Das dankbare Team (1)
Gemeinsam erreichen wir mehr
Wie sieht «das dankbare (Arbeits-)Team» aus? Welche Wege führen zu einem dankbaren Team? Daniel Zindel, Gesamtleiter und Theologischer Leiter der Stiftung Gott hilft, gibt hier ein paar hilfreiche Denkanstösse. Einige Fragen zur Vertiefung des Themas am Ende des Artikels laden zur Weiterarbeit ein.
«Toll, ein anderer macht's», kritisieren die einen die scheinbare Ineffizienz der Teamarbeit. «Together everyone achieves more» – gemeinsam erreicht jeder von uns mehr – loben andere das Potenzial von Teams. Ich gehöre zu den letzteren. Oft sind unsere beruflichen, manchmal auch familiären Herausforderungen so komplex, dass wir sie nur als Team bewältigen können. Fussball oder eine Symphonie spielst du nicht allein. Ich habe während der letzten 29 Jahre meiner beruflichen Tätigkeiten ausschliesslich in Teams gearbeitet. Als Teammitglied, als Teamleiter, als Teambegleiter. Ich habe dabei vieles kennengelernt: Von «Tricks, einander abartig mieszumachen» bis zum «Tempel: einheitsstiftend, aufbauend, motivierend».
Merkmale eines dankbaren Teams
Ein dankbares Team freut sich über gute Resultate und ist stolz auf seine Leistungen. Diese sind ihm keineswegs selbstverständlich. Es ist immer auch eine Portion «Glück» – theologisch Segen – dabei. Das dankbare Team weiss, dass es kein Anrecht auf Erfolg hat. Es ist sich bewusst, dass Siege erkämpft werden müssen, und dass es gegen Niederlagen nicht gefeit ist. Das dankbare Team ist auf Resultate seines Tuns ausgerichtet. Es hat einen klaren Auftrag. Auf dem gemeinsamen Weg hin zu den Ergebnissen macht das Team aber auch gemeinsame Erlebnisse. Dieses «Nebenprodukt» schweisst zusammen, stärkt den Teamgeist und macht dankbar. Das dankbare Team hat eine starke Identität. Diese wird durch den gemeinsamen Auftrag gestiftet, nicht durch Abgrenzung von anderen (Feindbilder in einem Team lassen eher auf ein unreifes als auf ein dankbares Teams schliessen).Ein reifes Team
Das dankbare Team ist somit ein reifes Team. Es hat die Honeymoon-Stimmung, wo man sich euphorisch zum ersten Mal traf, längst zurückgelassen: «Anfangs fanden wir uns alle toll. Wir haben uns damals unsere Ecken und Kanten noch nicht gezeigt, unsere Schwächen und Abgründe blieben hinter einer Maske verdeckt», sagte mir kürzlich ein junger Mann über sein Team. Die erste Phase einer Teamentwicklung («forming») kann recht harmonisch verlaufen. «Dann kamen die ersten Spannungen.» Teamspezialisten sprechen von der «Nahkampfphase» oder vom «storming» in der Teamentwicklung. «Heute können wir über unsere Konflikte lachen», sagt der junge Mann schmunzelnd, «damals vergossen wir still und heimlich unsere Tränen». Und er fährt fort: «Wir haben uns dann unsere Regeln erarbeitet: 'Wir sind pünktlich. Wir kommen vorbereitet. Wir sprechen nicht schlecht übereinander. Meine Stärke bügelt deine Schwäche aus und umgekehrt. Ich lerne von dir und du von mir'».
Nach der Phase des Sturmes kommt somit die Phase, wo sich das Team Regeln und Normen gibt. Nicht als Selbstzweck. Denn gerade dieses «norming» ist die Voraussetzung, dass man produktiv sein kann («performing»). All die Phasen, die ein Team durchläuft, sind wie die Jahrringe eines Baums. Teamdankbarkeit ist aus diesem Stoff gebaut. Das dankbare Team ist nicht unbedingt das bewahrte, sondern das bewährte.
Zusammen Krisen durchstehen
Im Jahr 2010 katapultierte uns als neu zusammengesetztes Leitungsteam eine Medienkrise innerhalb Wochen in den Modus des Hochleistungsteams. Gemeinsam durchlebten wir Phasen der Niedergeschlagenheit, der Ohnmacht, des Kampfs und der Euphorie. Jeder brachte sich mit seinen Stärken zu 150 Prozent ein. Wenn wir entmutigt waren, behielt mindestens einer von uns einen kühlen Kopf und einen starken Glauben. Zusammen erfolgreich durchgestandene Krisen bilden oft den Kern eines dankbaren Teams.
Zusammen feiern
Dankbarkeit muss ausgesprochen werden. Dankbar feiern. Wen feiert das dankbare Team? Sich selbst? Seine Kunden, Klientinnen und Fans? Die Auftraggebenden? Die Teamleiterin, den Trainer? Wohl ein wenig von allen. Das dankbare Team, das auch der Spiritualität Raum gibt, weiss über sich aber noch etwas Umfassenderes, dem der Dank gilt: Dem Geschenk des Lebens. Dem Schöpfer des Lebens. Dem Erlöser von verschüttetem Leben, der neues Leben schafft und entfaltet. Das dankbare Team drückt seine Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber Menschen und Gott aus. Dank ehrt Gott und Menschen. Dank ist eine Wahl. Dank öffnet den Blick für göttliche Ressourcen: «Wer mir Dank sagt, bringt mir ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Wer auf dem Weg bleibt, der erfährt meine Rettung.» (Die Bibel, Psalm 50,23).
Hat das dankbare Team einen Leiter, eine Leiterin? Wer repräsentiert, integriert, organisiert, koordiniert, kommuniziert, moderiert, balanciert und motiviert das Team? Das kann ein Kopf sein. Oder es teilen sich mehrere Köpfe des Teams diese Führungsaufgaben. Es ist ein Mythos, dass sich Führung im Team von selbst ergibt. Teams, die sich Gott gegenüber verdanken, sind neben menschlichen Führungsimpulsen in ihrem Handeln auch offen für die göttliche Kreativität und Koordination von oben. Auch dafür braucht es Gefässe und Methoden.
Gemeinsam wachsen, ...
Das dankbare (Arbeits)Team ist wachsam. Es darf nicht zum harmonischen Team verkommen. Sonst hat es sein Verfallsdatum überschritten, weil Korrektur- und Ergänzungs- und Erneuerungsmöglichkeiten in einem solchen Klima ausbleiben. Das dankbare Team ist ein offenes System. Es weiss, dass es teilen soll: Zum Beispiel mit den neuen Teammitgliedern, die dazustossen. Sonst werden diese zu Aussenseitern und die Dankbaren zu Veteranen. Solche sehen einfach alt aus. Das dankbare Team feiert den glücklichen Moment, will ihn aber nicht festhalten.
... aber sich nicht verführen lassen
Aber ist Religion nicht Opium des Teams? Sind dankbare Teams, die vor und mit Gott arbeiten, nicht angepasst oder gar verführbar? Über diese Frage darf nicht schnell hinweggegangen werden. Ich habe schon «religiös ruhiggestellte» Teams erlebt, wo eine «fromme» Leitung das Team subtil manipulierte – bzw. sich das Team manipulieren liess. Auch (religiöser) Gruppendruck kann für ein Team zur Gefahr werden. Dann werden individuelle Persönlichkeiten zu stromlinienförmigen Teammitgliedern reduziert. Gerade wer Spiritualität und Management als Paket ansieht, sollte diese Sätze quasi als Packungsbeilage lesen. Wo sich Teammitglieder aber in Freiheit begegnen und im Führungsstil ein Geist der Freiheit herrscht, treten diese Nebenwirkungen nicht auf. Solche Teams können durchaus kritisch und in gutem Sinne unbequem sein – sich selbst gegenüber wie gegen aussen.
Daniel Zindel ist Gesamtleiter und Theologischer Leiter der Stiftung Gott hilft.
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Autor: Daniel Zindel
Quelle: Livenet