Lektionen für schwere Zeiten
Wenn unsere Freude nicht von dieser Welt ist
Schon immer litten Christen unter Schikane und Verfolgung. Der
erste Petrusbrief bereitet auf schwere Zeiten vor und die Lektionen sind auch
für uns heute relevant. Heute der erste Teil dieser neuen Livenet-Serie.
Im Jahr 64 n.Chr. begann die grosse Christenverfolgung unter Kaiser Nero. Wahrscheinlich schrieb Petrus seinen ersten Brief nur Monate zuvor, als die dunklen Wolken am Himmel immer deutlicher sichtbar wurden. Doch auch wenn der Brief praktische Anleitungen zum Verhalten bei erfahrenem Unrecht beinhaltet, geht es in erster Linie um die richtige Grundeinstellung der Gläubigen. Eine Grundhaltung, die gerade dann von grosser Bedeutung ist, wenn der äussere Druck wächst.
Ein unvergängliches Erbe
Gleich zu Beginn des Briefes schrieb Petrus von einem unvergänglichen Erbe, welches im Himmel für die Gläubigen aufbewahrt wird. Was genau dieses Erbe beinhaltet, beschreibt er an dieser Stelle nicht, dafür die Freude und den Jubel beim Empfangen. Im Gegensatz zu dieser zukünftige Freude sind die Probleme, denen wir heute ausgesetzt sind, von kurzer Dauer.
Dass Christen sich inmitten von Leid und Ungerechtigkeit auf das Zukünftige freuen, ist die Grundlage des Briefes. Natürlich lag damals vieles im Argen. Wer sich beispielsweise weigerte, dem Kaiser ein Opfer darzubringen und ihn als Gott zu huldigen, musste nicht nur mit Schikane und Diskriminierung, sondern auch mit körperlicher Misshandlung oder sogar dem Tod rechnen. Damals war es nicht ungefährlich, ein Nachfolger von Jesus zu sein und in Kürze sollte es noch viel schlimmer werden. Umso mehr drängte es sich auf, sich auf das Zukünftige, das Ewige zu besinnen und sich darauf zu freuen.
Christen sind Fremdlinge in dieser Welt
Petrus sprach seine Leser als Fremdlinge und Gäste in dieser Welt an (1. Petrus, Kapitel 2, Vers 11). Als solche sollten sie sich anders verhalten als Menschen, deren einzige Ziele in dieser Welt liegen. Sie sollten sich beispielsweise nicht gegen erfahrenes Unrecht auflehnen und stattdessen Gutes tun. Die Freude am Zukünftigen soll nie zu Passivität, sondern zu einem aktiven Lebensstil führen. Gutes zu tun bedeutet aber nicht, sich für eigene Rechte einzusetzen oder sich gegen erfahrenes Unrecht zu wehren. Schon Jesus hatte angekündigt, dass seine Nachfolger Unrecht ertragen müssen.
Menschen neigen dazu, sich gegen erfahrene Ungerechtigkeit und Schikane zur Wehr zu setzen. Petrus hingegen forderte auf, sich glücklich zu schätzen, wenn wir wegen Jesus leiden. Und genau an dieser Stelle zeigt sich die reale Kraft eines lebendigen Glaubens. Durch den Glauben leben wir nicht nur für das Zukünftige, sondern in gewissem Sinne sogar schon darin. Wir haben bereits Anteil am ewigen Erbe und schöpfen daraus Kraft und Freude, die nicht von dieser Welt sind. Ohne Zugang zu dieser Kraftquelle wird sich der Glaube in Drucksituationen schnell als leere, religiöse Luftblase entlarven.
Die erste Lektion ist elementar
Beim Vorbereiten auf kommendes Leid müssen wir erst zu dieser übernatürlichen Freude an der zukünftigen Welt finden. Wenn diese Lektion nicht verstanden wird, führen alle weiteren Diskussionen über Widerstand, Unterordnung oder Kampf für Gerechtigkeit am Ziel vorbei. Alle diese Themen, so wichtig sie auch sind und in der Bibel auch thematisiert werden, können nur im richtigen Licht betrachtet werden, wenn wir den Fokus auf unser zukünftiges Erbe richten.
Tun wir dies, betrachten wir das erfahrene Böse nicht nur als Übel, sondern auch als Chance, damit unser Glaube erprobt wird und wachsen kann. Ohne das Böse gutzuheissen oder zu entschuldigen, kann es doch dazu dienen, dass wir unseren Blick aufs Ewige schärfen und unsere Freude wächst – unabhängig der äusseren Umstände.
Wenn Freude nicht mehr aufgesetzt werden kann
Ganz grundsätzlich neigen Menschen dazu, sich vor anderen – und auch vor sich selbst – gut darzustellen. Wem der christliche Glaube wichtig ist, wird sich gerne als vorbildlicher Nachfolger von Jesus präsentieren. Je mehr wir unter Druck geraten, desto mehr werden unsere Masken fallen und wir uns selbst besser kennenlernen.
Wie verhalten wir uns, wenn der Druck steigt? Unter den auferlegten Einschränkungen während der Coronazeit wurde uns allen ein Spiegel vorgesetzt. Haben wir rebelliert und irgendwelche Menschen für die Misere beschuldigt? Oder haben wir uns resigniert zurückgezogen? Haben wir in Informationen und Aufklärung Sicherheit gesucht oder uns bei Gott geborgen gefühlt, ohne zu verstehen, was da alles vor sich ging?
Egal, wie Christen diese Zeit auswerten, sollte eine Sache uns alle verbinden: die Freude an unserem ewigen, unvergänglichen Erbe! Darin zeigt sich die Qualität unseres Glaubens und ob wir tatsächlich mit der Quelle der übernatürlichen Freude verbunden sind. Wer sich in widrigen Umständen an der Ewigkeit erfreuen kann und nicht fürs eigene Recht in dieser Welt kämpfen muss, ist bereit, Leidenden und Unterdrückten beizustehen, ihnen eine Stimme zu geben, sie zu trösten und ihnen zu dienen.
Zum Thema:
Leiten à la Josaphat: Vorangehen in unsicheren, dunklen Zeiten
«Gebet im Prozess»: Wie man in schweren Zeiten beten kann
Urs Dummermuth: In dunklen Momenten für die Menschen da
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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