Mehr als Astronomie
Stern von Bethlehem: «Sie haben Ihr Ziel erreicht»
Gerade strahlt er über jeder Krippe: der Stern von Bethlehem. Natürlich leuchtete er den weisen Männern nicht blinkend vom Dach des Stalles zu. Doch was ist von den zahlreichen Erklärungsversuchen zum bekanntesten Wegweiser der Bibel zu halten?
Giotto di Bondone stellte im frühen 14. Jahrhundert den Stern von Bethlehem zuerst als Kometen dar. Damals wurde der Halleysche Komet bereits erforscht, der sich alle 75 Jahre der Erde nähert. Solch ein Komet schien lange die beste Erklärung für das biblische Phänomen zu sein. Im Laufe der Zeit wurde das immer unwahrscheinlicher. Denn Halley besuchte die Erde am 11. Oktober im Jahr 12 vor Christus und dann wieder am 26. Januar Anno 66 – beides passt nicht. Trotzdem sehen die meisten Krippensterne noch heute wie ein Komet mit seinem Schweif aus.
Was steht in der Bibel über den «Stern»?
Die Bibel selbst enthält nicht viele Aussagen über den Stern. Der Evangelist Matthäus erzählt in seiner Weihnachtsgeschichte: «Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten!» Und er fährt nach ihrem erfolglosen Besuch bei König Herodes fort: «Und als sie den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stillstand, wo das Kind war. Als sie nun den Stern sahen, wurden sie sehr hocherfreut» (Matthäus Kapitel 2, Vers 1-10). Das Wie erklärt der Evangelist nicht. Wie soll ein Stern, den die Magier oder Weisen aus dem Osten lange vorher sahen, vor ihnen herziehen? Wie kann ein Himmelskörper den Weg zu einem einzelnen Gebäude weisen?
Wie ordnen Wissenschaftler den «Stern» ein?
Moderne Wissenschaftler sprechen nicht mehr von der Möglichkeit, dass es sich beim Stern von Bethlehem um einen Kometen handeln könnte. Wenn sie von der Wirklichkeit der Beschreibung überzeugt sind, vertreten sie hauptsächlich zwei Meinungen. Viele (zum Beispiel der Astronom Christian Theis) sprechen von einer Planetenkonjunktion: Jupiter und der Erdmond oder Jupiter und Saturn standen zur möglichen Zeit von Jesu Geburt so nah beieinander, dass sie ein deutlich sichtbares Zeichen am Himmel darstellten. Die einen denken nun, dass dieser «Stern» quasi wie ein Kompass den Weg wies. Die meisten schätzen aber, dass die astrologisch gebildeten Weisen die Planeten als Königsstern (Jupiter) über Israel (Saturn) interpretierten und dann vor Ort nach dem Weg fragten. Trotzdem bleiben viele Fragen offen – was sich nicht zuletzt an den zahlreichen Erklärungsversuchen zeigt, die christlich geprägte Wissenschaftler vertreten. Bis jetzt konnte sich noch kein Modell durchsetzen.
Was hat der «Stern» mit Augustus zu tun?
«Übersetzungshilfe» mag ein Text von Plinius dem Älteren liefern. In seinem Hauptwerk, der «naturalis historia» (Naturforschung) berichtet der Gelehrte von einem ähnlichen Ereignis – aber in Bezug auf den Kaiser Augustus. Diesen zitiert er (Buch 2, Seite 149): «In den Tagen meiner Spiele wurde ein Haarstern 7 Tage lang am nördlichen Teile des Himmels gesehen. Er entstand um die elfte Tagesstunde, war klar und in allen Ländern sichtbar. Das Volk glaubte, er bedeute die Aufnahme der Seele Caesars unter die unsterblichen Götter.»
Kurz vor der Geburt Jesu wird hier ein sehr ähnlich beschriebenes Himmelsereignis als Beweis von Göttlichkeit gedeutet. Sehr plausibel weist die Astronomin Susanne M. Hoffmann darauf hin: «Warum müssen wir jedes Jahr aufs Neue diskutieren, dass 'der Stern von Bethlehem' weder eine transiente Himmelserscheinung (Komet, Nova, Supernova) war, noch eine Planetenkonjunktion, sondern einfach eine Metapher.»
Warum ist der «Stern» ein wichtiger Wegweiser?
Ziemlich sicher werden Astronominnen, Theologen und viele christliche Familien trotz Blickes in ihre Bibel, Bücher, Forschungen und auf ihre Krippe im Wohnzimmer hier zu keiner einheitlichen Meinung finden. Und so wird es auch nächstes Jahr wieder Artikel geben, die besprechen, was man über den Stern von Bethlehem herausgefunden hat. Doch wichtiger als diese Fragen ist die praktische Folge. Was auch immer dieser Stern war, wie greifbar oder symbolisch er zu verstehen ist: Er hat seinen Zweck als Wegweiser erfüllt und er tut es bis heute. Sei es als wissenschaftlich greifbarer Beweis oder als sehr individuelle Erscheinung (wie bei einem Traum, der Menschen zu Jesus führt). Das Ergebnis war das, was jedes Navi am Ende seiner Routenführung verkündet: «Sie haben Ihr Ziel erreicht.» Offensichtlich lässt Gott sich finden. Bis heute.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
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