30 Jahre nach dem Fall

Christen in der ehemaligen UdSSR

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Kirche in Russland (Bild: Pixabay)
Vor 30 Jahren wurde mit dem Vertrag von Minsk das Ende der UdSSR besiegelt. Open Doors zeichnet den Weg der eigenen Anfänge nach, der mit dem Liefern von Bibeln hinter dem Eisernen Vorhang Bibeln begann…

Bereits 1982 beschloss Open Doors, eine NGO zur Unterstützung verfolgter Christen, ihre Bemühungen auf zwei Projekte in der Sowjetunion zu konzentrieren. Erstens sollten die zig Millionen russisch-orthodoxen Gläubigen erreicht werden, die keine Bibel besassen, und zweitens sollte die Kirche in den muslimischen Republiken der Sowjetunion gestärkt werden, indem die dortigen Christen dazu ermutigt wurden, ihren Glauben mit ihren muslimischen Nachbarn zu teilen. Beide Projekte wurden von einer Gebetskampagne begleitet, die sich über sieben Jahre erstrecken sollte.

Die Anfänge des Zusammenbruchs

Langsam aber sicher begannen sich in den 1980er-Jahren die Dinge zu ändern – und die Auswirkungen waren sowohl in der breiteren politischen Welt als auch innerhalb von Open Doors zu spüren. Ab 1987 wurde eine grosse Zahl religiöser Gefangener aus Arbeitslagern und Gefängniszellen entlassen. Im Jahr 1985 waren 340 Christen inhaftiert; im März 1990 waren es nur noch 17.

1988 befand sich die sowjetische Wirtschaft in einer Krise. Präsident Michail Gorbatschow, der um Unterstützung für ein Umstrukturierungsprogramm warb, versprach, dass Christen künftig als «Sowjetmenschen, Arbeiter und Patrioten» anerkannt werden würden. Kirchen konnten wieder geöffnet werden.

Im selben Jahr ermöglichte eine Änderung der Postvorschriften den Versand von Zehntausenden neuer Testamente an Gläubige und Kirchen in der gesamten Sowjetunion. Das millionste Exemplar wurde von Bruder Andrew, dem Gründer von Open Doors, anlässlich der offiziellen Feierlichkeiten zum tausendjährigen Bestehen der russisch-orthodoxen Kirche an Patriarch Alexy persönlich übergeben.

Fall der Berliner Mauer: ein erster Schritt

Seit 1982 organisierte die Nikolai-Kirche in Leipzig, Ostdeutschland, jeden Montagabend Friedensgebete. Die Zahl der Teilnehmer stieg exponentiell an und erreichte im Oktober 1989 70'000 Menschen. Im darauffolgenden Monat wurde die Berliner Mauer unter den Augen der Grenzsoldaten abgebaut, was ein starkes Zeichen für das Ende einer Ära war. Ein Mitglied des Teams von Open Doors erinnert sich an diesen Tag: «Mein Kollege und ich haben uns direkt ins Auto gesetzt und sind nach Berlin gefahren, um an diesem historischen Ereignis teilzunehmen. Was für eine Freude, was für eine Gebetserhörung!»

Die junge Unabhängigkeit der zentralasiatischen Republiken

Mit dem Ende der Sowjetära, das am 8. Dezember 1991 durch die Unterzeichnung des Vertrags von Minsk konkretisiert wurde, erlebten auch die fünf zentralasiatischen Republiken, die unter Stalin gegründet worden waren, aus religiöser Sicht grosse Veränderungen und etablierten sich als unabhängige Staaten.

Bis 1991 war das Christentum dort hauptsächlich mit den ethnischen Minderheiten (Russen, Ukrainer, Polen, Deutsche und Koreaner) verbunden, die entweder freiwillig in die Region gekommen oder vom kommunistischen Regime dorthin deportiert worden waren, mit einer sehr grossen Mehrheit (über 90 Prozent) von Orthodoxen, einer Kirche, die von den lokalen Behörden relativ gut behandelt wurde, da sie wussten, dass sie sie respektieren mussten, um gute Beziehungen zu Moskau aufrechtzuerhalten.

Als Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan 1991 zu unabhängigen Staaten wurden, verliess die grosse Mehrheit der eingewanderten Christen die Länder und nur eine kleine Gruppe sah es als ihre Aufgabe an, der einheimischen Bevölkerung das Evangelium zu bringen. 

Aufbruch unter Muslimen

Aufgrund des sinkenden Anteils der Christen stieg der Anteil der Muslime in der Region leicht an. Der Islam (hauptsächlich der sunnitische Islam) war schon immer die Hauptreligion in den fünf zentralasiatischen Ländern. Im Februar 2020 machten Muslime in Kasachstan 70,6 Prozent der Bevölkerung aus, in Kirgisistan 87,3 Prozent und in Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan über 95 Prozent.

In den frühen 2000er Jahren erlebte Zentralasien eine bemerkenswerte christliche Wiederbelebung unter Muslimen. Heute gibt es in den fünf Staaten schätzungsweise 320'000 Gläubige mit muslimischem Hintergrund, bei einer protestantischen Bevölkerung von 322'700 Personen, und sie sind in vielen protestantischen Kirchen gut integriert.

Druck steigt in Zentralasien

Vor allem auf dem Land ist die Hinwendung der indigenen ethnischen Bevölkerung zum Christentum von starkem Druck seitens der Familien und der örtlichen Gemeinschaft begleitet. Die Verwandten unterdrücken die zum Christentum Konvertierten, manchmal unter Anwendung körperlicher Gewalt, in dem Versuch, sie zur Rückkehr zum Islam zu bewegen.

Russland erscheint in den USA auf der Liste der Länder, die die Religionsfreiheit am stärksten verletzen. Jedes Jahr im November veröffentlicht das US-Aussenministerium eine Liste der «besonders besorgniserregenden Länder» (CPC), die nach Ansicht der US-Regierung «systematische, anhaltende und eklatante Verletzungen der Religionsfreiheit» begehen oder dulden. Diese Bezeichnung ermöglicht es der Regierung, Sanktionen zu verhängen.

Die USA haben Russland nun auf diese Liste gesetzt, was «überraschend» sei, wie Rolf Zeegers, Analyst für religiöse Verfolgung bei Open Doors, feststellt. «Russland hat es in die höchste Kategorie der Länder geschafft, die die Religionsfreiheit verletzen, während Indien und Usbekistan oder Afghanistan nicht auf der Liste stehen. Ich weiss wirklich nicht, wie sie diese Entscheidung begründen. Es stimmt nicht mit unseren Informationen überein», fügte er hinzu. «Russland steht nicht mehr auf dem Weltverfolgungsindex, der die 50 Länder auflistet, in denen die Diskriminierung von Christen am stärksten ist, sondern nur noch auf einer Beobachtungsliste der Länder, die dahinter kommen.»

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Datum: 14.12.2021
Autor: Rébecca Rogers / Daniel Gerber
Quelle: Open Doors / Livenet

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