Höchste jüdische Instanz
Erstmals Gebäude aus Sanhedrin-Zeit gefunden
Erstmals haben israelische Archäologen nach eigenen Angaben die Überreste eines Gebäudes aus der Zeit der Sanhedrin gefunden. Dies war einst die oberste religiöse, politische und juristische Instanz des Judentums.«Es ist aufregend zu sehen, wie die antiken Berichte über die Sanhedrin in konkrete Beweise vor Ort gewandelt werden, in Form von Gefässen, Anlagen und Gebäuden. Die Israelische Altertumsbehörde prüft die Möglichkeit, einige dieser Funde zu bewahren und sie der Öffentlichkeit zu präsentieren», sagt Eli Eskozido, Direktor der Israelischen Altertumsbehörde (IAA).
Archäologen entdeckten das Gebäude in der zentralisraelischen Stadt Yavne. Der Sanhedrin war nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem vor mehr als 2000 Jahren nach Yavne umgezogen.
Unter den Überresten fanden die Forscher Kreidesteinbecher, «ein klarer Beweis dafür, dass die Bewohner des Gebäudes die jüdischen Gesetze der rituellen Reinheit einhielten».
Friedhof entdeckt
Die Ausgräber fanden auch einen beeindruckenden Friedhof, der rund 70 Meter vom Gebäude entfernt liegt. Nach Ansicht von Experten lag der Friedhof aufgrund seiner Lage wahrscheinlich ausserhalb der Stadtgrenzen nach jüdischem und römischem Recht.
«Wir sind auf Dutzende sorgfältig angeordneter Gräber gestossen, die in bestimmten Abständen angeordnet waren, was wahrscheinlich auf die Existenz einer 'Bestattungsgesellschaft' hinweist – einer offiziellen Stelle, die für die Bestattung zuständig war», so Pablo Betzer und Daniel Varga, Leiter der Ausgrabung in Yavne für die IAA.
Die Archäologen fanden 150 Glasfläschchen auf den Gräbern. «Diese dienten wahrscheinlich zur Aufbewahrung wertvoller Flüssigkeiten, wie zum Beispiel duftender Öle», sagt Yael Gorin-Rosen, Leiterin der Glasabteilung der IAA.
«In Yavne wurde Grundlage des heutigen Judentums gelegt»
«Etwa die Hälfte dieser Fläschchen wurde vor Ort hergestellt, die andere Hälfte wurde aus Alexandria in Ägypten importiert. Fläschchen dieses Typs wurden bei Ausgrabungen sowohl in jüdischen als auch in heidnischen Grabstätten aus dem ersten bis zum frühen dritten Jahrhundert nach Christus gefunden. Es ist ein Rätsel, warum die Phiolen ausserhalb der Gräber in Yavne aufgestellt wurden und nicht, wie üblich, innerhalb der Gräber», so Gorin-Rosen.
Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem durch die Römer und der Verlegung des Sanhedrins nach Yavne wurde die Stadt zum geistigen Zentrum des alten Israel. Dort stellten die alten jüdischen Weisen «die Tora im Land Israel wieder her und legten Gesetze fest, die der neuen Realität entsprachen, ohne den Tempel. Man kann sagen, dass die Grundlagen des Judentums, wie wir es heute kennen, in Yavne gelegt wurden», so die IAA.
Diese jüngste archäologische Entdeckung wurde bei Versuchen gemacht, neue Wohneinheiten in der modernen Stadt Yavne zu bauen. Oftmals führt das IAA vor Baubeginn in Israel Ausgrabungen durch, um archäologische Funde zu erhalten.
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Autor: Emily Jones / Daniel Gerber
Quelle: CBN / gekürzte Übersetzung Livenet.ch
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