Südsudan

Der Völkermord geht weiter

Der Völkermord in Darfur geht weiter. Und auch der Südsudan wird in den Sog dieses Genozids hineingezogen. Eine Bestandsaufnahme.

«Wir spürten Hilflosigkeit», sagt Gunnar Wiebalck und hält kurz inne. Gerade erst ist der Mitarbeiter der «Christian Solidarity International» (CSI) aus dem grössten Land Afrikas zurückgekehrt. «Die Versprechen der Geberländer sind auf dem Papier geblieben. Man sieht hier vor Ort nichts davon.»

Zur Erinnerung: Im Januar 2005 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, das den Süden vor weiteren Übergriffen des Nordens schützen soll. Von 1983 bis 2004 war der Süden Schauplatz eines Völkermordes mit zwei Millionen Toten. Dies wollte die Weltgemeinschaft mit Wiederaufbauhilfe wettmachen. Doch die Gelder liegen laut Wiebalck bei der Weltbank in tiefem Schlummer.

«Die Bürokratie verhindert die Hilfe. Es müssten Formulare ausgefüllt werden, doch die Regierung im Süden ist dazu nicht in der Lage. Es fehlt an allem. Nicht einmal in der Hauptstadt Juba gibt es Strom. Der Generalsekretär arbeitet ohne Lohn. Wie man an die versprochene Hilfe herankommt, ist ein Rätsel.»

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Gunnar Wiebalck (l.) und John Eibner (r.) in den abgebrannten Trümmern eines Geschäfts in Mangar Ater.

Tausende sitzen im Busch

Wiebalck: «Der Süden müsste auch Geld aus dem Erdölgewinn des Landes erhalten. Doch auch da gibt es keinen Zugang.» Die schönen Friedensworte waren offenbar weniger wert als das Papier, auf dem sie standen.

Hinzu kommt, dass der Völkermord in Darfur ungebremst weitergeht. Über 200'000 Menschen wurden seit April 2003 umgebracht. Millionen flüchten, auch in den Südsudan, der sich noch nicht von den Wirren der Übergriffe erholt hat. Für Menschenrechtler Gunnar Wiebalck ist klar: «Der Völkermord in Darfur hat seine Ableger im Südsudan. Denn diese Flüchtlinge reissen das gebeutelte Volk noch tiefer ins Elend.» Zwar gelingt es den Einheimischen, provisorische Hütten mit Material aus dem Unterholz zu bauen. Wirklichen Schutz, gerade in der Regenzeit, bringen sie nicht.

Tausende Rückkehrer strömen in den Süden. Sie flüchteten früher aus dem Südsudan in den Norden und haben dort jetzt keine Bleibe mehr. «Unter diesen Rückkehrern sind auch Agenten der Regierung. Diese führen Sabotageakte aus, wie zum Beispiel Brandstiftung in Warenlagern.» Auch in diesen Ortschaften wurden einheimische Märkte niedergebrannt: Mangar Ater, Warawar, Tonj, Abyei, Gogrial und Pajok. Der Norden habe dem Süden Glaubensfreiheit versprochen. Auch dies werde untergraben, sagt Wiebalck.

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Leider bringt es diese Karikatur auf den Punkt. Der UN-Mitarbeiter sagt: «Meldet euch wieder, sobald einige Europäer drunter sind.»

Die UNO zögert weiter

Der UNO-Sicherheitsrat hat laut dem «Evangelischen Pressedienst» beschlossen, den Eingriff von Truppen ins westsudanesische Darfur vorzubereiten. Denn zwei Wochen nach Abschluss des Friedensabkommens haben Regierungsmilizen erneut mehrere Dörfer überfallen. Dass die UNO wirklich eingreift, muss angezweifelt werden.

Bereits im Juli 2004 versprach sie, Frieden in Darfur zu schaffen. UNO-Generalsekretär Kofi Annan damals: «Wenn es ein Problem gibt, kümmern wir uns darum.» Mittlerweile sind Millionen auf der Flucht, die UNO schaut zu (oder weg).

Zusammen mit Gunnar Wiebalck war auch der amerikanische Menschenrechtler Joe Madison im Südsudan. Nach seiner Rückkehr nach Washington sagte er: «Was ich auf dieser Reise gesehen habe, ist eine Fortsetzung des Völkermords ohne Gewehrkugeln.»

Aktion Nothilfe Sudan

Gemeinsam mit verschiedenen Hilfswerken läuft bei Livenet.ch und Jesus.ch die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Sie wird von drei Schweizer Werken unterstützt: CSI (Christian Solidarity International), Frontiers und Vision Africa. Letzteres ist nicht selber in diesem Land tätig, unterstützt diese Aktion aber publizistisch.

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Vertrieben aus El Obeid, gestrandet in Malualkon.

Wir bitten Sie um eine Spende.

Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI Schweiz, Sudan-Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

CSI ist seit 1992 im Sudan tätig. Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft und an die leidende Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden vom Werk getätigt und überwacht.

Statistik der Spenden

Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember 2004.

Bisher wurden 15’746,10 Franken gesammelt.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: rund 200'000
Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Hungerkatastrophe.

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John Eibner kümmert sich um hungernde Kinder.

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 300'000 Menschen (gemäss Washington Post)
Vertriebene: 2 Millionen Menschen (epd, UN-Schätzung)
Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen passieren «Verschleppungen».
Das Morden geschieht seit 2003.

Dank der Dokumentationsarbeit von CSI konnten der Genozid und die Versklavungen im Süden abgebremst werden.

Hintergrundinfos zur Aktion:
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/493/21137
Dossier Sudan

Homepages der beteiligten Organisationen:
CSI: www.csi-schweiz.ch
Frontiers: www.frontiers.ch
Vision Africa: www.visionafrica.ch

Datum: 06.06.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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