Yvonne Niederhauser

«Das Schwere hat immer auch eine Chance!»

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Yvonne Niederhauser (Bild: Florian Wüthrich, Jesus.ch)
In ihrer kreativen Gärtnerei in Lützelflüh-Goldbach bietet Yvonne Niederhauser (41) Kurse für Menschen an, die etwas mit ihren Händen erschaffen wollen. Sie hat ein Flair für das Schöne, kennt aber auch Zeiten, in denen es ihr schwerfiel, das Schöne wahrzunehmen.

Die Gfeller Gartenbau AG ist eine florierende Firma im Emmental. In den fünf Jahren, in denen das Ehepaar Niederhauser die Firma leitet, wuchs das Geschäft kontinuierlich weiter. «Uns ging es auch während der Pandemie sehr gut. Die Leute waren oft zu Hause und viele wollten wieder einmal in ihren Umschwung investieren. Wir hatten also jede Menge zu tun.»

Wertschätzung als höchster Wert

Trotz der vielen Arbeit sei das Team von insgesamt 25 Angestellten bestrebt, ein Auge fürs Detail zu bewahren und den Kunden mit viel Wertschätzung zu begegnen. «Die Menschen in ihren Vorstellungen zu spüren und abzuholen, ist unser Antrieb. Es soll nicht alles 08/15 sein. Ich bin froh, dass mein Mann ein super Feeling für spezielle Sachen hat.»

Im Betrieb von Florian und Yvonne Niederhauser läuft vieles harmonisch. Dies zeigt sich auch in der personellen Kontinuität. Alle Mitarbeiter halten der Gartenbaufirma die Treue. Kündigung gab es in den letzten fünf Jahren keine einzige. «Wir suchen immer wieder Wege, das Team zu stärken. Als zum Beispiel zwei Mitarbeiter an einem dreitägigen Trail im Berner Oberland teilnahmen, organisierten wir kurzerhand einen Teamausflug dorthin und unterstützten die beiden bei ihrem Abenteuer. Dies kombinierten wir mit eine Rundgang durch die Brauerei des Simmentaler Biers. Solche Erlebnisse schweissen enorm zusammen.»

Glaube als Fundament

Als wichtigsten Erfolgsfaktor sowohl in der Leitung der Firma wie auch im Familienleben sieht Yvonne Niederhauser den gemeinsamen Glauben. «Unser Glaube ist unsere Stärke. Er ist das sichere Fundament, auf dem wir stehen können. Erst danach folgen andere Faktoren wie zum Beispiel unsere Leidenschaft, zusammen zu visionieren und neue Projekte anzupacken.  Sie seien beide Pioniertypen. Ein Traum, der sie aktuell begleitet, ist die Umgestaltung der Gewächshäuser in einen Begegnungsort, wo die Leute einen Kaffee trinken und miteinander in freundlicher Atmosphäre ins Gespräch kommen können.

Kennengelernt haben sich Yvonne und Florian Niederhauser, die beide im unteren Emmental aufgewachsen sind (Yvonne in Burgdorf und Flo im benachbarten Ersigen), bereits im Jugendalter. Noch bevor sie erwachsen waren, kamen sie zusammen. Inzwischen sind die beiden 20 Jahre verheiratet und haben eine Familie gegründet.

«Gott ist der ultimativ Kreative»

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Yvonne Niederhauser (Bild: Florian Wüthrich, Jesus.ch)
In den letzten Jahren baute sich die vierfache Mutter mit der «Kreativen Gärtnerei» innerhalb des Geschäfts ihr eigenes kleines Reich auf. Diese Erweiterung habe sich angeboten, weil die Leute immer nach Setzlingen und Blümchen in Töpfen gefragt hätten, erzählt Yvonne Niederhauser. «So fing ich irgendwann mit den kreativen Kursen an. Der Traum war von Anfang an, dass Leute zu uns kommen können, um kreativ zu sein.» Yvonne ist überzeugt, dass in jedem Menschen ein kreatives Potenzial steckt. Dies müsse sich nicht zwingend in Bildern, Blumensträussen oder Kunst ausdrücken. «Gott ist der ultimativ Kreative und hat dieses Schöpferische in uns alle hineingelegt.» Ihre Kurse besuchen vorwiegend Frauen, die mal raus aus dem Alltag und mit ihren Händen etwas Kreatives machen wollen. «Das hat mir jetzt gutgetan», sei das Feedback, das sie nach solchen Kurstagen am meisten höre. Zu wissen, dass sie dadurch den Frauen (bisher kam erst ein einziger Mann in einen der Kurse) ein schönes Erlebnis ermöglichen kann, erfüllt Yvonne mit Dankbarkeit. Wenn Menschen in Einklang mit sich selbst und ihrem Schöpfer kommen können, freut sich die 41-jährige Emmentalerin. Umso mehr beschäftigt sie aktuell die durch Corona ausgelöste Spaltung in der Gesellschaft.

Der Egoismus und die Selbstverwirklichung des Einzelnen seien ein Problem unserer Zeit, ist Yvonne überzeugt. «Ich wünschte mir, dass wir einander wieder als Menschen auf Augenhöhe begegnen könnten, auch wenn wir nicht gleicher Meinung sind. Wir müssen doch einsehen, dass wir nur miteinander vorwärtskommen.» Trotz den aktuellen Spannungen, hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben. «Ich glaube daran, dass Gott Herzen verändern kann. Egoismus und Hass können überwunden werden, wenn wir nicht zu stolz sind, es zuzulassen.»

In schweren Zeiten Gott erlebt

Wenn man die Liebesgeschichte und die erfolgreiche Entwicklung der Firma Gfeller Gartenbau AG betrachtet, kann der Eindruck entstehen, bei Niederhausers habe in 20 Ehejahren eitel Sonnenschein geherrscht. Über weite Strecken treffe dies auch zu, bestätigt Yvonne. Doch es gab auch schwierige Zeiten. «Eine davon war meine postpartale Depression nach der Geburt des zweiten Kindes. Diese zog sich über drei Jahre hinweg und erschütterte uns als Ehepaar zeitweise bis in die Grundfesten.» Trotzdem sei Gott immer nah gewesen in dieser Zeit. Rückblickend sehe sie viel Positives, das sie aus der dreijährigen Erfahrung mit den Depressionen mitnehmen konnte. «Das Schwere hat immer eine Chance!»

Eine weitere Herausforderung, die das Ehepaar begleitet, ist das ADHS-Syndrom eines ihrer vier Kinder. «Tausende von Fragen beschäftigten uns. Wir kamen uns vor wie in einem Dschungel ohne Machete. Welche unter all den vielen Therapiemöglichkeiten ist die, die unserem Kind hilft? Ein langer Weg, eine Berg- und Talfahrt im Alltag.» Doch auch hier hat die Familie Gottes Hilfe erlebt. «Wir erkannten, dass Gott unseren Sohn mit anderen wunderbaren Fähigkeiten ausgestattet hat. Er ist handwerklich sehr begabt. Im Frühling/Sommer konnte er in drei verschiedenen Firmen schnuppern gehen und bewarb sich bei allen für eine Lehrstelle. Diesen Herbst bekam er von allen drei Betrieben positiven Bescheid und konnte schliesslich aus drei Lehrstellen auswählen.»

Keine Garantie für ein «Happy End»

Stark herausgefordert sind Niederhausers aktuell auch, wenn es um den bereits erwähnten Traum geht, ihr Geschäft in einen Begegnungsort umzuwandeln. «Wir haben in die Planung dieses Projekts sehr viel Herzblut, Zeit und Kraft hineingesteckt und waren zu 100 Prozent überzeugt, dass dieser Traum Realität werden würde», erzählt Yvonne. Wie aus heiterem Himmel sei plötzlich der Hammerschlag gekommen: Die Behörden lehnten das Projekt ab. Wie beim «Leiterlispiel» hätten sie sich wieder auf Feld 1 zurückgeworfen gefühlt. «Das hat uns richtig auf den Boden geschmettert. Wieder viele Fragen… Was nun? Haben wir Gottes Herz falsch gespürt? Ist es gar nicht sein Plan für uns? Wenn nicht dieser Traum, was dann?» Es folgte eine Identitätskrise, sowohl bei ihrem Mann wie bei ihr.

Bei dieser Geschichte steht das «Happy End» noch aus. «Wir wissen auch, dass es keine Garantie auf ein ‹Happy End› im Sinne einer Verwirklichung unseres Traumes gibt», sagt Yvonne Niederhauser, doch sie würden darauf vertrauen, dass Gott einen guten Weg für sie bereithält. «Unseren Traum haben wir wieder neu in seine Hände gegeben, haben den Traum aber noch nicht begraben.» Das Unternehmerpaar stellt sich auf weitere Hürden, Steine und Berge ein, die es zu überwinden gilt. Das werde bestimmt kein Spaziergang, so Yvonne Niederhauser, doch sie seien überzeugt, mit Gott an ihrer Seite perfekt begleitet und trainiert zu sein.

Dieser Artikel erschien in der Regiozeitung «Hope-Stories» Emmental.

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Datum: 04.01.2022
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Jesus.ch-Print

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