Ausnahme-Bäckerin Anne

«Ohne Gott gäbe es kein Auntie Anne's»

Der amerikanische Traum beschreibt perfekt, was Anne Beiler schaffte: Sie erschuf aus einem einzigen Brezel-Stand ein Imperium mit 1'800 Standorten weltweit. Doch zuvor litt sie Jahre lang unter einem schweren Verlust und bald darauf unter sexuellem und geistlichem Missbrauch.

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Anne Beiler
Die mennonitische Farmerin Anne Beiler (70) entwickelte aus ihrem Geschäft, das 1988 aus einem einzigen Verkaufsstand bestand, die weltweit grösste Franchise für handgerollte Weichbrezeln, «Auntie Anne's». Die Kette verfügt heute über 1'800 Standorte in über 25 Ländern, darunter Frankreich, Spanien, Türkei, Argentinien, Vietnam und Myanmar.

Ihrem weltumspannenden Bretzel-Erfolg gingen schwierige Jahre voraus. Sie litt unter Depressionen und Scham, die das Resultat mehrerer Tragödien waren, darunter verheerende persönliche Verluste, eine sexuell missbräuchliche Beziehung und geistliche Manipulation.

«Ohne Gott gäbe es kein Auntie Anne's»

«Ohne Gott gäbe es heute kein Auntie Anne's (Tante Anne's), das kann ich mit Sicherheit sagen», blickt Anne Beiler zurück. «Ich wäre gestorben.» Gerade habe sie weglaufen wollen, um zu versuchen, ein neues Leben zu beginnen. «Doch da sagte Gott, dass ich wieder aufstehen soll. Heute weiss ich, dass alle Dinge, die ich erlebt habe, einem bestimmten Zweck dienten.»

Aufgewachsen in einer kleinen amischen Gemeinde in Lancaster County, Pennsylvania, wurde Beiler gelehrt, dass «das Leben gut und Gott hart ist. Die Theologie, die mir als kleines Mädchen beigebracht wurde, war sehr schwarz-weiss. Ich habe diese sehr konservativen Jahre bis ins Erwachsenenalter mitgenommen.»

Die Frage nach dem «Warum»

Im Alter von 19 Jahren heiratete Anne Beiler ihren High-School-Freund Jonas und die beiden gründeten eine Familie. Doch dann die Erschütterung: 1975 starb die 18 Monate alte Tochter Angela bei einem Unfall auf der Farm tragisch.

«Ich kämpfte damit und beschuldigte Gott dafür, dass er Angela sterben liess. Ich konnte nicht aufhören zu trauern und zu weinen.»

Das führte dazu, dass sie sich als Christin schuldig fühlte, «weil ich glaubte, dass ich in der Lage sein müsste, durch Christus zu überwinden und zu siegen. Aber ich konnte diese tiefe Trauer und die Sehnsucht nach meiner Tochter nicht überwinden.»

«Ich tat, als wäre nie etwas passiert»

Sie begann vorzugeben, jemand zu sein, der sie nicht war. «Ich war nicht in der Lage, transparent zu sein. Ich weinte heimlich und lächelte in der Öffentlichkeit, weil ich nicht beschreiben konnte, wie es in meinem Herzen aussah. Ich kehrte ins Leben zurück, als wäre nie etwas passiert.»

Während dieser Zeit suchte Beiler Rat bei ihrem Pastor, einem angesehenen Mitglied seiner Gemeinde. Aber anstatt ihr die Hilfe zu geben, die sie brauchte, verführte er sie und sagte ihr, sie solle es niemandem sagen. «Er nutzte mich körperlich aus, das waren sechs Jahre Gewalt und ein dunkles Geheimnis. Ich glaubte an seine Führung, weil das alles war, was ich zu tun wusste.»

Kurz vor dem Selbstmord

Nach Jahren geistlicher und körperlicher Misshandlung stand Beiler mit einem Gewicht von nur 46 Kilogramm kurz vor dem Selbstmord. Die ganze Zeit betete sie an ihrem Bett und flehte Gott an, ihren Schmerz zu nehmen.

Der Kontakt mit Gott habe sie gerettet. «Das Gebet ist entscheidend in unserer Gebrochenheit. Egal wie dunkel es ist, wir müssen beten.»

Die Ketten der Trauer und Scham wurden schliesslich gebrochen, als Beiler die Entscheidung traf, ihrem Mann Jonas von dem Schmerz zu erzählen, den sie jahrelang schweigend erlitten hatte. Gott stellte ihre Ehe wieder her. Und sie stellte fest, dass der «Pastor» auch andere Frauen sexuell ausgebeutet hatte.

Der Aufstieg

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Anne Beiler in einer «Auntie Anne's» Kochschürze
1988 kauften die Beilers einen Konzessionsstand auf einem belebten Bauernmarkt in Downingtown, Pennsylvania. Bald darauf waren ihre weichen Brezeln ein Hit und «Auntie Anne's» war geboren. Daraus wurde ein Brezel-Imperium, das mittlerweile über 1'800 Niederlassungen auf sechs Kontinenten verfügt.

Doch die Depressionen und Schmerzen waren noch nicht völlig weg. «Ich liebte Jesus, aber ich fühlte mich immer noch so belastet von all den Jahren des Kampfes und der Geheimnisse. Dreissig Jahre nach Angies Tod konnte ich endlich an den Punkt kommen, an dem ich mir all den Schmerz verzeihen konnte, den ich meiner Familie, meiner Tochter und meinen Freunden zugefügt hatte. Jetzt gibt es keine Scham mehr, denn Jesus ist nicht nur für meine Sünden gestorben, er hat unsere Scham auf sich genommen. Heute bin ich deswegen frei. Heute kann ich meine Geschichte ohne Scham und Schuldgefühle erzählen.»

«Es gibt mehr im Leben…»

«Ich möchte andere ermutigen, hoffnungsvoll zu sein und zu erkennen, dass es im Leben mehr gibt als das, was sie im Moment wissen. In meinen dunkelsten Tagen hätte ich nie gedacht, dass es mehr im Leben gibt. Wir lassen uns immer in unserem Schmerz nieder, aber Gott hat so viel mehr für uns. Ich möchte, dass vor allem Frauen den Wert dessen verstehen, wer sie in Christus sind.»

2005 verkaufte Beiler «Auntie Anne's», um ihre Leidenschaft zu erfüllen: Vorträge zu halten, insbesondere darüber, das Schweigen zu brechen; deshalb gründete sie 2018 «Broken Silence» mit der Mission, Frauen zu lehren und zu befähigen, einen entsprechenden Lebensstil zu führen, daneben sitzt sie im Vorstand des Bibelmuseums.

«Die Kommunikation mit Gott und das Sprechen über das Vorgefallene brachten mich in eine Welt, die mich völlig überrascht hat. Ich hätte nie erfahren, was Gott für mich auf Lager hat. Ich möchte, dass andere wissen, dass Gott einen Plan für sie hat, und die notwendigen Schritte unternehmen, um das Trauma zu überwinden.»

Sie wisse nun, dass das Leben hart und Gott gut ist. «Ich lasse das nicht mehr rückgängig machen. Gott gab mir zuerst eine Brezel und dann eine Plattform, um meine Geschichte zu erzählen – alles zu seiner Ehre.»

Zum Thema:
Den kennenlernen, bei dem Anne Beiler Hilfe fand
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Datum: 20.08.2019
Autor: Leah MarieAnn Klett / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / Übersetzung: Jesus.ch

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