Vietnam

Die Untergrundgemeinde wächst

Pastor Steve (Name geändert) war wegen seines christlichen Glaubens sieben Jahre in vietnamesischer Haft. Heute leitet er in seiner Heimat ein christliches Netzwerk, das verschiedene Bibelschulen und Ausbildungsstätten unterhält, Kinder- und Jugendlager durchführt, Nothilfe leistet und Verfolgten beisteht.

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Das Gemeindewachstum unter den Völkern der ethnischen Minderheiten Vietnams ist gross. Foto: Gottesdienst in einer selbstgebauten Kapelle.
Pastor Steve, seit Jahrzehnten sind Sie für das Reich Gottes in Vietnam unterwegs, obwohl Sie deswegen sieben Jahre im Gefängnis waren. Warum?
Fast schon mein ganzes Leben lang diene ich den Völkern ethnischer Minderheiten in abgelegenen Gebieten Vietnams. Als ich 16 Jahre alt war, hat mir Gott diese Volksgruppen aufs Herz gelegt. Ich habe Ihm damals versprochen, Seinem Ruf zu folgen, und das tue ich bis heute. Die Zeit im Gefängnis war zwar hart und ich musste auch Zwangsarbeit leisten. Meine Frau und meine vier kleinen Kinder mussten in diesen Jahren ohne ihren Ehemann und Vater auskommen. Doch ich bereue diese Zeit nicht. Sieben Jahre hatte ich Zeit, um mich auf meinen Dienst nach der Gefangenschaft vorzubereiten. Hätte ich diese Zeit mit Gott im Gefängnis nicht gehabt, könnte ich ihm nicht auf die Art dienen, wie ich es jetzt tun darf.

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Die jungen Bibelschüler stört es nicht, dass sie im gleichen Raum schlafen, in dem sie auch unterrichtet werden.
Was ist der Grund für die Verfolgung?
Nicht offiziell registrierte Gemeinden haben in Vietnam nach wie vor keine Existenzberechtigung. Die Situation ist zwar besser als früher, wohl auch wegen des internationalen Drucks. Doch den Christen wird das Leben schwer gemacht und es gibt immer noch Pastoren im Gefängnis. Teilweise werden sie wegen falscher Anschuldigungen verhaftet. Nach dem Gefängnis wartet oftmals Hausarrest auf sie; ihre Bewegungsfreiheit wird massiv eingeschränkt.

Sie erwähnten die ethnischen Minderheiten. Gerade dort wächst die Gemeinde Christi rasant. Was ist Ihre Erklärung dafür?
Wir preisen Gott, dass er auch die armen, ungebildeten Menschen liebt. Diese Völker leben sehr simpel und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Es ist ein Vorrecht, dass wir schon für viele Menschen beten durften und sie gesund wurden. Das spricht sich rum und die Gemeinde wächst.

Können Sie uns einen konkreten Fall schildern?
Der Ehemann einer 60-jährigen Zauberdoktorin wurde schwer krank. Die Zauberin opferte alle Tiere der Familie, um die Geister zu besänftigen. Ohne Erfolg. Sie reisten ins weit entfernte Krankenhaus. Umsonst. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Da vernahm die Frau von einigen Christen im Nachbardorf und bat diese um Gebet. Der Mann wurde gesund. So kam die Zauberin zum Glauben an Jesus und mit ihr die ganze Familie sowie zahlreiche weitere Menschen in der Umgebung.

Davon erfuhren wohl auch die Behörden?
Ja. Die Polizisten nahmen die Frau und weitere Personen auf ihr Revier. Sie verlangten von der Frau, deren Einfluss sie als gefährlich betrachteten, ihrem Glauben an Jesus abzuschwören. Da versammelte sich eine Menschenmenge vor dem Polizeiposten, um ihre Solidarität mit der Familie zu bekunden. Die Polizisten traten mit der Frau vor die Menge und forderten von ihr erneut, ihrem Glauben abzuschwören. Sie sträubte sich, da traktierten die Polizisten sie mit Fusstritten. Die Frau schrie, ging zu Boden. Einer ihrer Söhne flehte vergebens darum, seine Mutter ins Krankenhaus bringen zu dürfen: «Sonst könnte meine Mutter sterben.» Die Polizisten prügelten nun auch auf ihn ein und schrien hämisch: «Je mehr Christen sterben, desto besser.»

Wie ging es weiter?
Kurzfristig herrschte Angst. Doch die Christen blieben ihrem Glauben treu, standen als Einheit zusammen, erlebten Wunder. Bereits zwei Jahre später hatte sich die Zahl der Gemeinden in der Region vervierfacht. Etwas ausserhalb des Dorfes trafen sich die Christen mit Gemeindegründern aus meinem Netzwerk, um gemeinsam die Bibel zu studieren. Die Menschen aus dem Dorf bekamen das mit und waren beeindruckt – weitere Menschen kamen zum Glauben.

Ein Schlusswort?
In Vietnam wird bereits den Kindern gelehrt, dass es keinen Gott gibt. Ein Schwerpunkt meines Dienstes ist deshalb der christliche Unterricht. Meine Schüler lieben es, das Wort Gottes zu studieren und mit Jesus unterwegs zu sein. Finden Menschen neu zum Glauben, treffen sie sich in Gruppen. Daraus entstehen Hauskirchen und aus diesen wiederum grössere Gemeinden, die finanziell unabhängig sind. Das Reich Gottes wird auch in Vietnam gebaut.



Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt

Am 10. Dezember 2016 gehen in Bern, Zürich und Genf mehrere Hundert Menschen auf die Strasse, um ihre Stimme für die verfolgten Christen zu erheben. Die jährlich stattfindende Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt, die jeweils am internationalen Tag der Menschenrechte stattfindet, soll der Öffentlichkeit vor Augen führen, dass in zahlreichen Ländern Menschen aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und diskriminiert werden. Es wird Strassenaktionen und einen Flashmob geben.




Zur Webseite:
HMK Hilfe für Mensch und Kirche
verfolgung.jetzt
Sonntag der verfolgten Kirche:

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Datum: 05.11.2016
Autor: Simon Brechbühl
Quelle: HMK Hilfe für Mensch und Kirche

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