Jugendgruppe der FEG Wetzikon
Hilfseinsatz in der Ukraine statt Zeltlager
«Seid ihr eigentlich verrückt?» wurden die Jugendlichen der FEG Wetzikon gefragt, als sie ankündigten, ihr Camp in der Ukraine zu verbringen, um dort den Menschen praktisch zu helfen. Ein Erlebnisbericht der Lagerteilnehmerin Anja Schiesser (16 Jahre).
Wir mussten uns vor unserer Reise in die Ukraine viele kritische Fragen anhören. Dennoch entschieden wir uns als Jugendgruppe der FEG Wetzikon, in die Ukraine zu reisen, um den Menschen dort zu helfen. Wir wussten, dass der Ort, an dem unser Camp in der Westukraine stattfand, weit vom schlimmen Geschehen entfernt ist. Mit unserer Jugendgruppe meldeten wir uns bei der Organisation «Licht im Osten» für dieses Camp an. Fünfzehn weitere Personen aus verschiedenen Teilen der Schweiz kamen ebenfalls mit. Wohnen konnten wir in einer Bibelschule in Mukatschewo. In dieser Stadt arbeiteten wir auch. Unsere Lagergruppe wurde in sieben kleine Grüppchen eingeteilt.«Die Arbeit war streng»
Nach dem ukrainischen Morgenessen fuhren wir z.B. mit dem Car ins Sozialzentrum. Dort buddelten wir die Kanalisation um das Zentrum herum aus, legten die Abwasserrohre und schaufelten schlussendlich den Graben wieder zu. Rostic, ein Gemeindemitglied aus dem Sozialzentrum, sagte uns, was wir zu tun haben, und stellte uns die Werkzeuge zur Verfügung. Dazu arbeiteten noch weitere ukrainische Leute mit. Die Arbeit war streng und es gab Momente, bei denen man meinte, sie mache überhaupt keinen Sinn. Doch es gab viele Pausen, um sich zu entspannen. Somit bestand auch die Möglichkeit, mit einzelnen ukrainischen Arbeitern zu sprechen – sofern sie etwas Englisch konnten.Einige Gruppen fuhren an den verschiedenen Vormittagen mit Timophey, dem Hauptpastor der ukrainischen Gemeinde, zu armen Leuten aus Mukatschewo, um sie zu besuchen. Wir besuchten z.B. eine Frau, deren Sohn ihr ganzes Geld verprasst hatte. Er hatte einen Kredit aufgenommen und konnte diesen nicht zurückzahlen. Deshalb musste er ins Gefängnis. Um ihn wieder zu befreien, musste sie ihr Haus verkaufen. Trotz dieser Not der alten Frau waren wir sehr berührt von ihrer Freude und ihrer Liebe zu Jesus.
Einsatz im Kinderheim
Eine weitere Gruppe bereitete am Morgen einen Teil der Josefgeschichte vor, denn jeden Nachmittag wurde diese im Waisenhaus erzählt. Am Anfang des Nachmittags wurde immer freudig gesungen. Der Nachmittag bestand darin, etwas zu basteln und Sport zu treiben. Wir liessen die Kinder ein T-Shirt bemalen, damit sie ebenfalls so ein wunderschönes Kleid, wie Josef eines hatte, besitzen. Schminken und Frisieren durfte natürlich auch nicht fehlen. Das Erzählen der Geschichte fiel uns meist nicht leicht, da uns allen die ukrainische und auch die russische Sprache unbekannt waren. Zwei Übersetzerinnen standen uns immer zur Seite. Uns wurde bewusst, wie wenig Liebe diese Kinder bekamen und dass sie sich nach der Liebe von Jesus sehnten. Die Kinder haben uns umarmt, gedrückt und waren einfach nur glücklich.
Beschimpft
Wir spürten natürlich etwas von der Situation des Landes. Als wir an einem Nachmittag eine Pause machten, um uns zu erholen, und miteinander Spass hatten, kam ein älterer Herr auf uns zu und beschimpfte uns. Er sagte, man solle nicht lachen, wenn man sich in einem Land befinde, das in einer so schlimmen Situation steckt. Ein ukrainischer Arbeiter, der mit uns die Pause machte, versuchte den Mann zu beruhigen. Doch als dieser bemerkte, dass der Arbeiter ursprünglich Ostukrainer war und nach Mukatschewo geflüchtet war, wurde er noch wütender, denn er konnte nicht verstehen, wie dieser Mann die Leute dort im Stich lassen konnte.Unglaubliches Erlebnis
Am letzten Abend veranstalteten wir mit den Ukrainern einen Schweizer-Abend mit «Älplermagronen» und einem richtigen Schweizerspiel, bei dem Butter geschüttelt, Zöpfe geflochten und gejodelt wurde – so gut wie möglich. Die Woche war für uns alle ein unglaubliches Erlebnis. Wir haben viel gelernt, viele neue Leute kennengelernt und gespürt, in was für einer Not die Ukraine steckt. Wir realisierten, was wir in der Schweiz eigentlich alles haben. Wir haben Gottes Wirken und seine Liebe erfahren, und unser Glaube wurde durch diese Erfahrung gefestigt.
Zum Thema:
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Vlada in zweiter Heimat: Soforthilfe mit Tränen in den Augen
Hilfe für die Gegenseite: Feindesliebe in der Ukraine
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Autor: Anja Schiesser
Quelle: Zeitschrift «feg.ch»
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