Arm und doch grosszügig
Obdachloser spendet seiner Gemeinde 18 Cent
«Seien Sie nicht böse. Ich besitze nicht viel. Ich bin obdachlos. Gott segne Sie.» Diese Worte waren auf einen Umschlag gekritzelt, welcher Ende April diesen Jahres in einer Methodistenkirche in Charlotte (USA) abgegeben wurde. Sein Inhalt berührte nicht nur die Gemeinde.Im Umschlag befanden sich 18 US-Cent. Patrick Hamrick ist einer der Pastoren der Gemeinde und für die Finanzen zuständig. «Die Worte berührten uns sehr», berichtete er dem People Magazine. «Sie verrieten, dass der Spender dachte, dass die Gemeinde böse sein könnte. Doch das waren wir überhaupt nicht. Es war sehr mutig, dies zu schreiben und zu sagen 'Ich bin obdachlos, aber ich möchte trotzdem etwas geben.'»
«Ein Geschenk zwischen mir, Gott und der Kirche»
Die First United Methodist Church aus Charlotte bietet jeden Sonntagmorgen ein Frühstück für Obdachlose an, zu dem regelmässig etwa 150 Bedürftige kommen. Viele von ihnen besuchen hinterher auch den Gottesdienst. Hamrick erklärt: «Ich kann mir vorstellen, dass der Spender in seine Jackentasche griff und die paar Cent herausfischte, sie in den Umschlag steckte, die Nachricht schrieb und den Umschlag dann in die Kollekte gab. Das war vermutlich ein wirkliches Opfer. Es kann alles gewesen sein, was die Person für den Tag zur Verfügung hatte.»
Begeistert veröffentlichte Pastor Hamrick ein Foto des Umschlags auf der Facebook-Seite der Gemeinde. Den Beitrag, den daraufhin ein lokaler Sender zu dieser speziellen Spende produzierte, sah auch der Spender und meldete sich daraufhin telefonisch bei der Gemeinde. Der Pastor bot ihm Unterstützung an, denn auch andere Gemeindeglieder wollen dem selbstlosen Spender helfen. Doch er bestand darauf, anonym zu bleiben: «Ich möchte, dass dieses Geschenk zwischen mir, Gott und der Kirche bleibt.»
Vom Überfluss geben, oder den gesamten Besitz?
Diese kleine und doch so grosse Spende erinnert an die Gabe einer armen Witwe, von der die Bibel berichtet. Zwischen den vielen Reichen, die grosse Summen an Geld in den Opferkasten gaben, warf sie zwei kleine Kupfermünzen hinein. Doch auch Jesus, der sie beobachtet hatte, war darüber nicht böse. Er erklärte seinen Jüngern vielmehr: «Ich versichere euch, diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Sie alle haben ihre Gaben aus ihrem Überfluss gegeben; diese Frau aber, so arm sie ist, hat alles gegeben, was sie besass – alles, was sie zum Leben nötig hatte.» (Lukas-Evangelium, Kapitel 21, Verse 3 und 4)
Eine Opfergabe, die auch uns zum Nachdenken bringt. Trotz der finanziellen und sozialen Krisen unserer Gesellschaften leben wir im deutschsprachigen Europa immer noch im Überfluss. Was bedeutet es für uns, alles zu geben, was wir zum Leben nötig haben? Sind wir bereit, all das zu opfern – nicht nur im finanziellen Bereich –, das Gott von uns erwartet?
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet
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