Bürgerkrieg in Afrika

Südsudan – warum wir jetzt nicht wegschauen dürfen

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Die Nachrichten sind voll vom Flüchtlingselend der Syrer und Iraker. Die «Balkanroute» ist im Fokus der Berichterstattung. Doch dies bedeutet nicht, dass es an anderen Konfliktherden inzwischen friedlicher zugehen würde. Das Leben im Südsudan zum Beispiel ist nach wie vor von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geprägt – die UNO und World Vision zeichnen ein düsteres Bild.

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Die Menschen im südsudanesischen Bahr el-Ghazal sind mitten in einer Hungerkatastrophe.
Die junge Nation wird seit 2013 vom Bürgerkrieg bestimmt. Darin streiten Präsident Salva Kiir, der zu den Dinka gehört, und der ehemalige Vizepräsident Riek Machar vom Stamm der Nuer um die Macht. Zehntausende wurden bereits Opfer dieser Stammesfehde, über zwei Millionen Menschen sind deswegen auf der Flucht.

UNO-Bericht: systematische Gewalt

In einem UNO-Bericht zur Lage im Sudan wird festgehalten, dass es sich hier um «eine der entsetzlichsten Menschenrechtsverletzungen weltweit» handelt. Er enthält erschütternde Berichte über Zivilisten, die verdächtigt werden, die Opposition zu unterstützen. Erwachsene, Kinder, Behinderte werden lebendig verbrannt, in Containern erstickt, am nächsten Baum aufgehängt oder in Stücke geschnitten. «Ausmass und Art besonders der sexuellen Gewalt – hauptsächlich durch Regierungssoldaten der SPLA und angeschlossene Milizen – werden in ihren schrecklichen Details beschrieben. Beiläufig und doch berechnend werden so Zivilisten umgebracht, Eigentum und Existenzen zerstört.»

Für den Zeitraum eines halben Jahres listet der UN-Report über 1'300 Vergewaltigungen allein im Gebiet «Unity» auf, einem von zehn Landesteilen. Einmal stritten sich Soldaten darüber, ob sie ein sechsjähriges Mädchen nun vergewaltigen sollten oder nicht. Am Ende erschossen sie es einfach… Zeid Ra’ad Al Hussein von den Vereinten Nationen beschreibt die Anzahl der Vergewaltigungen im Report als «Momentaufnahme des grossen Ganzen» und zeigt, dass dieses Instrument des Terrors international bis jetzt kaum Beachtung findet.

World Vision: verhaltener Optimismus

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Als Sklavin wurde Amel Dor Manyuol jahrelang schikaniert, misshandelt und vergewaltigt. Ihr rücksichtsloser Sklavenhalter ist zugleich Vater ihres anderthalbjährigen Sohns Kuol.
Jessica Bousquette engagiert sich bei World Vision für Kinderrechte. Sie erzählt dem Relevant Magazine in einem Interview, dass sie trotz der desolaten Situation im Land Hoffnung habe. Genau wie die offiziellen Beobachter der UNO, sieht Bousquette die katastrophalen Folgen des Bürgerkriegs besonders für Frauen und Kinder – inzwischen sind fast 75 Prozent der kämpfenden Soldaten minderjährig!

Im August letzten Jahres kam es zu einem ersten Friedensabkommen zwischen den Konfliktparteien. Auch wenn echter Friede noch weit entfernt scheint und viele Menschen kaum Zugang zu Hilfslieferungen haben, betont Bousquette: «Die Aufgabe ist noch nicht geschafft, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung. Es besteht Hoffnung für den jüngsten Staat, dass er zum Frieden zurückkehren kann.»

Christen weltweit: gegen das Vergessen

Den Christen in der westlichen Hemisphäre schreibt Jessica Bousquette ins Stammbuch, dass sie durchaus etwas bewirken können. Zuerst einmal ist es wichtig, den Bürgerkrieg – und vor allem die Menschen darin – nicht zu vergessen. Dazu gehört auch, dass sie sich dafür stark machen können, dass bereits beschlossene Hilfsprogramme auch umgesetzt werden. Die UN und verschiedene Hilfsorganisationen haben laut Bousquette bisher erst neun Prozent der Mittel eingesetzt, die sie für den Südsudan bereitstellen wollten. «Jede Verzögerung beim Verteilen kostet weiteren Kindern im Südsudan das Leben», stellt sie klar. Und fordert dazu auf, sich an die Politiker in den eigenen Wahlkreisen zu wenden, sie zu erinnern und ihnen zu zeigen, dass der Südsudan weiterhin Anteilnahme findet. Ihren Wunsch für das gebeutelte Land formuliert die Kinderrechtlerin so: «Im Südsudan warten wir noch auf die erste Generation von Kindern, die keine gewaltsamen Konflikte erlebt hat.»

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Datum: 04.04.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Relevant Magazine

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