergessen und bin sehr dankbar.» Und noch etwas sagte er ihr: «Gott hat einen Plan für dich.»

«Ich stellte fest, dass die Menschen im New Age zusammenbrechen, weil sie Gott nicht finden. Viele meiner Wegbegleiter gibt es nicht mehr. Es ist, als ob man nach Amerika gehen muss, aber die Adresse nicht kennt. Im christlichen Glauben hat man eine Wohnung, die von Gott für einen vorbereitet wurde. Man geht in Jesu liebende Arme und nicht ins Nichts. Ansonsten landet man mit allen Werken im Nichts. Wenn ich sterbe, gehe ich nach Hause zu Jesus. Ich denke, etwas Schöneres gibt es nicht.»

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Datum: 17.03.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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