Konkurrenz zu den Kirchen?
Ostern – erklärt by Aldi
Der Grossverteiler ALDI Süd in Deutschland erklärte 2017 in seinem Online-Ratgeber den Sinn von Ostern. Und beschreibt Dinge einfach und klar, die bisweilen in Kirchen schamhaft verschwiegen oder mythologisch umgedeutet werden. Weil's so gut war, weisen wir 2020 gerne nochmals darauf hin.«Osterbräuche – Osterhase, Eiersuche und Co.» – Aldi macht sich daran, seinen Millionen von Kunden den Sinn eines christlichen Festes zu erklären. «Ostern ist Familienzeit, wo sich Alt und Jung zum fröhlichen Beisammensein und Osterschmaus treffen» – so der Einstieg ins Thema, der auch auf eine Kanzel passen könnte. Nach einem Ausflug in die Frage, wann Ostern gefeiert wird (mit historischem Hintergrund), kommt der Ratgeber auf die zentrale Frage zu reden «Warum feiern wir Ostern» – und überrascht mit klarer Ansage.
Noch wichtiger als das Weihnachtsfest
«An Ostern feiern Christen auf der ganzen Welt jedes Jahr die Auferstehung von Jesus Christus, dem Sohn Gottes», erklärt Aldi. «Es ist das wichtigste Fest der christlichen Kirche – sogar noch wichtiger als das Weihnachtsfest. In den Tagen rund um das Osterfest – Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag – finden deshalb auch besondere Gottesdienste in den Kirchengemeinden statt.»
Die Karwoche beginnt bekanntlich mit dem Palmsonntag. Aldi erklärt: «Der Palmsonntag ist der Sonntag vor Ostern und der Beginn der Karwoche. Dann wird der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert. (…)
Hintergrund:
Vor über 2'000 Jahren, als Jesus lebte, kamen jedes Jahr viele Menschen nach Jerusalem, um das jüdische Pascha-Fest zu feiern. Da Jesus Jude war, machte auch er sich am Palmsonntag auf den Weg nach Jerusalem. Er ritt auf einem Esel in die Stadt und wurde von den Menschen freudig empfangen. Als Zeichen ihrer Verehrung legten die Juden Palmzweige auf den Boden, damit der Esel nicht im Staub laufen musste.
Jerusalem war damals von den Römern besetzt. Die Menschen in Jerusalem hofften, dass Jesus sie von dieser Herrschaft befreien würde. Dass Jesus so beliebt war, machte den Römern Angst. Sie befürchteten, der Mann aus Nazareth könnte vom Volk zum König gemacht werden.»
Gründonnerstag
Ganz im Vorbeigehen wird den Aldi-Kunden auch die Bedeutung des Abendmahls erklärt: «Einige Tage später ist Gründonnerstag, dann gedenken Christen dem letzten Abendmahl. Die Menschen erinnern sich an den Tag vor der Kreuzigung Jesus. Der Gründonnerstag bedeutet den Abschied von Jesus und die Bitte um Vergebung der Schuld.
Hintergrund:
Jesus feierte mit seinen Jüngern, den zwölf Aposteln, das Abendmahl. Gemeinsam tranken sie Wein und Jesus brach ein Brot, das er unter allen verteilte. In der Bibel steht, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass ihn einer seiner zwölf Apostel an die Römer verraten und er deshalb den Tod finden würde. Und genau so kam es auch, Jesus wurde von seinem Jünger Judas verraten. Jesus bat seine Jünger, auch zukünftig zum Gedächtnis an seinen Tod gemeinsam das Abendmahl zu feiern.»
Karfreitag
Warum ist dieser Freitag «Kar»? Auch hier weiss Aldi Antwort: «Der Überlieferung nach ist der Karfreitag der Todestag Jesu. Er ist der höchste kirchliche Feiertag und stellt den Höhepunkt der Karwoche dar. Seit dem frühen Christentum wird der Karfreitag dem Gebet, der Busse und dem Fasten gewidmet. 'Kar' ist abgeleitet von dem Wort 'Chara' und bedeutet 'Kummer' oder 'Sorge'. An diesem Tag sollten keine Tanzveranstaltungen oder anderen Feste stattfinden.
Hintergrund:
Der Jünger Judas verriet den Römern, wo sie Jesus finden können. Als Belohnung bekam er von ihnen einen Sack voll Gold. Nachdem römische Soldaten Jesus gefangen genommen hatten, wurde er von Pilatus, dem mächtigsten Mann der Stadt, zum Tode am Kreuz verurteilt. Sein schweres Kreuz musste Jesus selbst auf den Berg tragen, auf dem er wenig später gekreuzigt wurde und starb.»
Ostersonntag und -montag
Ostern selbst ist der Höhepunkt der Woche und wird «häufig in der Familie gefeiert, zum Beispiel bei einem ausgiebigen Osterbrunch», beschreibt Aldi und erklärt, was hinter dem Tag steht: «Am Ostersonntag wird die Auferstehung Christi gefeiert. Im Gottesdienst erinnert ein Licht symbolisch an die Auferstehung». Und was an Ostern geschah, wird kurz und klar beschrieben:
Hintergrund:
«Freunde und seine Mutter holten Jesus vom Kreuz, wickelten ihn in Tücher und legten seinen Körper in eine Höhle. Den Eingang der Höhle verschlossen sie mit einem grossen Felsen. Als einige Frauen am Ostersonntag nach dem Grab schauen wollten, sahen sie, dass der Fels zur Seite gerollt und das Grab leer war. Plötzlich erschien ihnen ein Engel und erzählte von Jesus Auferstehung. Diese Auferstehung Christi von den Toten wird am Ostersonntag gefeiert. Der Ostermontag geht auf ein im Lukasevangelium beschriebenes Ereignis zurück: Drei Tage nach der Kreuzigung Jesu treffen zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus einen Unbekannten, den sie später als Jesus erkennen. Sie kehren nach Jerusalem zurück und berichten dort von der Auferstehung Jesu.»
Fastenzeit – 40 Tage ohne
Warum wird vor Ostern oft gefastet? Aldi erklärt kurz und doch umfassend, woher dieser Brauch kommt: «Eine Fastenzeit gibt es in allen Religionen. Sie dient dazu, dass sich die Gläubigen durch den Verzicht wieder stärker auf den Glauben konzentrieren und sich Gott annähern sollen. Christen gedenken in der Fastenzeit des Leidens und Sterbens Jesu. Die klassische Fastenzeit im Christentum dauert 40 Tage und dient der Vorbereitung auf das Osterfest. Die Sonntage werden nicht als Fastentage gezählt, daher kommt man auf 40 Tage. Die Zahl 40 ist dabei kein zufälliger Zeitraum. Sie ist eine biblische Zeitspanne. Im Alten Testament wird beispielsweise von Mose und auch von Elija berichtet, dass sie 40 Tage enthaltsam lebten. Im Neuen Testament wird zudem von einer 40-tägigen Fastenzeit von Jesus erzählt. Die Fastenzeit beginnt unmittelbar nach Karneval am Aschermittwoch und endet in der Osternacht. In dieser Zeit haben Christen ursprünglich auf den Genuss von Fleisch, Milchprodukten und Eiern verzichtet. Heute wählen viele Menschen den Verzicht auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel ganz individuell, zum Beispiel Süssigkeiten, Kaffee, Nikotin oder Alkohol. Die Fastenzeit soll den Menschen helfen, die für Leib und Seele manchmal ungesunde Lebensweise zu überdenken und umzukehren.»
Auch das Osterlamm, das Osterfeuer und schliesslich – klar – der Osterhase werden sach- und fachgerecht erklärt. Ostern, erklärt by Aldi – ein konsequenter Schritt, nachdem Konsumtempel immer mehr die Rolle der Kirchen einnehmen? Wie auch immer – zumindest auf der Website des deutschen Konsum-Riesen, der mit über 10'000 Filialen mitttlerweile in 19 Länder expandiert ist, bekommt Herr und Frau Konsument beispielhaft klare Informationen über den historischen Kern des Christentums. Bravo, Aldi!
Zur Webseite:
Aldi Online Ratgeber Osterbräuche
Zum Thema:
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / ALDI Süd
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