Konferenz in Bern
Biogas-Anlage erhält StopArmut-Preis
Die Schweizerische Pfingstmission gewinnt mit einer Biogas-Anlage den StopArmut-Projektpreis 2010. Die Preisverleihung am 9. Oktober in Bern rückte die Ziele der Bewegung StopArmut wieder in den Vordergrund.
Noch immer sei Armut ein dringendes weltweites Problem. Die Schweiz investiere bereits einiges; eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Kirchen und christlichen Hilfswerke, hielt Martin Dahinden in seiner Eröffnungsrede fest. Dahinden ist Direktor der DEZA der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.
«Weltweit leben 1,2 Milliarden Menschen in grösster Armut.» Jährlich, so Dahinden, sterben mehr als sechs Millionen Kinder an vermeidbaren Ursachen wie Malaria, Durchfall oder Lungenentzündung.
In den letzten Jahren habe sich einiges verbessert. «Im Jahr 1990 lebten 1,8 Milliarden Menschen in extremer Armut, 2005 waren es noch 1,4 Milliarden.» Dies sei aber auch wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs in Brasilien, China und Indien, sagte er auf der Tagung in Bern.
Milleniums-Entwicklungsziele wanken
Feierlich verpflichteten sich die Vereinten Nationen zur Jahrtausendwende, die Zahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, bis zum Jahr 2015 auf die Hälfte zu reduzieren. Unerbärmlich tickte am Samstag in Bern die auf die Leinwand projizierte Uhr: «5 Jahre, 2 Monate, 22 Tage, 13 Stunden, 57 Minuten, 30 Sekunden» bis zum Ablauf der gesetzten Frist.
Zur Bekämpfung der Armut leisten Kirchen und christliche Werke eine wichtige Arbeit, hielt Martin Dahinden fest, sei es durch Arbeit vor Ort oder durch Sensibilisierung in der Schweiz. Die Unterschriften etwa, die von StopArmut-Mitgliedern gesammelt wurden, hätten dazu beigetragen, dass der Bund sich verpflichtete, 0,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts in die Entwicklungszusammenarbeit zu investieren.
In den Stapfen von Martin Luther King
Der deutsche Theologe Thomas Schirrmacher wies darauf hin, dass sich Christen im Laufe der Geschichte stets für soziale Gerechtigkeit eingesetzt hatten, etwa bei der Abschaffung der Sklaverei oder im Kampf gegen den Rassismus durch Martin Luther King.
Sehr zufrieden mit der Qualität der Plenumsveranstaltung zeigte sich Peter Seeberger, Leiter der Kampagne StopArmut, die diese Tagung verantwortete. «Mich überzeugten die tiefgreifenden Aussagen der Referenten und auch, dass das heisse Eisen der Zusammenarbeit von kirchlichen und staatlichen Organisationen offen angesprochen wurde. Dies ist eine gute Grundlage für weitere Diskussionen.»
Über 80 Helfer seien bereit gewesen, die Konferenz vorzubereiten und durchzuführen. Beeindruckt habe ihn zudem die grosse Motivation der 200 Besucher, etwas zu bewegen.
Sieg dank Biogas-Anlage
Die Schweizerische Pfingstmission (SPM) ist die Hauptgewinnerin des StopArmut-Projektpreis 2010. Zwei Drittel des mit 30.000 Franken dotierten Preises kommen damit der Biogas-Anlage der Mount-Tabor-Mission im südafrikanischen Lesotho zugute.
«Der ganzheitliche Ansatz des Projekts, dessen Nachhaltigkeit und Beitrag zur CO2-Reduktion gaben den Ausschlag zu unserer Wahl», sagt Werner Hässig, Jurymitglied und Leiter der SEA-Arbeitsgemeinschaft für «Klima, Energie und Umwelt» (AKU).
Auf Mount Tabor müsse das Abwassersystem für über 1000 Personen dringend saniert werden. Mit der Biogas-Anlage könne die Energieversorgung von Schulküche, Spital und Waisenhaus sichergestellt werden.
Christustag wird CO2-neutral
Nebst der Biogas-Anlage wurden mit je 3000 Franken prämiert: ein Wiederaufforstungsprojekt in Burkina Faso («Association Jéthro»), die Installation rauchfreier Öfen in Nepal sowie die Produktion ökologischer Erdbausteine in Äthiopien (beide «Grüner Fisch»).
Das Preisgeld wurde am Christustag zur Verfügung gestellt. Er fand am 13. Juni 2010 mit 25.000 Teilnehmern statt und war damit die grösste evangelische Veranstaltung in diesem Jahr. Mit der Spende für nachhaltige Entwicklungsprojekte werde der Christustag ein aus ökologischer Sicht einmaliger Schweizer Grossanlass, sagte Hansjörg Leutwyler, Zentralsekretär der Evangelischen Allianz anlässlich der Preisübergabe.
Gemeinsam seien die vier Siegerprojekte in der Lage, in maximal zwei Jahren 320 Tonnen CO2 zu kompensieren. Sie machten damit den Christustag sogenannt «CO2-neutral».
Der StopArmut-Projektpreis soll zur aktiven Armutsbekämpfung motivieren. Deshalb waren Hilfswerke, Firmen und andere Organisationen aufgerufen, Projekte einzureichen, die sich durch den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie die CO2-Reduktion auszeichnen.
Weitere Gewinner
Neben dem Projektpreis wurden Gewinner in drei weiteren Kategorien prämiert. In der Kategorie «Predigt» wurde Simon Häseli der Kirche International Christian Fellowship (ICF) Mittelland ausgezeichnet. Seine Predigt zum Thema Armut habe die Vorgabe «biblisch fundierter Fokus auf Gerechtigkeit und Armut» am besten erfüllt und motiviere zum persönlichen Einsatz.
In der Kategorie «Kreativ» wurde der Video-Clip der Künstlergruppe «Together We Create» des ICF Zürich ausgezeichnet. Der Clip sensibilisiert die Zuschauer für die nach wie vor schwierige Lebenssituation von Menschen in Entwicklungsländern.
Der StopArmut-Persönlichkeitspreis wird einer Person mit «radikalem und langfristigem Engagement für die Armen» verliehen. Er ging dieses Jahr an Catherine Mourtada. Die Schweizerin mit syrisch-libanesischen Wurzeln arbeitet seit 1988 als Lehrerin im Libanon. Sie ist Gründerin und Leiterin des Schulzentrums «Tahaddi», dank dem rund 80 Kinder aus den umliegenden Slums eine Grundschulbildung erhalten.
StopArmut 2015 ist eine durch den Verband «Interaction» verantwortete Sensibilisierungs-Kampagne der Schweizerischen Evangelischen Allianz zur Reduzierung der weltweiten Armut. Sie bezieht sich auf die 8 Millenniumsziele der UNO, nach denen die Armut bis 2015 gegenüber dem Jahr 2000 halbiert werden soll.
Zum Thema:
Webseite von StopArmut
Klimakiller Kohlendioxid?
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / SEA, StopArmut
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