Heilung seelischer Verletzungen
Südsudan – Mit der Bibel gegen Traumata
Der Südsudan ist ein junger Staat. Erst seit 2011 ist er unabhängig vom islamisch geprägten Sudan. Doch die kurze eigene Geschichte ist bis jetzt eine Fortsetzung der vorigen Jahre und Jahrzehnte: Unruhen, Flucht und Krieg beherrschen den Alltag vieler. Die Südsudanesische Bibelgesellschaft tritt mit der Bibel dagegen an.
Der Bürgerkrieg im Südsudan dauert bereits so lange, dass man sich kaum an ein «Davor» erinnert. Zumal es auch vor Beginn des Krieges mit dem islamisch geprägten Sudan vor 30 Jahren und anderen Nachbarn keine friedliche Region war.
Eine traumatisierte Bevölkerung
Weit über zwei Millionen Tote in einem Staat mit wahrscheinlich elf Millionen Einwohnern sprechen eine deutliche Sprache: Hier kennt jeder Einzelne Menschen, die ums Leben gekommen sind. Die auf der Flucht waren oder es noch sind. Grosse Teile der Bevölkerung sind traumatisiert. Und die aktuellen Unruhen lassen es nicht zu, dass die alten Wunden heilen. Wie kann man den Menschen im Südsudan in dieser Situation helfen? Zahlreiche Hilfswerke und Missionsorganisationen engagieren sich bereits in der Region, doch der Weg zur Normalität ist weit.
Bibeln als Hilfsangebot
Die Mehrheit der Südsudanesen sind Christen. Ihnen, aber auch den Anhängern von Naturreligionen und den vereinzelten Muslimen möchte die Südsudanesische Bibelgesellschaft «Juba» jetzt mit einer besonderen Aktion helfen: Sie bietet ihnen Trauma- und Lesekurse an. Man geht von 73 Prozent Analphabeten im Land aus. Durch verteilte Bibeln und Schulungen will die Bibelgesellschaft die beiden grossen Probleme des jungen Staates mit der schweren Geschichte gemeinsam angehen. Das Ausbildungsniveau soll steigen, seelische Wunden heilen und neuer Friede wachsen.
Versöhnung als Ziel
Das evangelische Nachrichtenmagazin idea zitiert den Leiter der Südsudanesischen Bibelgesellschaft, Edward Kajivora, der unterstreicht, dass nicht nur internationale Spenden, sondern auch viele ehrenamtliche Helfer die Kurse mit der Bibel erst möglich machen. Dazu würden sie im Vorfeld als Kursleiter von der Bibelgesellschaft geschult und mit Bibeln ausgestattet. Und Isaiah Peni, der Leiter eines Seminars für Traumageschädigte, ergänzt, dass die biblische Botschaft von Vergebung und Versöhnung die Menschen stark bewege.
Frommer Wunsch oder einzige Chance?
Wenn man davon hört, dass sich ein paar Christen mit der Bibel in der Hand aufmachen, Versöhnung zu predigen und wirklich damit rechnen, dass gesellschaftlichen Zustände dadurch verbessert werden, dann klingt das nach Utopie. Nach einem im wahrsten Sinne frommen Wunsch. Doch es steckt mehr dahinter. Die südafrikanische Professorin Pumla Gobodo-Madikizela zieht in ihrem Artikel «Trauma und Versöhnung – Lehren aus Südafrika» für die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung sehr ähnliche Schlüsse: Die Psychologin unterstreicht, dass ein fortgesetzter Dialog der Konfliktparteien nötig ist, ein Dokumentieren der Vergangenheit, wie es in Südafrika z. B. durch die «Wahrheits- und Versöhnungskommission» geschah. Auf dieser Basis betont sie, «dass Versöhnung entscheidend dazu beitragen kann, Gesellschaften, deren jüngste Geschichte von massiven Traumata geprägt ist, langfristig Frieden und Heilung zu bringen».
Dies klingt ein wenig nach dem Angebot, das Jesus damals einem traumatisierten Volk in einem besetzten Land gemacht hat: «Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.» (Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 27)
Zum Thema:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / idea
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