Tillmann Luther
Wie Luther ins Wallis kam
Nahezu 80 Prozent der Bevölkerung im Wallis sind Mitglied der römisch-katholischen Kirche. 2001 klopfte Luther an, mit Frau und Sohn. Wie es dazu kam, erzählt Tillmann Luther, reformierter Pfarrer, Autor und Rhetoriker aus Visp, selbst.
Ursprünglich sollte und wollte ich gar nicht ins Wallis kommen. Vor 21 Jahren bewarb ich mich auf eine Pfarrstelle in London-Ost. Daraus wurde nichts. Na ja, dachte ich, dann bleibe ich halt, wo ich bin. Dort ist es auch schön. Und tatsächlich fühlte ich mich in meiner damaligen Gemeinde in der Südpfalz sehr wohl. Zusammen mit meinem Mitarbeiterteam konnte ich viel bewegen.
Doch dann passierte es: Ein pensionierter Kollege flüsterte mir eines Tages nach einem Gottesdienst ins Ohr: «Visp!» Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment und daran, wie ich diesen Namen zum ersten Mal hörte. Zuerst dachte ich, es sei eine Abkürzung. In Deutschland gibt es ein ähnliches Kürzel. V.I.S.d.P. bedeutet: «Verantwortlich im Sinne des Presserechts.» Das muss im «grossen Kanton» auf allen Zeitungen und Zeitschriften stehen. Ein Blick in den Atlas genügte dann, um festzustellen: Visp ist keine Abkürzung, sondern ein Ort im Wallis. Genau dort war eine Stelle frei. Visp? Unmöglich! Da war ich noch nie. Da will ich nicht hin! Das ist alles Hochgebirge. Das ist nichts für mich.
Rettungsflieger und Raclette
Doch in den nächsten Tagen stiess ich immer wieder auf das Wallis. Ich schaltete den Fernseher ein und es lief ein Bericht über Walliser Rettungsflieger. Ich schlug die Zeitung auf und stiess auf einen Artikel über Walliser Raclette. Zur Entspannung holte ich mir eine Toblerone aus dem Kühlschrank und entdeckte – das Matterhorn! Diese «unmögliche» Stelle verfolgte mich. In Ordnung, dachte ich. Ich kann dort einmal unverbindlich anrufen… Ich kürze es ab: Bereits 21 Jahre lebe ich in Visp und bin von Herzen dankbar, hierhergeführt worden zu sein.
Deshalb: Vertrauen auch Sie auf Gottes Führung! Bleiben Sie offen für das, was Jesus mit Ihnen vorhat. Er plant und setzt dafür alle Hebel in Bewegung, weit bevor Sie etwas davon ahnen. Ich denke auch an den Apostel Paulus. Er wird von Gottes Geist nach Europa geführt. Dieser erlaubt Paulus nicht, in die Provinz Asia (heutige Türkei) zu gehen. Er hindert Paulus. So kommen sie nach Troas (NW-Türkei). Dort hat Paulus eine Vision, er solle nach Mazedonien gehen. In Mazedonien begegnet er Lydia.
Sie ist «gottesfürchtig», das heisst, sie ist eine Heidin, die sich zu einer jüdischen Gemeinde hält. Trotz aller anderen religiösen Angebote der antiken Welt trifft sie sich mit einer Gruppe von jüdischen Frauen zum Gebet und sie findet zum Glauben an Jesus.
Genau richtig
Vielleicht befinden auch Sie sich gerade in einer Situation, in der Sie Gottes Führung nicht sehen oder verstehen. Vor kurzem stand ich an einem Wegkreuz mit einem Schild «Umleitung». Umleitungen können schmerzhaft sein. Umleitungen im Leben können wie ein Kreuz sein, das man zu tragen hat. Rückblickend erkennen wir dann oft: Jesus hat uns genau richtig geführt. Das wünsche ich Ihnen von Herzen!
Dieser Artikel erschien zuerst in der Hope-Zeitung Wallis.
Autor: Tillmann Luther
Quelle: Hope-Zeitungen
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