Im Strudel des Syrien-Konflikts
Libanons Christen müssen Hoffnungen aufschieben
Das Oberhaupt der arabischen Christen in Syrien, Patriarch Johannes X., ist am Samstag mit einem Friedensappell in Istanbul eingetroffen. Er kämpft um eine repräsentative Delegation für die Verhandlungen in Genf. Gleichzeitig dämpft der Konflikt in Syrien die Hoffnungen der libanesischen Christen für eine bessere Regierung.
Gerade die orthodoxen Christen in Syrien geraten beim Aufstand gegen die Assad-Diktatur zwischen alle Mühlsteine. Patriarch Johannes X. bemüht sich in Istanbul gezielt, den syrischen Christen eine repräsentative Vertretung in der oppositionellen Nationalen Koalition zu sichern.
Diese ringt seit Tagen hinter verschlossenen Türen um ihre Mannschaft für jene Friedenskonferenz zu Syrien, die sich am dritten Juni-Wochenende in Genf versammeln soll. Der politische Führer des Assad-feindlichen Christenlagers, Michel Kilo, fordert für seine linksliberal orientierte Gruppierung ein Viertel der 60 Delegierten. Auch mehr Frauen möchte er in Genf mit dabei haben.
Christlich-islamistischer Konflikt um Konferenzdelegation
Dem widersetzen sich aber hartnäckig die Islamisten-Rebellen unter Mustafa al-Sabbagh, zu Deutsch «der Klempner» (Installateur). Ihm steht darin der syrische Muslimbruder Mahmud Taifur zur Seite. Gemeinsam haben sie schon zu verantworten, dass der im März in Katar installierte, prowestliche Oppositions-Ministerpräsident Ghassan Hitto noch immer keine Gegenregierung zum Assad-Regime bilden kann. Jetzt wollen sie den christlichen und säkulären Kräften in der Delegation für Genf nur einen Zwölftelanteil zugestehen. Die Stimmung im Istanbuler Exil wird explosiv.
Von Friedensaussichten ist auch in Syrien selbst kaum etwas zu spüren, eher das Gegenteil: Die strategisch wichtige Stadt Kussair, nahe an Libanons Nordostecke, wird weiter verbissen umgekämpft. Das destabilisiert auch den Libanon, aus dem Hisbollah-Verbände den bedrängten Truppen ihres schiitischen Konfessionsbruders, des Alauwiten Assad, zu Hilfe eilen. Im libanesischen Tripolis proben bereits sunnitische und alauwitische Freischaren einen neuen Bürgerkrieg wie zwischen 1985 und 1990. Darauf wurden die für den 17. Juni angesetzten Neuwahlen gleich bis November 2014 aufgeschoben.
Auch Hoffnungen verschoben
In ein neues Parlament haben gerade Libanons Christen die Hoffnung gesetzt, dass es die gegenwärtige politische Vorherrschaft der Hisbollah-Schiiten, flankiert von rechtsradikalen christlichen Aussenseitern um den Ex-General Michel Aoun, beenden würde. Die Wahlabsage bringt aber eine Machtverlängerung für die Assad-freundliche Regierung Mikati in Beirut.
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Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet
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