Methodistische Pfarrerin
Von der Kanzel an die Klimademo
Von der Kanzel an die Klimademo: Sie predigt als methodistische Pfarrerin im Berner Oberland und demonstriert als Klimaaktivistin auf dem Bundesplatz. Für Sarah Bach befruchten sich Glaube und Aktivismus gegenseitig – Spiritualität und Klima.
Sie hat ihre Masterarbeit zu Ökotheologie geschrieben. Auch praktisch setzt sie das um. Sie setzt sich für eine Kirche mitten in der Welt ein.
Was macht Kirche heute gesellschaftlich relevant? Diese Frage beschäftigt Pfarrerin Sarah Bach besonders. Sie hofft und glaubt, ringt und zweifelt, sucht nach Antworten, findet darin Hoffnung und frische Ideen. Die Theologin und Vielleserin ist dabei viel unterwegs und engagiert sich für soziale Gerechtigkeit. «Theologische Weite hilft beim Weiterdenken», sagt die Pfarrerin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) gegenüber Radio Life Channel. Sarah Bach hat in Deutschland und den USA studiert und eine Masterarbeit über Ökotheologie geschrieben. Sie beschäftigte sich mit der Frage, ob der Glaube, die Bibel und die Theologie etwas zum Thema Ökologie zu sagen hätten. Ihr Fazit: «Ich glaube, es ist ein Grundauftrag christlicher Ethik, sich fürs Klima einzusetzen.» Und: «Eine Klimademo kann auch ein Gebet sein.»
Sie weilte ein Jahr in den USA, als Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde. In dieser Zeit las sie in einem Artikel des Theologen Jürgen Moltmann: «Gerechtigkeit kann man nicht delegieren.» So kam sie in der Schweiz zur christlichen Klima-Aktion. Da sind unterschiedliche Menschen verschiedener Konfessionen dabei. Ihr Glaube und ihr Engagement bedingen sich quasi gegenseitig, erläutert Sarah Bach den Grund für ihr Tun: «Ich will mir nicht vorstellen, welchen Gott wir dieser Welt verkünden, wenn wir weiterhin so tun, als würde die Klimakrise uns als Christen nichts angehen.»
Illegale Demo in Bern
Kein Wunder, dass sie bei der Besetzung des Berner Bundesplatzes mit dabei war. Das Ziel, das die Bewegung mit der Aktion hatte, sieht sie erreicht: «Wir haben Aufmerksamkeit erregt, das Thema kam wieder in den Medien, und es haben sich Gespräche ergeben», erklärt sie gegenüber der Online-Plattform reformiert. Dass über die Form des Protests, die illegale Besetzung, öffentlich intensiv diskutiert wurde, gehört für Sarah Bach dazu. «Die Auseinandersetzung mit der Form des gewaltfreien Widerstands ist auch wichtig.» Wie kommt sie überhaupt dazu, so zu rebellieren? Die Pfarrerin lacht. Als Sarah könne sie beides wunderbar miteinander vereinbaren. «Und als EVP-Mitglied unterstütze ich sowohl die manchmal etwas trockene politische Arbeit als auch den Aktivismus: Es braucht beides, um Anliegen einzubringen und umzusetzen.»
Für sie befruchte sich das gegenseitig. Aber sie respektiere auch jene, die das anders sehen. Ein Porträt auf «reformiert» beschreibt die 29-Jährige so: «Lebendig im unmittelbaren Sinn des Wortes wirkt Sarah Bach – treffender im Dialekt: läbig. Sie schaut wach, spricht sprudelnd, aber zugleich bedacht, und sie hört gut zu. Es scheint ein Feuer in ihr zu brennen für alles, was sie tut.»
Kirche gesellschaftlich relevant
Für Sarah Bach gehört die Kirche auch heute in die Gesellschaft, wie Jesus es mit dem Satz «Ihr seid das Salz der Erde» als Programm ausgedrückt hat: «Die Kirche hat gesellschaftliche Relevanz rein von ihrer Identität her.» Jesus war in der Welt und gesellschaftlich relevant. Er wurde so bedrohlich, dass er schliesslich verurteilt und gekreuzigt wurde. Sarah Bach: «Kirche, die nicht mehr gesellschaftlich relevant ist, verpasst ganz grundlegend ihre Identität.» Daher steht sie für eine Kirche in der Welt ein.
Vorangehen als Frau
Für die EMK ist sie Pfarrerin im Berner Oberland, in Gstaad und Schwarzenburg: «Ich bin gerne mit Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen unterwegs und versuche ihnen zu helfen, ihre ganz persönliche Geschichte mit Gott zu schreiben.»
Zum Pfarrberuf kam sie, weil sie von der Vielseitigkeit begeistert ist: «Kein Tag ist gleich. Ich bin irgendwo Psychologin und Therapeutin, bin Coach und Managerin, Veranstaltungs- und Eventorganisatorin und manchmal auch Technikerin. Alles zielt darauf hin, die Menschen zu unterstützen, ihren Glauben in der Welt zu leben.» Sarah Bach war bei ihren Arbeitsstellen immer die erste Pfarrerin. Sie erklärt das so: «Man hat in der Kirchengeschichte traditionell das patriarchale Denken der Welt auch als christliche Gemeinschaft übernommen, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt. Dass es einen Wert- und Fähigkeitsunterschied gibt. Dass gewisse Sachen nur der Mann darf, nur der Mann kann. Erst in den letzten 50 bis 100 Jahren hat sich das zu ändern begonnen.»
Dieser Artikel erschien zuerst im DienstagsMail.
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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: DienstagsMail
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