Den Mördern vergeben
Missionarin gewinnt Mutter-Teresa-Preis
Gladys Staines erhielt nach dem Dalai Lama, der Frauenrechtlerin Malala Yousefzai, dem «Machine Gun Preacher» Sam Childers und anderen jetzt den renommierten indischen Mutter-Teresa-Preis. Ehemann und Söhne der Missionarin waren 1999 von Hindu-Extremisten verbrannt worden – sie blieb jedoch im Land und arbeitete weiter unter Leprakranken.
Der Mutter-Teresa-Preis wird jährlich von der Harmony Stiftung in Mumbay an Menschen verliehen, die sich besonders um Frieden und Menschenrechte verdient gemacht haben. Die 64-jährige australische Missionarin wurde damit für ihre Mitarbeit beim Ausrotten der Lepra und für ihr Engagement gegen die Stigmatisierung der Kranken oder geheilten Patienten ausgezeichnet.Kleines mit grosser Liebe tun
Auf der Urkunde des Mutter Teresa-Preises steht ein Zitat der Ordensfrau als Motto: «Nicht jeder von uns kann Grosses tun, aber wir können auch Kleines aus grosser Liebe tun.» Was Gladys Staines erlebt und bewirkt hat, ist in Europa kaum eine Schlagzeile wert gewesen, doch in Indien wird die Missionarin oft in einem Atemzug mit Mutter Teresa genannt. Bekannt wurde sie zum einen durch ihre aufopferungsvolle Arbeit unter Leprakranken und ihr unermüdliches Eintreten für sie, zum anderen durch den Tod ihres Mannes und ihrer Söhne – und die Bereitschaft zur Versöhnung.Bei denen bleiben, die vertrauen
Am 22. Januar 1999 verlor Gladys Staines ihren Mann Graham und ihre gemeinsamen Söhne Philip (9) und Timothy (7). Die drei wurden von hinduistischen Bajrang-Dal-Aktivisten bei lebendigem Leib verbrannt. Kurz dachte sie darüber nach, das Land zu verlassen, doch dann entschied sie, mit ihrer damals 13-jährigen Tochter Esther zu bleiben. «Ich kann diese Menschen nicht einfach verlassen, die mich lieben und mir vertrauen», begründete sie damals ihren Schritt. Bei der Preisverleihung dieses Jahr ergänzte sie: «Ich danke Gott dafür, dass er es möglich gemacht hat, dass ich mich nach der Ermordung meines Mannes weiter um leprakranke Menschen kümmern konnte.» So arbeitete sie 15 Jahre mit ihrem Mann zusammen und dann noch einmal 5 Jahre als Witwe auf einer Leprastation.
Ein Zeichen der Vergebung
Bereits direkt nach dem Mord stellte Gladys Staines auch über die Medien klar: «Ich habe den Mördern vergeben, aber das Gesetz muss seinen Weg nehmen.» Von den ursprünglich festgenommenen 55 Personen wurden die meisten recht schnell wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen. Viele gaben dabei an, dass die Missionare selber schuld gewesen wären. Zwei Beteiligte befinden sich noch in Haft. Mit ihrer vergebenden Haltung setzte Staines in Indien ein eindrucksvolles Zeichen, das viele wahrgenommen haben. Und der verliehene Preis tut noch einmal ein Übriges, um Vergebung in den Fokus zu rücken.
Typisch für die resolute Missionarin ist auch die Verwendung des Preisgeldes: Gladys Staines fördert damit den Umbau der Leprastation, auf der sie arbeitete, in ein komplettes Krankenhaus.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christianity Today
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