Papa & Co
Auch Väter müssen loslassen
Ich denke an frühere Zeiten. War es nicht herrlich, als sie noch brav zwischen Mama und Papa gingen und zu uns aufblickten!? Waren das nicht tolle Zeiten, als ich sie mit meiner väterlichen starken Hand auffangen konnte, wenn sie stolperten!? Immer hatte ich mehr oder weniger den Eindruck, dass Väter vor allen Dingen stark sein müssen und den Kindern immer auch einen festen Halt bieten sollen. Was ist aber, wenn Väter einmal schwach werden?
Nicht mehr an Vaters Hand
Schwach werden kann man nämlich schon, wenn man es lernen muss, loszulassen. Christiane, meine Frau, und ich - wir können es uns nun schon bereits ausrechnen: Es kommt die Zeit, da werden wir voraussichtlich wieder allein in unserem Haus wohnen. In drei Jahren haben - so Gott will - alle ihren Schulabschluss. Sie werden im Studium oder sonst wo sein, aber nicht in unserem Haus, nicht mehr in unserem Blickfeld und nicht mehr an Vaters Hand.
Sicher werden sie viele Wege gehen, mit denen ich nicht einverstanden bin. Sie werden ihren eigenen Weg wählen und finden müssen. Hoffentlich immer im Einklang mit Gottes guten Absichten für ihr Leben. Dennoch: Wenn auch mein Verstand mir sagt, dass das der Lauf der Dinge ist - mein Gefühl kommt da nicht so schnell mit. Manchmal ist mir das Herz richtig schwer. Sorgen wollen meine Seele lahm legen.
Loslassen - und verbunden bleiben
Dann denke ich oft an eine bewegende Geschichte von Jesus: Da ist der Vater, der seinen Sohn loslässt, der aber immer in der Liebe mit diesem Sohn verbunden bleibt (nachzulesen in der Bibel, Lukas, Kapitel 15). Immer wieder denke ich an diesen Vater, der seinem "erwachsenen Kind" das zubilligt, was es einfordert. Der aber auch nicht aufhört, für diesen Sohn da zu sein.
Ich muss wohl noch viel von dieser Vaterseite lernen. Vater müssen nicht nur Halt geben, sie müssen vor allen Dingen auch loslassen lernen! Mir hilft es, wenn ich dabei mit diesem unserem göttlichen Vater sprechen kann. Ich bin oft am Beten. "Die Haupterziehungsarbeit geschieht immer auf den Knien!", sagte mir einmal ein Freund.
Wer liebt, kann loslassen
Er mag wohl recht haben. Wenn die Kinder klein sind, dann nehmen wir sie auf den Schoss; wenn sie gross sind, dann gehen wir umso mehr auf die Knie vor unserem himmlischen Vater und befehlen die Wege unserer kleinen Grossen dem Vater im Himmel an. Da, wo wir nicht immer mitgehen können, da dürfen wir den Heiligen Geist um sein Geleit bitten. Und eines ist mir ganz gewiss: Gott, der Vater im Himmel, hört diese Gebete. Er weiss, was es heisst, loszulassen. Auch er hat seinen Sohn einst loslassen müssen. Wer liebt, der kann das.
Autor: Heinrich Christian Rust
Quelle: Neues Leben
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