Ein Freund der Ärmsten
Heute schlägt er seine Frau nicht mehr
In Kenia leiden viele Menschen an Armut, sind in okkulten Praktiken verstrickt und betäuben ihre Not mit Alkohol oder Drogen. So ging es auch Benjamin Ndughu, doch dann wurde sein Leben radikal verändert.
Der Kenianer Benjamin Ndughu (44) hatte keine einfache Kindheit. «Dort, wo ich aufwuchs, wurde viel getrunken und unsere Vorfahren wurden mit vielen Ritualen gütig gestimmt.» Es herrschte eine Atmosphäre der Angst. Da die Vorfahren dem Alkohol verfallen gewesen waren, glaubten die Leute, trinken zu müssen, um sie zu ehren. Die Vorfahren wurden auch angebetet, was unter anderem Tieropfer und Blutrituale erforderte.
Ein stadtbekannter Tyrann
Es kam, wie es kommen musste: Benjamin wurde früh zum Alkoholiker. Das war er auch, als er im Alter von 22 Jahren heiratete. Auch nachdem das erste Kind zur Welt gekommen war, verprasste er das ganze Geld. «Ich verschwendete alles Geld für Alkohol und schlug meine Frau, damit sie mich nicht mehr mit meinem Verhalten konfrontierte.»
Benjamins Taktik, seine Mitmenschen einzuschüchtern, hatte aber Konsequenzen. «Irgendwann realisierte ich, dass niemand mich liebte.» Diese Erkenntnis nagte tief in seinem Herzen – und führte zu weiterem Trinken. «In der Stadt war ich als Trinker bekannt. Oft war ich gewalttätig und griff irgendwelche Leute grundlos an. Ständig war ich in Schlägereien verstrickt.»
Die Frucht von unermüdlichem Gebet
Benjamins Frau war eine treue Beterin und Mitglied einer Kirche, wo sie Geborgenheit erfuhr und Mitchristen, die mit ihr zusammen beteten. Benjamin weigerte sich jahrelang, einen Fuss ins Innere der Kirche zu setzen. «Wenn meine Frau mich einlud, schlug ich sie, bis sie mich nicht mehr einlud.» Alle fürchteten sich vor Benjamin, doch die Christen beteten weiter.
Während die Christen beteten, ging es mit Benjamin ständig abwärts. «Aber irgendetwas begann sich in meinem Herzen zu verändern und irgendwann bat ich meine Frau, ihren Pastor zu mir zu bringen.» Aus Scham wollte er die Kirche weiterhin nicht betreten. Es dauerte nicht lange, bis der Pastor ihn besuchte. «An diesem Tag kniete ich nieder und nahm Jesus an.» Als Benjamin aufstand, war er ein neuer Mensch geworden. Freude erfüllte ihn und er wusste, dass sein Leben neu geworden war. Seit diesem Tag hat Benjamin nie wieder Alkohol getrunken.
Das neue Leben nimmt Gestalt an
Benjamin hatte so viele Menschen schlecht behandelt, dass er sich nicht traute, die Kirche zu besuchen. Glücklicherweise holte ihn der Pastor ab und begleitete ihn. «In der Gemeinde wurde ich herzlich willkommen geheissen.» Benjamin war überwältigt, hatte aber keine Ahnung, wie man sich in einer Kirche verhält. «Ich sass einfach still ganz hinten.» Trotz seiner Übeltaten wurde er angenommen und so wurde er Teil der Gemeinde.
Sein verändertes Leben führte aber auch zu Problemen. Die alten Saufkumpanen begannen, ihn zu hassen. «Ich kann nicht mehr mit Trinkern herumhängen, denn ich bin ein wiedergeborener Mann», erklärte sich Benjamin. Auch gegenüber den Ritualen, die seine Familie machte, grenzte er sich ab. «Ich werde nicht mehr unsere Vorfahren anbeten», sagte er. In der Folge betrachtete ihn seine Familie als Feind. «Sie fürchten sich vor mir und behandeln mich nicht mehr als Familienmitglied.» Der Bruch war tief. «Ich besuche sie aber noch immer und tue ihnen Gutes. Wenn sie ein Problem haben, bringe ich sie ins Krankenhaus oder helfe auf andere Weise.»
Ein Diener für krisenbeladene Menschen
Von da an stellte Benjamin sein Leben in den Dienst von Menschen. Besonders zieht es ihn zu denjenigen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Er lebt in der Stadt Mwingi, wo es zahlreiche Strassenkinder und Obdachlose gibt. Viele kennen Benjamin persönlich, betrachten ihn als ihren Freund.
Oft zieht Benjamin durch die Slums, um Menschen von Jesus zu erzählen. Die Dankbarkeit, vom Alkohol frei geworden zu sein und eine lebendige Beziehung mit Jesus Christus zu haben, treibt ihn an. Nie hat Benjamin vergessen, wo er herkommt und strebt unermüdlich danach, Menschen Gottes Liebe zu bringen. Nöte gibt es genug: Armut, Alkoholismus, okkulte Praktiken und viele damit zusammenhängende Probleme. Doch Benjamin weiss, dass in Jesus jeder Mensch eine Zukunft hat.
Demut und Verantwortung
Irgendwann erkannte Benjamins Pastor dessen Berufung und schickte ihn an eine Bibelschule. Nach der Ausbildung diente er als Co-Pastor. Die Tatsache, dass mehrere Co-Pastoren jeden Sonntag im Gottesdienst auf die Bühne drängten, stellte für ihn kein Problem dar. «Es gibt so viel zu tun in unserer Stadt», sagte er und machte Einsätze bei denjenigen, die nie zum Gottesdienst kamen. Im Dienst für die Ärmsten gibt es kein Gerangel. Treu und demütig diente er in dem, was Gott ihm anvertraut hat.
2016 erlebte die Gemeinde eine Krise. Einige der Co-Pastoren versuchten, den Pastor zu stürzen. Da sich die Gemeinde aber dem Hauptpastor gegenüber loyal zeigte, verliessen die Aufrührerischen die Gemeinde und plötzlich, ohne es gesucht zu haben, stand Benjamin im Mittelpunkt. Heute fungiert er als Hauptleiter der Gemeinde und der gemeindeeigenen Schule. Sein Pastor, der Leiter der Gemeindebewegung, hat für Benjamin nur lobende Worte übrig: «Pastor Benjamin ist ein Geschenk!»
Seine Leidenschaft, notleidenden Menschen zu begegnen, hat Benjamin nie verloren. Noch immer trifft man ihn auf den Strassen, wo er heruntergekommenen, hungrigen und süchtigen Menschen zur Seite steht. Für Benjamin gibt es nichts grösseres, als zu sehen, wie Gott ein Menschenleben verändert. Die Erfahrung, wie Gott dies immer wieder tut, gibt Benjamin Mut – gerade auch im Blick auf die harten Krisen, die aktuell über Afrika hereinbrechen.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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