Wertvoll trotz Rollstuhl
«Ich bin geliebt, auch wenn ich nicht mehr (viel) leisten kann»
Als Dominique Hirschi 2013 nach Ägypten in den Urlaub reiste, ahnte er nicht, dass diese Ferien sein Leben tiefgehend verändern würden. Beim Kitesurfen kam es zu einem folgenschweren Unfall. Seither sitzt der heute 33-jährige Berner im Rollstuhl. Trotz Einschränkungen hat er seinen Glauben und sein Lachen nicht verloren.
Dominique Hirschi ist seit fünf Jahren querschnittgelähmt. Beim Kitesurfen in den Ferien in Ägypten passierte es: Ein heftiger Wind kam auf und als er nicht mehr so viel Kraft in den Armen hatte, versuchte er, die Safety-Line zu ziehen, doch sie funktionierte nicht. So wurde er unkontrolliert in die Luft geschleudert und stürzte aus sechs bis sieben Meter Höhe ins seichte Wasser. Andere Kitesurfer retteten den ertrinkenden Surfer aus dem Wasser und leiteten noch am Strand die nötigen Rettungsmassnahmen ein. Nur 48 Stunden später lag er in Nottwil operiert auf der Intensivstation. «Von diesem Moment an wusste ich, dass ich gelähmt bin», erinnert sich der 33-Jährige.Spannungsfeld: Abhängigkeit und Freiheit
Aufgrund der körperlichen Einschränkung ist Dominique Hirschi täglich auf Hilfe angewiesen. Am Morgen kommt jeweils die Spitex zu einer vereinbarten Zeit. Die morgentliche Pflege dauert bis zu zweieinhalb Stunden. Abends braucht er beim ganzen Prozedere wiederum Hilfe. Dies schränkt auch seinen Alltagsablauf ziemlich ein. Er kann beispielsweise nicht einfach spontan am Wochenende ausschlafen oder länger wegbleiben als abgemacht. Nur am Freitag hat er einen Bonus: seinen Vater. «Ich darf ihn am Freitagabend anrufen, wann ich will. Er brachte mich auch schon um zwei oder drei Uhr in der Nacht ins Bett.»
Seit einem Jahr hat Dominique zudem eine Freundin, die für ihn «ein weiterer Superbonus» ist. Denn auch sie kann ihm dort helfen, wo er allein nicht mehr weiterkommt. Auch seine Kollegen sind immer wieder bereit, ihm praktische Hilfe anzubieten. «Das sind Freiheiten, die unbezahlbar sind!»
Sobald Dominique morgens im Rollstuhl sitzt, ist er relativ unabhängig. Er kann mit seinem ausgebauten Auto selbstständig an Termine fahren oder zu seiner Arbeitsstelle, wo er Leute mit psychischen Einschränkungen dabei unterstützt, sich in die Arbeitswelt zu integrieren. Vor kurzem konnte er sein Pensum sogar auf 50 Prozent erhöhen.
«Wir sind alle ein Wunder!»
«Wenn du Dinge plötzlich nicht mehr selbst machen kannst, nachdem du 30 Jahre lang alles selbständig tun konntest, ist das ziemlich happig», gibt Dominique zu. Doch dabei habe er gelernt, wie wichtig es ist, die Hilfe von anderen zu akzeptieren. «Indem man die Hilfe schätzt, fällt es einfacher, sie anzunehmen», erklärt er. Was er aber selbst bewältigen könne, möchte er auch selbst machen. «Ich mag es zum Beispiel überhaupt nicht, wenn mich jemand ungefragt mit dem Rollstuhl anschiebt.»
Immer wieder wird der junge Mann als Gast an Veranstaltungen eingeladen, um mit seiner Geschichte andere zu inspirieren. Seine positive Lebenseinstellung trotz schweren Umständen löst Bewunderung aus. Einen Hype um seine Person und sein Schicksal müsse man aber nicht machen, betont er. Andere Leute seien ebenfalls am Kämpfen und hätten zum Beispiel psychische Handicaps. «Da man ihre Kämpfe nicht so deutlich sieht wie meine, werden sie nicht eingeladen, ihre Geschichte zu erzählen. Doch sie sind in meinen Augen auch Kämpfer- und Siegertypen», meint Dominique und ergänzt: «Wir sind alle ein Wunder!»
Sich von Gott lieben lassen
Die Einstellung zum Leben habe sich seit dem Unfall stark verändert, berichtet «Domi», wie er von seinen Freunden genannt wird. Zuvor sei sein Leben (auch das Glaubensleben) auf Leistung aufgebaut gewesen; er war sehr aktiv in der Kirche tätig und gab im Job Vollgas. Nach dem Unfall fühlte er sich mit der Perspektive, vielleicht ein ewiger Pflegefall zu bleiben, wertlos. Doch eine spezielle Begegnung mit Gott half ihm, dieses Denken abzulegen: «Gott hat zu mir gesagt: 'Das alles, was du gemacht hast, habe ich geschätzt, aber es war nie die Grundlage für meine Liebe! Ich habe Verständnis, dass du jetzt wütend bist über mich. Das Einzige, was ich von dir will, ist, dass du dich von mir lieben lässt.'» Diese kompromisslose Liebe hat Dominique überwältigt. So durfte er lernen, seinen Wert nicht von seiner Leistung abhängig zu machen. «Das fährt mir immer wieder ein bei Gott: Ich bin geliebt, auch wenn ich viele Dinge nicht mehr tun kann!»
Nach einer Heilung sehne er sich heute noch, so der Querschnittgelähmte. «Manchmal bete ich dafür, dass ich wieder gehen kann.» Doch für ihn sei auch ein Wunder, wenn er die Situation annehmen, das Beste daraus machen und vor allem die Lebensfreude behalten könne.
Sich bewusst für die Freude zu entscheiden, sei ein Schlüssel für die Gemeinschaft mit Gott. Dominique weist auf den Bibelvers Nehemia, Kapitel 8, Vers 10 hin: «Die Freude am Herrn ist eure Stärke.» Wenn er in schwierigen Zeiten das Gefühl hat, es gehe nicht mehr weiter, dann erlebt er Gott oft ganz direkt. «Plötzlich kommt wieder eine Extraportion Kraft, die wir bei Gott abholen können.»
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Autor: Annina Morel
Quelle: Jesus.ch
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