Das dankbare Team (2)
Fünf Wege hin zu einem dankbaren Team
Wie funktioniert ein gutes Team. Wir bringen den zweiten Teil eines Aufsatzes des Gesamtleiters der Stiftung Gott hilft in Zizers, Daniel Zindel, der sich zum Thema sowohl fundiert wie auch praktisch äussert.
Drei Wege habe ich schon erwähnt (Das dankbare Team [1]).
- Den Auftrag und die Teamziele gut klären – wie sollte man gemeinsam an einem Strick ziehen, wenn gleich ein Dutzend Stricke zum Ziehen angeboten werden?
- Die Teamentwicklungsphasen zulassen und gut bewältigen.
- Eine gute Teamleitung anstreben – Führung kann man nicht dem Zufall überlassen.
Der vierte Weg besteht darin, Konflikte im Team konstruktiv zu lösen: Im Team prallen verschiedene Fachkompetenzen, Vorgehens- und Arbeitsweisen, Lebensalter, Geschlechter, Persönlichkeiten, Geschmacksrichtungen und Selbstwertgefühle aufeinander. Es gibt Konkurrenz (Mir hat da der lateinische Ursprung des Wortes geholfen: con-currere = zusammen einen Wettlauf bestreiten).
Zusammenstösse im Team
Neben Teamzielen werden individuelle Ziele verfolgt, die nicht immer zum Auftrag passen. Es gibt verschiedene Rollen im Team: den Macher, die Prüferin, den Bewahrer, die Beraterin, den Kreativen, die Überzeugerin, den Bewerter, die Entscheiderin. Da geht es nicht ohne Zusammenstösse ab. Wenn wir diese Spannungen nicht verneinen, sondern sie konstruktiv nutzen, werden alle Teammitglieder daran wachsen.
Ich denke an ein gemischtes Erziehungsteam. Die Männer beklagten sich, dass die Frauen gemeinsam vereinbarte Regeln in der pädagogischen Arbeit nicht einhielten. «Ihr fallt uns im erzieherischen Alltag in den Rücken», bemängelten die Männer. Wohl zu Recht. «Euch geht es immer nur um Regelungen. Es geht doch um Leben und nicht um Levelprogramme. Wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Maschinen», konterten die Frauen. Auch richtig. Mit dem dankbaren Blick für den Anderen begannen die Teammitglieder, die geschlechtsspezifische Andersartigkeit des Gegenübers nicht als Irritation und Störung zu sehen, sondern als echte Ergänzung. Das angstbesetzte Team sieht in der Andersartigkeit des Teammitglieds eine Bedrohung. Im dankbaren Team löst die Verschiedenheit des Anderen kurzfristig zwar Irritation aus. Doch gerade die Dankbarkeit bahnt den Ausstieg aus dieser Verunsicherung: «Ich bin dir dankbar; wo ich schwach bin, bist du stark. Wir können uns wunderbar ergänzen.»
Gib acht auf dein Herz
Das führt mich zum fünften Weg, der ein spiritueller ist. Er setzt nicht auf der Horizontalen der Führungsebene an, sondern auf der Herzensebene jedes Teammitglieds: «Mehr als auf alles gib acht auf dein Herz, denn aus ihm strömt das Leben» (Sprüche 4, Vers 23). Es gilt, sich als Teammitglied ein dankbares Herz zu bewahren. Ich darf ein froher Mensch werden und bleiben. Ich kann eine aufgeräumte Stimmung verbreiten. Das kann niemand an den Anderen delegieren. Da hat jedes Teammitglied seine eigenen Hausaufgaben zu machen: das Schöne im eigenen Leben zu sehen und sich mit dessen Widerwärtigkeiten und Verletzungen auszusöhnen. Es mag Zeiten geben, wo wir uns einander als Teammitglieder auch mit unserer Niedergeschlagenheit oder Aggression zeigen können. Da helfen wir, einander zu tragen. Aber das dankbare Team ist kein Abfallkübel, wo jeder seine unguten Gefühle abreagieren kann. Nochmals: Jeder darf mal durchhängen. Das entbindet uns aber als Teammitglieder nicht davor, achtsam zu sein und uns selbst zu führen. Es ist unser Job, mit Gott, mit uns und unserer Umwelt ins Reine zu kommen.Teamidentität und persönliche Identität
Dazu helfen Zeiten der persönlichen Stille, der Meditation, des Gebets. Da stehst du ganz allein vor Gott. Du löst dich aus dem Team. Du wirst nicht mit dem Team alt. Das Team macht nicht deine Identität aus. Im Zwiegespräch mit deinem Gott kommst du zur Ruhe, ins Lot. Du spürst den Himmel über dir und den Boden unter deinen Füssen. Du lässt alle Anspannung und Enttäuschung über dich und andere los. Du spürst, wie Ruhe einkehrt und sein Friede dich erfüllt. Du bist ganz Du - eine einzigartige Persönlichkeit. Gerade wer solche einsamen Momente vor Gott erlebt, kann sich wieder erneuert in die Gemeinschaft des Teams einbringen.
Vertiefungsfragen
Auftrag: Wie lautet unser gemeinsame Auftrag? Welche (Team-)Ziele wollen/müssen wir erreichen? Wo verfolgen wir als Teammitglieder auch Eigeninteressen? Welche liegen dabei im Rahmen? Welche sind nicht o.k.?
Teamentwicklung: Wo stehen wir in unserer Teamentwicklung? Können wir eine bestimmte Phase feststellen? Welche Ereignisse (Erfolgserlebnisse, Krisen, gelöste Konflikte) haben uns stark gemacht? Wofür können wir einander und Gott danken? Steht ein Entwicklungsschritt an?
Leitung: Wie genau findet in unserem Team-Leitung statt? Wer trägt dazu bei? Sind wir als Team «über- oder untersteuert» oder liegen wir in etwa richtig? Wo und wie wirkt sich die geistliche Dimension auf unser Leiten aus?
Ergänzung/ Konfliktlösung: Welche Stärken bringt jede/jeder von uns ins Team ein? Welchen Part («Rolle») spielt jeder/ jede von uns? Ist jede/jeder von uns auf seinem Platz? Nehmen und geben wir einander genug Raum? Ist es mir wohl mit dem, was ich bin und wie ich mich einbringe? Wo und wie stossen wir manchmal zusammen? Welche offenen oder auch verdeckten Konflikte kennen wir? Wo haben wir schon Lösungen erarbeitet oder sind uns diese geschenkt worden?
Persönliche Dankbarkeit: Wie trage ich zu meiner Dankbarkeit Sorge?
Daniel Zindel ist Gesamtleiter und Theologischer Leiter der Stiftung Gott hilft in Zizers GR
Zur Webseite:
Stiftung Gott hilft
Teamwork in Gemeinden: Was wir von den Curling-Frauen lernen können
Gemeinsam stark: Teamplayer gesucht
Das dankbare Team (1): Gemeinsam erreichen wir mehr
Autor: Daniel Zindel
Quelle: Livenet
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