«Agents of Change»
Wirksam leben angesichts der Klimakrise
Wird die Klimakrise unwiderruflich zu einer apokalyptischen Katastrophe führen? Oder schafft es die Menschheit, sie aufzuhalten? Evangelische Christen plädieren für eine alternative Sicht.
Die Klimakrise lässt viele Christen unwillkürlich an die Endzeitreden von Jesus und an Katastrophenszenarien in der Offenbarung des Johannes denken. Und sie erinnern sich dabei auch an das Wort von Jesus: «Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum dass sich eure Erlösung naht» (Lukas-Evangelium, Kapitel 21, Vers 28). Aber genügt diese Sicht wirklich, um in unserer Zeit ein überzeugendes christliches Leben zu führen?
Praktikable Wege
Die Zeitschrift «Anders leben» (SCM Bundes Verlag) hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Lebensstil jenseits von Klimaaktivismus und Superspiritualität zu beschreiben. Sie zeigt praktikable Wege auf, wie Hoffnung für diese Welt mit konkretem Handeln verbunden werden kann. So porträtiert sie in der neuesten Ausgabe den Frankfurter Unternehmer Matthias Graf, der die Idee hatte, einen Taxidienst mit E-Bike-Rikschas auf die Beine zu stellen. Oder die Unternehmerin Marie Delaparrière, die 2014 den ersten «Unverpackt-Laden» in Deutschland gegründet hat.
Sich gegenseitig Lust machen ...
Die Zeitschrift behandelt das Thema aber auch grundsätzlicher, so mit einem Interview mit dem Meteorologen und Fernsehmoderator Sven Plöger und Christoph Waffenschmidt, Leiter von World Vision in Deutschland. Sie fordern die Leserschaft auf, sich «gegenseitig Lust zu machen, die positiven Dinge zu tun». Waffenschmidt ist überzeugt, dass «die Kraft der Spiritualität und des Glaubens weltweit stark ist». Und dies präge in vielen Teilen der Welt den Alltag der Christen. Bei Projekten arbeite man daher prioritär mit «Glaubensleitern» vor Ort zusammen. Denn sie sind die «Agents of Change».
Beide fordern aber auch die Politik auf, die Rahmenbedingungen für ein klimaschonendes Leben richtig zu stellen. Plöger: «Wir brauchen Rahmenbedingungen, die so funktionieren, dass der, der die Umwelt sauber hält, reicher werden kann als der, der sie verschmutzt.»
Schon im Alten Testament
Der katholische Theologe und Autor Johannes Hartl warnt allerdings vor einer allzu einseitigen Fokussierung auf die Umweltprobleme. Panikmache könne das rationale Denken verdrängen. Er wünscht sich eine «nüchterne, verantwortungsvolle Politik der Ökologie». Er ist sich aber auch bewusst: «Wir werden Menschen brauchen, die innovative Möglichkeiten finden, mit diesen Problemen umzugehen.»
Einen interessanten Beitrag liefert in der gleichen Ausgabe der Theologe Ulrich Wendel. Er zeigt, wie bereits im Alten Testament Spiritualität, Gemeinwohl und Schöpfung miteinander verwoben waren: zum Beispiel mit dem Sabbatjahr, das sowohl einen ökologischen wie auch sozialen Akzent setzte. Auch wenn sich die Menschen damit schon damals schwer taten...
Die Schöpfung dauert an
Eine noch wenig bekannte Perspektive beschreibt der einflussreiche Theologe und Buchautor Heinrich Christian Rust mit seinem neuen Buch «Zuhause in der Schöpfungsgemeinschaft». Er hat durch eine persönliche Hinwendung zur Schöpfungsspiritualität das schöpferische Handeln Gottes als einen permanenten Prozess durch die Zeitalter entdeckt. Und er stellt fest, dass Gottes Schöpfungswerk nie aufgehört hat und sich bis zur Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde vollzieht. Es ist spannend, die Schöpfungskraft Gottes auch heute zu entdecken und daraus Hoffnung zu schöpfen.
Zum Thema:
Stop der Luftverschmutzung: Klimaschutz mal anders gedacht
Filmtipp: «Naturgewalt Mensch»: Wie der Mensch den ganzen Globus prägt
StopArmut-Konferenz: Wo stehen die Kirchen bei der Klima-Thematik?
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet
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