Raus aus dem Gewaltkreislauf

Greg Stier – nicht hart genug für die Strasse

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Greg Stier
Seine Zukunft schien vorgezeichnet: Greg Stier wuchs in einer gewalttätigen Familie und einer ungünstigen Umgebung auf. Doch Jesus begegnete ihm trotz seiner schlechten Voraussetzungen und seitdem hilft Greg anderen.

Wer Greg Stier heute begegnet, trifft einen freundlichen, offenen Mann, der aus seinem Glauben an Gott kein Geheimnis macht. Der Vater von zwei Kindern engagiert sich hingebungsvoll für Teenager und Jugendliche, die von Gewalt betroffen oder selbst gewalttätig sind. Greg kann sie gut verstehen. Er hat ebenfalls einen gewalttätigen Hintergrund. Dem Magazin «Christianity Today» erzählt er seine Geschichte folgendermassen.

Gewalt war überall

Zu Gregs frühesten Kindheitserlebnissen gehört ein wunderschöner Nachmittag. In der heruntergekommenen Wohngegend in Denver, Colorado, wo er auf der Strasse spielte, waren gerade weder Schüsse zu hören noch rivalisierende Banden unterwegs. Da hielt ein Auto am Strassenrand. Am Steuer sass Paul, einer der Männer, mit denen Gregs Mutter einmal verheiratet war. Sie hatte ihn auch bereits entdeckt und ging sofort auf ihn los – eine Zigarette im Mund und den Baseballschläger in der Hand. Sie fluchte wild und zerschlug erst die Scheinwerfer und die Windschutzscheibe des Autos. Als er ausstieg, verprügelte sie ihn, bis er sich in den Wagen retten konnte und floh. Greg wusste: Er würde ihn nie wiedersehen. Und er wusste genauso, dass er seiner rasenden Mutter nie wieder ungehorsam sein würde.

Ungewollt

Gregs Mutter wurde schwanger, als sie auf einer Party mit Toney schlief, den sie dort erst kennengelernt hatte. Der Soldat wurde bald versetzt und versetzte auch sie. Eigentlich wollte sie das Kind abtreiben, doch Verwandte redeten es ihr aus – so kam Greg als ungewollter Ballast zur Welt.

Vor diesem Hintergrund verstand er ihren Hass auf Männer. Auch die restliche Familie war stadtbekannt: Seine fünf muskelbepackten Onkels wurden von der Mafia «die verrückten Brüder» genannt – niemand wollte sich ihnen in den Weg stellen. Sein Onkel Bob prügelte einmal einen Mann zu Tode und wurde dafür verhaftet, auch sein Onkel Jack sass lange im Gefängnis, weil er zwei Polizisten gewürgt hatte, die ihn wegen Körperverletzung verhaften wollten.

Zu sanft für die Strasse?

Doch die Familie machte sich Sorgen um Greg. Er schien nicht so hart wie der Rest der Familie zu sein. Wie sollte er auf der Strasse überleben? Bei einer Weihnachtsfeier schenkte ihm ein Onkel deshalb eine Puppe mit den Worten: «Vielleicht spielst du ja lieber mit Puppen wie ein Mädchen.» Greg tobte und schrie und fühlte doch, dass er kein Teil dieser Familie war. Da setzte er sich lieber mit der Familienbibel in die Ecke und las darin, obwohl er praktisch nichts verstand.

Seine Grosseltern nahmen ihn öfter mit in die Kirche, doch mit Sätzen wie «Lass Jesus in dein Herz» konnte er nichts anfangen. Er nahm sie wörtlich, und niemand erklärte sie ihm. Eines Tages bei den Grossen im Gottesdienst erzählte ein Prediger von Jesus, der für alle Sünden starb und wieder auferstand. Er erklärte, dass alle gerettet würden, die ihm vertrauten. Das verstand Greg und setzte mit acht Jahren sein Vertrauen in diesen Jesus.

Neues Leben in der Familie

Zur selben Zeit kam ein Evangelist nach Denver – ein echter Provinzler. Doch er hatte den Mut, mit einer Dose Bier in der Hand bei Jack, Gregs härtestem Onkel, aufzutauchen, und ihm damit das Evangelium zu erklären. «Zur Hölle, das macht Sinn», meinte Jack und bekehrte sich. Genauso wie seine Brüder. Die ganze Familie änderte sich – bis auf Gregs Mutter. Immer wenn er sie auf den Glauben ansprach, meinte sie nur: «Du hast keine Ahnung, was ich alles angestellt habe.» Erst als Greg 15 war, fragte sie zurück: «Meinst du, dass Jesus mir alles vergibt, wenn ich ihm vertraue?» «Ja, Ma, dafür ist er sogar gestorben.» Die Mutter nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette und meinte nur: «Ich bin dabei.» Und das war sie!

Eine neue Identität

Wenn Greg als Kind gehänselt wurde, weil er keinen Vater hatte, dann antwortete er immer: «Wieso? Gott ist mein Vater.» Doch gleichzeitig hatte und behielt er ein tiefes Verständnis für all diejenigen, die in prekären Verhältnissen und gewalttätigen Umständen aufwuchsen. Er wurde Pastor und gründete nebenbei die offene Jugendarbeit «Dare2Share». Als sich 1999 nur einen Steinwurf von seinem Büro entfernt das Massaker von Columbine ereignete, hängte er den Pastorenjob an den Nagel und ist seitdem vollzeitlich für junge Menschen da.

Sozialarbeit, Evangelisation und Jüngerschaft gehen bei «Dare2Share» Hand in Hand. Das US-Missionswerk engagiert sich zusammen mit Livenet in der weltweiten missionarischen Bewegung «GO Movement».

Dass Greg Stier heute als Jugendevangelist junge Menschen erreicht, selbst verheiratet und Vater von zwei Kindern ist, hätte er früher nie gedacht. Im Rückblick erklärt er: «Im Alter von acht Jahren habe ich den Vater kennengelernt, den ich nie gekannt hatte, den Vater, der mich weder verlassen noch aufgeben würde, den Vater, der mein Leben und das meiner ganzen Familie verändert hat.»

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Datum: 20.10.2021
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christianity Today

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