Syrischer Christ wird Friedensstifter

«Die Befreiung nicht den Islamisten überlassen!»

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In Ras al-Ain schweigen endlich die Waffen.
Im seit Wochen heiss umstrittenen Ras al-Ain (zu Deutsch: Grosser Brunnen) an der syrisch-türkischen Grenze schweigen endlich die Waffen. Gekämpft hatten dort nicht etwa Aufständische mit Truppen des Regimes von Noch-Präsident Baschar al-Assad: Es waren kurdische Rebellen, die sich die strategisch wichtige Stadt mit der «Freien Syrischen Armee» und radikal islamischen Milizen streitig machten. Zu leiden hatten darunter besonders die rund 20'000 Syrisch-Orthodoxen und Armenier von Ras al-Ain. Auch sonst sind es in den bald zwei Jahren von Syriens Wirren fast immer und überall Christen, die zwischen die Mühlsteine der Bürgerkriegsfronten geraten.

«Gefährlichster Widersacher» setzt sich ein

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Michael Kilo
Diesmal ist es aber erstmals ein Christ, der die Waffenruhe in Ras al-Ain vermittelt und durchgesetzt hat: der 72-jährige Orthodoxe Michael Kilo. Ein Menschenrechtsaktivist und Schriftsteller, der aus seinem Exil in Paris erst unlängst über die Türkei in die Heimat zurückkehrte. Dort ist der Mann, den Präsident Hafes al-Assad senior seinen gefährlichsten demokratischen Widersacher genannt hatte, auch nach langen Gefängnis- und Verbannungsjahren nicht vergessen. Michael Kilo warf jetzt sein ganzes Ansehen in allen Lagern – die Assad-Diktatur ausgenommen – in die Waagschale, um diesen Waffenstillstand durchzusetzen.

Kirchenvertretern, die ihm dankten, erklärte er, die Gefährlichkeit der Entwicklung in Ras al-Ain läge darin, dass die syrische Revolution dort zu einem Religionskrieg islamistischer Extremisten gegen alle Andersgläubigen verkommen sei. Eine solche Pervertierung der demokratisch-liberalen Anliegen des Arabischen Frühlings gelte es jetzt in ganz Syrien zu verhindern.

Konsens für Syriens Zukunft

In diesem Zusammenhang ruft Michael Kilo die syrischen Kirchenführer auf, doch nicht länger mit Treuebezeugungen für Baschar al-Assad und sein Regime hervorzutreten. Sogar der neu gewählte griechisch-orthodoxe Patriarch Johannes X. hat bei seiner Amtseinführung in Damaskus am 13. Februar «die bluttriefende Hand von Baschar geschüttelt» und ihm Erfolg bei der Wiederherstellung von «Ruhe und Ordnung» gewünscht. Derartige Gesten liefern – so Michael Kilo – Syriens Christen der Verachtung und dem Hass der mehrheitlich politislamisch geprägten Aufständischen aus.

Hingegen lobte der Friedensstifter von Ras al-Ain jene syrisch-orthodoxen Bischöfe, die schon mutig für die Demokratisierung eintreten. Jetzt müsse es bald einen Konsens von orthodoxen, katholischen und den zwar wenigen, aber beispielhaften evangelischen Christen für Syriens Zukunft nach Assad geben: «Wir dürfen unsere Befreiung nicht den Islamisten überlassen!»

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Datum: 22.02.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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