Physiker Max Planck
Der Entdecker des Quantensprungs
Vor wenigen Tagen gewannen drei Quantenfoscher den Nobelpreis für Physik – ausgerechnet an dem 75. Todestag Max Plancks, der als Begründer der Quantenphysik gilt. Für den Wissenschaftler schlossen sich Glaube und Wissenschaft nicht aus.
Max Planck, geboren am 23. April 1858 in Kiel, gilt als Begründer der Quantenphysik und zugleich als der Philosoph unter den Physikern. Die nach ihm benannte Konstante ist ein wichtiger Teil der heutigen Welterklärung. Planck erhielt 1919 den Nobelpreis für Physik.
Im Jahr 1900 entdeckte er das Wirkungsquantum. Zusammengefasst beinhaltet seine Entdeckung, dass die Natur Sprünge macht. Die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie findet nicht kontinuierlich statt, sondern sprunghaft – oder gequantelt, wie wir heute sagen. Der berühmte «Quantensprung» kommt daher, auch wenn der Begriff häufig falsch benutzt wird und dann nicht etwa einen winzig kleinen Sprung bezeichnet, sondern einen riesigen Fortschritt.
Studium trotz Abraten
Fast schon berühmt ist die Anekdote, dass Planck als junger Mann in München das Physikstudium aufnehmen wollte, und ein berühmter Physik-Professor ihm davon abriet mit den Worten: «Die Physik ist eine nahezu voll ausgereifte Wissenschaft.» Es gäbe zwar in den einen oder anderen Winkeln noch ein «Stäubchen» zu prüfen, aber das System stehe ziemlich gesichert und vollendet da. Planck studierte trotzdem Physik und sorgte mit seiner Forschung für eine revolutionäre Fortentwicklung des Fachs. Im Jahr 1898 kam Planck als Professor nach Berlin, wo er bis 1945 bliebt. Nach dem Krieg lebte er bis zu seinem Lebensende in Göttingen.
Plancks Frau starb bereits im Alter von 48 Jahren im Jahr 1909. Im Ersten Weltkrieg fiel zudem sein erster Sohn. Auch seine zwei Zwillinge starben vor Planck. Sein vierter Sohn Erwin wurde von den Nationalsozialisten ermordet, weil dieser am Attentat am 20. Juli 1944 auf Hitler beteiligt war. Planck selbst starb im Alter von 89 Jahren am 4. Oktober 1947 in Göttingen. Eine der wichtigsten Institutionen Deutschlands im Bereich der Grundlagenforschung, die Max-Planck-Gesellschaft, trägt seit 1948 seinen Namen.
Physik und Philosophie
Spätestens ab dem Alter von 50 Jahren begann Planck sich verstärkt auch über philosophische Gedanken zu äussern. Eine Leitfrage dabei war für ihn die nach der Kausalität: Ist das Leben, wie in der bis dato erforschten Physik, von Gesetzmässigkeiten bestimmt, oder gibt es innerhalb des Rahmens der Determiniertheit eine Freiheit, in der sich der Menschen entscheiden kann?
Planck gilt als Beispiel für einen Physiker, dessen naturwissenschaftliches Weltbild mit dem christlichen Glauben verbunden werden kann. Planck selbst war von 1920 bis 1947 Mitglied im Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde in Berlin-Grunewald. In Vorträgen sprach Planck viel über seine Verknüpfung von Gedanken aus der Physik mit der Philosophie. Eine der bekanntesten Aussagen dazu lautet: «Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler steht er am Ende aller Überlegungen.» Ausserdem das Zitat: «Die Naturwissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion aber braucht er zum Handeln.»
«Nicht die Materie ist das Wahre, sondern der Geist»
Als Physiker sei er sicher «von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden», sagte Planck einmal in einem Vortrag. «Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält.» Hinter dieser Kraft wähnte er «einen bewussten intelligenten Geist», und dieser sei «der Urgrund aller Materie».
Daraus schloss der Physiker: «Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche – denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht –, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre!» Planck geht aufgrund dieser Annahmen davon aus, dass es «Geistwesen» gibt und diese von einem Schöpfer erschaffen worden sein müssen. Er nennt ihn Gott.
Naturwissenschaft und Religion als Ergänzung
Planck sieht sich als Wissenschaftler, der nur allein durch induktives Schliessen auf die Existenz Gottes kommt, ja, kommen muss. In einem Vortrag sagte er: «Religion und Naturwissenschaft – sie schliessen sich nicht aus, wie manche heutzutage glauben oder fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander.»
Er erinnerte daran, dass gerade die grössten Naturforscher, Männer wie Kepler, Newton und Leibniz von tiefer Religiosität durchdrungen waren. Es sei geradezu die Aufgabe des Menschen, die Schöpfung und ihre Schönheit zu erkennen und Gott dafür «zu feiern, zu verehren, und zu bewundern». Planck weiter: «Wahrlich, wie viele Loblieder auf den Schöpfer, den wahren Gott, hat David, der wahre Diener Gottes gesungen! Die Gedanken dazu hat er aus der bewundernden Betrachtung des Himmels geschöpft. Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes, sagt er.»
In einem Brief, den Planck 1945 an den Theologen Alfred Bertholet schrieb, antwortete er auf dessen Brief, in dem dieser ihm seine Anerkennung für die Tapferkeit ausgedrückt hatte, mit der der Physiker die Schicksalsschläge in seiner Familie ertragen hatte. Planck antwortete darauf, dass er diese Ereignisse nur habe ertragen können, weil er einen «Glauben an den Allmächtigen und Allgütigen» sowie den Glauben an «eine andere Welt» habe.
Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1947 wiederum, die Planck vier Monate vor seinem Tode an den Ingenieur Wilhelm Kick in Regensburg schrieb, antwortete Planck auf die Frage, ob die Gerüchte zuträfen, dass er zum Katholizismus übergetreten sei. Planck schrieb, dass er zwar «seit je her tief religiös veranlagt» sei, aber «nicht an einen persönlichen Gott, geschweige denn an den christlichen Gott» glaube. Er verwies den Empfänger auf seinen Aufsatz «Religion und Naturwissenschaft» aus dem Jahr 1937. Der Theologe Erich Dinkler kam in einem Aufsatz für die Zeitschrift Theologie und Kirche mit dem Titel «Max Planck und die Religion» 1959 zu dem Fazit, dass Planck zwar an Gott geglaubt habe, aber nicht unbedingt an einen christlichen Gott.
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Autor: Jörn Schumacher
Quelle: PRO Medienmagazin
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