StopArmut-Konferenz
Wo stehen die Kirchen bei der Klima-Thematik?
Vorbei ist die Zeit, als die Ökos schon von weitem durch ihre selbstgestrickten Gilets und den Ledersandelen ins Auge stachen. Am Samstag traf sich eine gemischte Gruppe von Interessierten und Engagierten zu «Klimagerechtigkeit». Eine Frage war präsent: Wo stehen wir Kirchen im Ganzen und wie kommt man vorwärts?
Ja, sie liessen sich mobilisieren, die Christen. An der Konferenz mit rund 330 Teilnehmenden fielen doch auch ein, zwei der «Alt-68er» auf; und dies sorgte für einen wohltuenden Farbtupfer.«Wer ist mit dem Auto angereist?»
Auffällig, handfest und gewöhnungsbedürftig machte sich das Thema bemerkbar, als man beim Eingang das Namens-Schild ohne Plastikhülle, nur gerade mit Standart-Papier erhielt – ein bleibender Eindruck mit Aufdruck.Ladina Spiess führte charmant und pointiert durch den Tag und zollte den Teilnehmenden Respekt, einen ganzen Samstag für die unbequeme Thematik aufzuopfern. Zu Beginn fragte sie direkt, wer denn mit dem Auto angereist sei, um schon mal die Menge aufzurütteln.
Denn immer noch macht die private Autonutzung den Löwenanteil der CO2-Abgase aus, welche wiederum hauptsächlich für die Luftverschmutzung und ihre enormen Folgen verantwortlich ist.
Konferenz mit Breitenwirkung
Doch erreicht man hier die richtigen Leute, nicht eher die bereits verantwortungsbewussten «Insider»? Dazu Peter Seeberger, Mitgründer und Leiter von Stop Armut: «Die Konferenz ist breiter ausgerichtet. Für die 'Unerreichten', wie sie die Kampagne nennt, bin ich zum Beispiel immer wieder an Gottesdiensten eingeladen. Und natürlich läuft auch vieles über die Sozialen Medien. Wir gehen auch neue Wege und haben gerade ein Video mit Dr. Dominic Roser aufgenommen, das auf eine witzige Art Thesen zuspitzt.»
Nebst der Konferenz und weiteren Massnahmen habe man auch Kurse wie «Just People» oder «Change Maker» lanciert, mit denen Interessierte direkt angesprochen werden sollen.»
Wer hat's verursacht?
Einen starken Konferenz-Start bot Prof. Sonia Seneviratne. Die Professorin der «Climate Science» der ETH Zürich erklärte eindrücklich, dass die Klima-Konsequenzen vor allem die Armen dieser Welt treffen. Die reichen Länder, welche hauptsächlich die katastrophalen Auswirkungen verursachen, blieben praktisch unbeschädigt.Es sei bereits 5 nach 12 und allerhöchste Zeit zum Handeln. Sie zeigte nochmals auf, dass wir heute bereits «Umweltsünden» der vorgängigen Generationen auszubaden hätten und dies zusätzlich auf unser eigenes aktuelle Konto obendrauf komme.
Kirchen an der Spitze der Bewegung?
Tom Kurt, Pastor der BewegungPlus Interlaken, wollte den Mythos demontieren, dass die Kirchen am Schwanz des Kampfes gegen die Klimakatastrophe stehen. Im Gegenteil, es habe immer wieder Christen als Vorreiter von der Schöpfungsbewahrung gegeben.
Trotzdem ist es gerade bei Freikirchen nur mässig sichtbar; wenn man es zum Beispiel beim Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst nicht schafft auf Fairtrade-Produkte zu setzen, oder bei Tagungen von 100 Teilnehmenden gerade mal 1 Vegetarier dabei ist. «Wie können wir unsere Kirche dafür sensibilisieren und aktivieren?» fragte eine Teilnehmerin so auch während des Suppen-Zmittags.
Eindrücklich war eines von Kurts Beispielen, wo ein Bauer in Gstaad (BE) diesen Sommer 10 Kühe schlachten musste; normalerweise sind es nur zwei. Durch die Trockenheit hatte es schlichtweg zu wenig Futter.
«Nicht Negatives an den Pranger stellen»
«Wir beobachten tatsächlich ein zunehmendes Verantwortungsbewusstsein der Christen», sagt StopArmut-Leiter Peter Seeberger. «Die Haltung, dass es nur um das Seelenheil der Menschen geht und weniger um die gesellschaftlichen und umweltpolitischen Probleme, ist nicht mehr so stark.» Dem Ziel von StopArmut entsprechend gehe es mehr von Herrschaft hin zur guten Verwalterschaft der Schöpfung.
«Wir wollen positiv zu einem verantwortlichen Lebensstil motivieren und nicht Negatives an den Pranger stellen und gleichzeitig aufrufen die politischen Tools zu nutzen», so Peter Seeberger zu Tendenzen der StopArmut-Arbeit.
Genügt es, Joghurtdeckeli zu sammeln?
Das Podium brachte einprägsame Sätze zu Tage: «Sein Geld ethisch verantwortlich anlegen ist nicht wünschenswert… es ist ein Muss!» oder «Der Schweizer fühlt sich umweltverantwortlich, wenn er Joghurt-Deckeli sammelt. Dadurch sieht er sich auch legitimiert, öfters zu fliegen – was jedoch absolut unverhältnismässig ist».Als gebührender Abschluss wurde ein feierliches Apéro serviert. Schliesslich konnten 10 Jahre Stop Armut gefeiert werden.
An der Konferenz war die aktuelle Situation zur Thematik spürbar. Es ist wie bei einem kleinen Kind, das schon längst weiss, was es zu tun hat – jedoch motivierend auf den Weg und zur Tat geschubst werden muss. Die StopArmut-Konferenz konnte gute und praktische Schritte anstossen; es war eine Spur Hoffnung in der Luft.
Zum Video-Beitrag mit Dr. Dominic Roser:
Zur Webseite:
StopArmut
Bereits vor 14Jahren publizierte Livenet Newszeilen einer Studie aus Kalifornien, wo sie wegen zukünftiger Hitze, knapper Wasserversorgung und anderem Alarm schlug…
Zum Thema:
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet
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