Meinte Jesus das ernst?
Keine Wohlhabenden in Gottes Reich...
Jesus sagte, dass reiche Menschen nur sehr schwer in Gottes Reich eingehen können. Auch wenn wir bei dieser Aussage einige Missverständnisse umgehen müssen, bleibt eine ernste und wichtige Warnung an uns alle.
Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der Jesus fragte, was er tun müsse, um ewiges Leben zu erhalten. Nachdem Jesus ihn zum Halten von Gottes Geboten aufgefordert hatte, gab er ihm noch einen letzten Job, um sein Ziel zu erreichen: «Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben.» (Matthäus, Kapitel 19, Vers 21)
Und dann endet die Geschichte mit der Aussage von Jesus, dass Reiche nur schwer in das Reich Gottes kommen. «Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.» (Matthäus, Kapitel 19, Vers 24)
Offene Frage
Wie sind die Forderungen von Jesus an den reichen Mann zu verstehen? Und wie bringen wir sie mit dem Evangelium, wie es beispielsweise von Paulus dargelegt wird, in Einklang? Gewisse moderne Bibellehrer versuchen die Spannung dadurch aufzuheben, indem sie erklären, dass Jesus damals noch nicht gemäss des neuen Bundes predigte und entsprechend das Gesetz forderte. Ohne auf die Frage einzugehen, ob das Handeln von Jesus jemals «vor dem Neuen Bund» war: Die Forderung, den Besitz zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben, findet sich nicht im Gesetz.
Trotzdem: Weshalb sagt Jesus dem wohlhabenden Mann, dass er in Gottes Reich hineinkommen würde, wenn er, zusätzlich zum Halten von Gottes Geboten, seinen Besitz verkauft? Hat es Jesus wirklich ernst damit gemeint, indem er eine Werkgerechtigkeit lehrte, die über die Forderungen des Gesetzes hinausgeht? Meinte er es ernst, dass es für Reiche so gut wie unmöglich sei, in Gottes Reich zu kommen? Was genau wollte Jesus sagen?
Ist Geld böse?
Heute betrachtet nicht nur die Gesellschaft, sondern auch ein grosser Teil der Kirche wachsenden Wohlstand als erstrebenswert. Da darf die Frage, ob Geld böse ist, kaum mehr gestellt werden. Im Blick auf die Aussagen von Jesus, liegt die Frage aber durchaus auf der Hand, inwieweit Geld das Hindernis ist, um Teil von Gottes Reich werden zu können.
«Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen», sagte Jesus und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass er damit einen Witz machte. Tatsächlich können wir beobachten, dass wachsender Wohlstand zunehmend zum Lebensinhalt wird. Reiche Menschen sind damit beschäftigt, ihre Besitztümer zu verwalten und ständig darum besorgt, Verluste zu verzeichnen. Aktienkurse müssen genauso im Auge behalten werden wie politische und globale Entwicklungen. Heute weiss man, dass Menschen ab einem gewissen Wohlstand mehr Stress haben, sich mehr sorgen und damit allfälliger für Krankheit, einen Herzinfarkt und andere Dinge mit lebensverkürzender Wirkung sind.
Nein, Geld ist nicht böse. Wenn wir aber unser Herz daran hängen, gibt es kaum mehr Raum für Gott – und genau darin liegt das Problem. Selbst das Geld des Mannes, der sich ums ewige Leben sorgte, war nicht das Problem. Der wesentliche Punkt liegt darin, dass er sich weigerte, sein Besitz an die Armen zu geben, als Jesus ihn dazu aufforderte.
Woran hängen wir unser Herz?
Jesus ging es nicht um den Besitz des Mannes, sondern um dessen Herz. Entsprechend ist nicht der Reichtum wohlhabender Menschen das Problem, sondern dass sie in ihrem Herzen daran hängen. An dieser Stelle muss klar sein: Jesus hat es ernst gemeint, als er sagte, dass Menschen durch ihren Reichtum von Gottes Reich abgehalten werden.
Die Frage ist nicht, wie viel Reichtum wir anhäufen, sondern ob wir unser Herz daran hängen. In gewissem Masse sind alle Menschen der westlichen Welt als reich zu erklären. So gilt uns allen die Frage, woran wir unser Herz hängen. Sind wir bereit, unseren Besitz (oder einen Teil davon) zu verschenken? Oder wollen wir mit solchen Gedanken nichts zu tun haben und suchen Ausreden wie «das wäre gesetzlich» oder «Gott gönnt mir meinen Wohlstand»? Auch der reiche Mann in unserer Geschichte hatte seine Ausreden. Letztlich sind alle diese Ausreden ein ernsthaftes Problem, denn sie offenbaren, dass uns Besitz wichtiger ist als Gott.
Das Herz frei kriegen
Wenn wir davon ausgehen, dass Jesus meint, was er sagt, tun wir gut daran, unser Herz zu prüfen. Hängt es vielleicht an Wohlstand und Besitz, an Vergnügen und Bequemlichkeit? Im folgenden drei Tipps, um das Herz frei zu kriegen.
Dankbarkeit: Ein Schlüssel gegen Habgier ist Dankbarkeit. Wenn uns bewusst ist, dass uns alles von Gott anvertraut wurde, können wir das Gute geniessen oder es auch weitergeben.
Grosszügiges Teilen: Echte Dankbarkeit führt zu einem grosszügigen Leben. Wir teilen, was Gott uns gegeben hat, weil wir von seiner Grosszügigkeit angesteckt worden sind.
Radikales Loslassen: Es gibt kaum ein besseres Heilmittel gegen Habgier als radikales Loslassen. Wer glaubt, keine 1'000 Franken für die «Not vor der Haustüre» zu haben, während er problemlos 2'000 Franken für seine Ferien lockermachen kann, hat das gleiche Problem wie der reiche Mann in unserer Geschichte. An diesem Punkt kann es sehr lohnend sein, die 2'000 Franken wegzugeben, und so das Herz frei zu kriegen. Geliebten Besitz zu verschenken mag für ein habgieriges Herz unmöglich scheinen, kann aber zu grossem Gewinn werden.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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