Risikopatient überlebt Corona
«Gott hat ein Wunder getan und wird es wieder tun»
Raul Norinha aus der Innerschweiz erkrankte anfangs März an Corona. Aufgrund einer Vorerkrankung verschlimmerte sich sein Zustand so sehr, dass er auf die Intensivstation verlegt, mit einer Lungenmaschine beatmet und dann für mehrere Tage ins künstliche Koma versetzt wurde. Die Ärzte wussten nicht, ob er überleben würde, seine Tochter Sara betete um ein Wunder. Inzwischen konnte er die Intensivstation verlassen – für die gläubige Familie eine Gebetserhörung, die Hoffnung weckt.
Angefangen hat alles am 4. März 2020. Raul Norinha aus Ennetbürgen (NW) zeigte Grippesymptome. Als er dies seiner Tochter Sara Liniger erzählte, wurde sie aufgrund der aktuellen Situation hellhörig. «Da er an Sarkoidose, einer Lungenerkrankung, leidet, bin ich als gelernte Medizinische Praxisassistentin jeweils schneller aufmerksam», sagt Sara Liniger gegenüber Livenet. Als ihr Vater Fieber bekam, ging er zum Arzt. Dieser meinte, die erhöhten Entzündungswerte deuteten auf einen bakteriellen Infekt hin. So kehrte Raul Norinha mit Antibiotika wieder nach Hause zurück. «Die Verbreitung des Coronavirus hat in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt erst angefangen», erklärt die Tochter des Innerschweizers, die mit ihrem Mann im Aargau lebt. Doch ihr Vater fühlte sich immer schlechter. Er begann zu husten und hatte extreme Kopfschmerzen.Grosse Unsicherheit
Mit Nachdruck seiner Tochter, die zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Mann in den USA war, ging er am 10. März schliesslich ins Spital, wo sowohl er als auch seine Frau positiv auf Corona getestet wurden. «Das war für unsere Familie sehr schwierig, weil sich herausstellte, dass auch alle seine sechs Geschwister und deren Familien aus der Innerschweiz infiziert waren», erzählt Liniger. Viele von ihnen mussten hospitalisiert werden.
Nach vier Tagen wurde Raul Norinha auf die Intensivstation verlegt. «Die Ärzte haben angerufen und gesagt, dass sie nicht wissen, ob er es schaffe», berichtet die Tochter. Denn er zeigte enorm hohe Entzündungswerte. Gerade wegen seiner Vorerkrankung habe man nicht gewusst, wie man damit umgehen soll. «Man spürte die Unsicherheit der Ärzte.»
Emotionen im Krankenhaus
Sie fand es speziell, zu erleben, wie die Ärzte und Angestellten trotz dieser Unsicherheit mit dieser Situation umgingen. Sie hatte jeden Tag Kontakt mit den Krankenhausangestellten. «Es fühlte sich an, als würde man sich kennen – wie eine Familie.» Die Tochter des Schwererkrankten war berührt von der Anteilnahme: «Die Leute vom Krankenhaus weinten am Telefon, weil sie selbst so betroffen waren. Auch sie wussten am Anfang nicht wie weiter.»
Dennoch hätten sie etwas Positives ausgestrahlt, das der Familie geholfen habe. Die Ärzte boten sogar an, sich per Facetime auszutauschen. Auf der Videoübertragung zeigten sie, wie ihr Vater auf der Intensivstation lag und beatmet wurde. «Das war schon krass», gesteht sie. «Und sein Zustand sah sehr schlecht aus.» Es kam so weit, dass Raul Norinha ins künstliche Koma versetzt werden musste.
Fokus weg von den Medien
«Ich sagte mir dann: 'Jetzt muss Gott ein Wunder machen!'», erinnert sich Sara Liniger. «Wir Menschen machen uns oft eins mit den Medien und all dem, was man hört.» So rutsche man schnell ins Negative. «Es hiess, seine Überlebenschancen seien tief. Darauf entgegnete ich: 'Das breche ich im Namen Jesus'», führt die gläubige Christin aus, die in die Freie Christengemeinde Aarau geht.
«Ich glaubte, mein Papi schafft es, und doch hörte ich die negativen Stimmen.» Als Familie entschieden sie sich deshalb, Medien zu fasten, um sich nicht darauf zu konzentrieren. «Wir wollten bewusst eine hoffnungsvolle Perspektive einnehmen, die wir gerade als Christen dank Jesus über unserem Leben haben. Daran hielten wir fest, auch wenn die Ärzte sagten: 'In einem derart kritischen Zustand, wie Ihr Vater ist, hat es mit diesem Virus bis jetzt noch nie jemand geschafft.'» Die Familie, Freunde, Mitglieder und Fürbitte-Teams ihrer Kirche beteten glaubensvoll und intensiv für die Situation.
Intensivstation verlassen
Tag für Tag verbesserte sich der Zustand von Raul Norinha markant. Im Verlauf einer Nacht flachten die Entzündungswerte (CRP) stark ab – von 500 auf 300. Nach acht Tagen im künstlichen Koma machte er zum ersten Mal seine Augen wieder auf. Am 25. März verliess er die Intensivstation. Was mit ihrem Papi geschah, sei ganz klar ein Wunder, so Sara Liniger. «Doch was es bei den Leuten im Krankenhaus auslöste, ist noch so ein Zeugnis.» Denn die Geschichte habe im Krankenhaus Eindruck hinterlassen. Sie sagt gerührt: «Die Ärzte meinten: 'Wir haben Medizin studiert, aber diese Medizin, welche Ihren Papi geheilt hat, kennen wir nicht.' Sie haben die Kraft des Evangeliums eins zu eins erlebt.»
«Die Hoffnung nicht verlieren»
Für die Christin ist es ein «mega Wunder», dass es alle Familienmitglieder geschafft haben. Mittlerweile sind alle wieder zu Hause. Nur Raul Norinha ist noch stationär. Seine Lunge ist erschöpft von dem, was er durchgemacht hat. Sehr langsam kann er wieder essen und laufen. «Obwohl er acht Tage verpasst hat, ist er sehr anwesend», meint Sara Liniger zu seinem Zustand. Er erwachte einen Tag vor dem Geburtstag seiner Frau. Und das habe er gemerkt.
«Mein Papi ist momentan sehr emotional, weil er realisiert, was für ein Wunder Gott in seinem Leben gemacht hat», teilt sie mit. Die Geschichte wäre auch bei einem gesunden Menschen ein grosses Wunder. «Doch ich finde es besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass er eine Vorerkrankung hatte – die sogar die Lunge betrifft.» Durch seine Geschichte sollen viele Menschen die Hoffnung nicht verlieren, auch wenn sie eine Vorerkrankung haben, so die Aargauerin. «Gott hat ein Wunder getan und wird es wieder tun.» Auch Raul Norinha dankt Gott: «Es geht nicht um mich, sondern um ihn!»
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