daFOO und DJ FreeG
«Ich glaube an ein Happy-End mit Gott»
David Bhend, alias daFOO,
produzierte gemeinsam mit DJ FreeG einen Corona-Song. «1000
Rolle för nes Fudi» von «Profi Music» schaffte es
in lokale Radio-Stationen. «Mir war es wichtig, etwas Hoffnung zu versprühen.
Wir übersehen, das selbst im Buch Offenbarung der Bibel am Schluss ein Happy
End ist», sagt Bhend im Interview mit Livenet.DJ FreeG, wie erleben Sie als DJ und Producer die Corona-Zeit?
DJ FreeG: Es ist leider sehr schwierig
für uns DJs und Producers, da wir bei der finanziellen Hilfe vom Staat
praktisch kein Geld erhalten. Zurzeit habe ich noch zwei Hochzeiten, bei denen
ich als DJ gebucht bin. Alle andern Events sind gestrichen.
Wie ist die Produktion zusammen mit daFOO entstanden?
DJ FreeG: daFOO hat mich angefragt, ob
ich gerne seine neue Single mixen und mastern kann. Ich fand den Song cool und
sagte ihm zu.
daFOO, bislang sangen Sie immer auf Englisch. Haben Sie das
«Zuhause» bleiben wegen Corona auch auf die Sprache ausgeweitet?
daFOO: Ja, da könnte man meinen, auch
so gibt es viral einen Lockdown… Corona ist ein Thema, das sehr eingrenzt.
Plötzlich ist der Feind nicht nur innerhalb der Landesgrenze, sondern noch auf
einer Distanz von zwei Metern!
Was ist der Hintergrund des Songs, wie ist er entstanden?
daFOO: Ich verarbeite
Alltagserlebnisse in meinen Songs. Bei «1000 Rolle för nes Fudi» gibt es eine
Riesenauswahl an Erlebnissen. Irgendwie war da anfangs März ein Hauch
Apokalyptik in der Luft. Plötzlich waren die Reis- und Pastaregale leer im
Coop. Über Instagram habe ich erfahren, dass auch in Asien WC-Papier rar
wurde. Man merkte, wie sich Leute
einbunkerten. Im Song gibt es eine Zeile: «Hey Walter, Du besch no gärn
am Schalter, aber Du hesch es gwössnigs Alter.» (Anm.d.Red.: «Hey Walter, du gehst
noch gern an den Schalter, aber du hast ein gewisses Alter») Mein Nachbar
heisst Walter und ist über 65 Jahre alt. Ich versuchte mir auszudenken, wie
dies auf ihn wirken könnte. Es sind also einige Eindrücke, die ich dann in einen Song
vepackte.
Welcher Inhalt wird transportiert?
daFOO: Der Song hat drei Phasen. Die
erste Phase ist bewusst humorvoll. Kosmetikstudios wurden geschlossen. Beine
wachsen war plötzlich etwas, das zum Beispiel Frauen selber machen mussten. Oder
Gerüchte, wonach gewisse Leute sich im Ausland Hunde kauften, damit sie nach
draussen gehen konnten.
Die zweite Phase ist doch recht Ernst. Menschen werden isoliert. Sie sterben sogar. Im Videoclip sind Orginalbilder von Militärlastwagen aus Norditalien, welche Leichen transportieren, die nicht beerdigt werden konnten. Dies war ein Horroszenanio. Doch am Schluss gibt es ein Happy End. Covid-19 wird von der Erdkugel abgeschüttelt.
Wie ist der Song angekommen, es gab auch Airplays in
Radios?
daFOO: Er wurde auf Radio 32 gespielt
und er ist in ein paar Playlists erschienen. Doch ich habe den Überblick echt
nicht. Im Moment sind noch zwei andere Songs in den Airplays.
Der Schluss des Liedes ist ein Gebet, was wird dadurch
ausgedrückt?
daFOO: Mir war es wichtig etwas
Hoffnung zu versprühen. Ich merkte, viele Leute leiden enorm unter dieser
Situation. Persönlich glaube ich aber auch an ein Happy End mit Gott. Wegen
unserer selektiven Wahrnehmung übersehen wir gerne, dass selbst beim Buch Offenbarung
der Bibel am Schluss ein Happy End ist.
Der Song ist gemeinsam mit DJ FreeG entstanden, welche Rolle
spielte er?
daFOO: FreeG ist eine super
Ergänzung. Ich bin der Typ mit den vielen Ideen. Ich will manchmal zu viel mit
meiner Musik. FreeG ist eher der gemütliche Berner Bär. Er bringt es auf den
Punkt. Er ist der Mensch mit den Hammer Beats, wummerigen Bässen. Und dann
rundet er alles super ab beim Mixing und Mastering.
Neben dem Wirken als Musiker sind Sie Sozialdiakon – welche
Erlebnisse und Ängste spielten in die Texte mit rein?
daFOO: Als der Shut Down da war,
meinte eine Jugendliche: «Haben wir Jugendliche noch eine Zukunft? Das 2020
fängt ja katastrophal an. Zuerst gab es fast einen dritten Weltkrieg. Dann
waren die Buschbrände in Australien. Das ganze Klima ist am A… und jetzt noch Corona.» Auf eine Art hat sie ja recht. Aber wenn sie nicht immer
über soziale Medien alles aus aller Welt erfahren würde, dann hätte sie
vielleicht mehr Hoffnung. Es kursieren nicht nur Fake News. Von Bad News hören
wir auch zu viel. Diese Jugend braucht Hoffnungsquellen. Die wurden schon vor
Corona sehr rar.
Man weiss nicht, wie es mit Corona weitergeht, ob es
schlimmer oder besser wird. Wie begegnen Sie als Jugendarbeiter und
Sozialdiakon den jungen Menschen?
daFOO: Manchmal habe ich das Gefühl, es
passiert eine Art Brainwash mit der gesamten Menschheit. Aber die Jugend ist
der Ort, wo es am ehesten an die Oberfläche kommt. Mir scheint, dass in den
letzten paar Jahren ein Shift passiert ist. Menschen werden immer
hoffnungsloser und haben einen Hang zur Panik. Irgendwie ist die Freude am
Leben abhandengekommen. Sind wir so leer geworden wegen unserem materiallen
Luxus? Oder vergiften soziale Medien unsere Seelen? Ich weiss es echt nicht. Mir ist es sehr wichtig, den Jugendlichen Hoffnung zu
vermitteln. Die Krise birgt immer eine Chance in sich. Sei es, dass man im Shut
Down zum Beispiel ein Hobby entdeckt. Oder einfach Freunde, Familie und das
Leben schlechthin schätzen lernt. In der Jugendarbeit haben wir oft Austausch über Zoom
gemacht. Auch haben wir als Kirche über verschiedene Plattformen Posts veröffentlich.
Da gab es spannende Reaktionen – persönlich hatte ich mit Dutzenden Austausch. Einige leiden sehr an der Isolation. Andere machen jetzt
erst recht Grillpartys. Ich wohne in der Nähe eines Waldes, etwa 100 Meter
neben einer Brätelstelle. Da ist jeden Abend was los. Von wegen
Versammlungsverbot…
Erleben Sie, dass die Menschen in den letzten Wochen und in
der aktuellen Phase suchender geworden sind?
daFOO: Ich denke schon. An den
Reaktionen auf den Social Media ist dies sicher so. Ich habe gehört, dass vor ein,
zwei Monaten das Wort «Gebet» eines der meist gesuchten Worte bei Google war. Die
Frage ist natürlich, wie lange dieses Suche andauert.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
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