«Jedes Kind ist ein Geschenk»
Vom Strassenkind zum Vater vieler
Um sich dem Missbrauch durch seinen Vater zu entziehen, floh Peter Mutabazi. Er lebte mehrere Jahre als Strassenkind in Uganda. Dies bewog ihn später dazu, anderen zu helfen. Heute ist er Adoptiv- und Pflegevater von zahlreichen Kindern.
Peter Mutabazi stammt aus einem kleinen Dorf namens Kabali, das an der Grenze zwischen Uganda, Ruanda und dem Kongo liegt. An seine Kindheit denkt er nicht gern zurück: «Ich bin in jeder erdenklichen Hinsicht arm aufgewachsen. Es fehlte an allem, was einem Kind Hoffnung geben könnte.»
Vermeintlicher Beschützer wird zum Feind
Peter musste oft beschwerliche Wege zurücklegen, um Wasser oder Feuerholz zu holen. Das Leben sei hart gewesen. Zudem erkannte er im Alter von vier Jahren, dass ihn sein Vater auch noch missbrauchte. «Die Person, die mich eigentlich beschützen sollte, entpuppte sich als mein schlimmster Feind.» Der Missbrauch betraf auch alle seine Geschwister sowie seine Mutter. «Es war einfach das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte.»
Flucht mit zehn Jahren
Als er zehn Jahre alt war, dachte er: «Lieber laufe ich weg und sterbe irgendwo anders, als durch meinen Vater umgebracht zu werden.» So rannte Peter Mutabazi weg und landete schliesslich in Kampala, der Hauptstadt des Landes, rund 750 Kilometer weg von Zuhause.
Die nächsten vier Jahre lebte er auf der Strasse. Er wurde als Streuner und Müll angesehen. «Und du glaubst es, weil du so bist, wie du bist. Wir haben überlebt, indem wir gestohlen haben.» Niemand hatte ihn nach seinem Namen gefragt, ausser einem Fremden. «Bevor ich Essen stehlen konnte, gab er mir etwas zu essen. Zwei Wochen später sah ich ihn wieder. Und nach drei Wochen sah ich ihn wieder, und jedes Mal gab er mir etwas zu essen.» Und nach eineinhalb Jahren fragte er: 'Hey, Peter, wenn du die Möglichkeit hättest, zur Schule zu gehen, würdest du dann zur Schule gehen?'»
«Dieser Mann sah ein Potenzial in mir»
Als Strassenkind ging es für Peter einzig darum, die nächsten Stunden zu überleben. Ein regelmässiger Schulbesuch war für ihn völlig unrealistisch. «Das kam mir so vor, als ob mich jemand fragen würde, ob ich auf den Mond fliegen möchte.» Doch Peter wollte die Chance ergreifen. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, von jemandem als Mensch angesehen zu werden. «Dieser Mann sah ein Potenzial in mir, das ich selbst nicht sah.»
Dass jemand an ihn glaubte, veränderte sein Leben! Sechs Monate später lud der Mann ihn zu sich nach Hause ein. «Ich hatte noch nie eine Familie gesehen, die zusammensitzt und isst. Ich hatte noch nie einen Vater gesehen, der direkt mit seinen Kindern spricht und lacht. Ich hatte noch nie einen Vater und eine Mutter gesehen, die ihre Kinder dazu inspirieren, zu träumen.»
Echte Annahme und Fürsorge
Der Mann lud ihn ein, mit ihm im Auto zu fahren. «Ich fand, dass ich nicht gut genug war, um vorne zu sitzen. Also wollte ich hinten sitzen. Und er sagte: 'Peter, nein, du bist wichtig. Und du bist etwas Besonderes für uns. Deshalb solltest du vorne sitzen.' Bis heute erinnere ich mich an diese Worte. Ein andermal sagte er: 'Peter, du bist nicht allein. Peter, du bist mutig für das, was du durchgemacht hast.' Und das Beste, was er mir sagte, war: 'Peter, du bist ein Geschenk für unsere Familie, denn du hast unser Leben verändert.' Das bedeutete alles für mich!»
Später fand Peter heraus, dass der Mann der Leiter von «Compassion Uganda» war. «Er hat mir nie von Christus erzählt. Er hat mich nie gelehrt, die Bibel zu lesen. Das hat er nie gesagt, aber die Art und Weise, wie er sein Leben lebte, hat mich so fasziniert, dass ich es wissen wollte.»
«Ich liess die Wut los»
Seinen leiblichen Vater hasste er zu diesem Zeitpunkt. «Mein Adoptivvater hat mir geholfen, mit der Wut umzugehen, indem er mir gezeigt hat, welche Gnade und Barmherzigkeit Gott uns geschenkt hat und wie man das erkennen kann. Ich liess die Wut los und ich begann, Heilung zu erleben.»
Peter arbeitete später elf Jahre lang für «Compassion» und nun für «World Vision». Als er von Uganda nach Los Angeles kam, staunte er, wie viel Essen weggeworfen wird. «Ich begann Gott zu fragen: 'Gott, liebst du uns auch so? Wie kann es sein, dass manche Menschen so viel haben, dass sie jeden Tag einen Teil wegwerfen können, andere aber so wenig, dass sie ihr Leben verlieren?' Das war eine Herausforderung für mich.»
Zum Vater für viele geworden
In den USA beobachtete weiter, wie manche Menschen Häuser mit mehreren Schlafzimmern haben und gleichzeitig Kinder auf der Strasse leben müssen. Da konnte Peter Mutabazi nicht länger zusehen. «Also meldete ich mich als Pflegevater an. Doch als alleinstehender Mann wusste ich nicht, ob sie mich zulassen würden.» Doch es gelang. Seither hatte er bereits 16 Kinder bei sich aufgenommen, ein weiteres Kind konnte er adoptieren. «Im Moment sind vier Kinder bei mir.»Gleich wie seine Pflegekinder erlebte er selbst die Vernachlässigung durch die eigenen Eltern. «Einige unserer Kinder waren in drei, fünf oder sogar bis zu zwölf Heimen. Es bricht mir das Herz. Jedes Kind ist ein Geschenk und sollte wissen, dass es geliebt und gesehen wird.» Durch seine eigenen Kindheitserfahrungen können die Kinder erkennen, dass es auch für sie Hoffnung gibt. «Es ist erstaunlich, wie die kleinen Dinge, die wir tun können, das Leben eines Menschen beeinflussen können.»
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Autor: Jesus Calling / Daniel Gerber
Quelle: Jesus Calling / gekürzte Übersetzung: Jesus.ch
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