In iranischer Haft
«Ich kann Gott überall dienen, im Gefängnis und ausserhalb…»
Wie viele andere wird auch der iranische Pastor Mojtaba Hosseini von der Regierung inhaftiert. Im Gefängnis, zusammen mit Mördern, Dieben und Drogendealern, beginnt er, seine Mitgefangenen mit Gottes Augen zu sehen. Dann erhält er von einem Imam eine Bibel…
Als Mojtaba Hosseini die Leitung einer Untergrundgemeinde im Iran übernahm, kannte er die Gefahren. Es war sehr wahrscheinlich, dass er früher oder später im Gefängnis landen würde. Schnell begann die christliche Untergrundbewegung zu wachsen – und Mojtaba wurde zum ersten Mal inhaftiert, doch sofort wieder auf Bewährung freigelassen. «Warum hörte ich mit der Arbeit für die Kirche nicht auf, nachdem ich das erste Mal gefangen genommen wurde?», erinnert sich Mojtaba und lächelt: «Ich weiss es nicht. Es gab keine logische Erklärung dafür, aber wir hatten das Gefühl, dass der Herr wollte, dass wir weitermachten. Wir wussten, dass dies bedeuten würde, dass wir jederzeit ins Gefängnis kommen könnten.» Und beim zweiten Mal würde es sicher ein längerer Aufenthalt hinter Gittern werden.Und so kam es auch: Erneut wurde der heute 30-Jährige inhaftiert, diesmal kam er in ein Hochsicherheitsgefängnis in den Trakt der Mörder, Diebe und Drogendealer. Niemandem konnte er vertrauen. Und er hatte keine Ahnung, ob er je wieder freigelassen würde. «Ich hatte grosse Angst. Und obwohl mir der Herr nahe war, war ich oft traurig über meine Situation. Meine Hände waren gefesselt und niemand hörte meine Stimme…» Dazu kam die Unsicherheit: Würden ihn seine Mitgefangenen ausrauben, ihn sogar töten?
«Es geht nicht um dich!»
In seiner Angst kam er immer wieder zu Gott. «Ich betete, das war alles, was ich tun konnte. Zuerst waren es Gebete der Reue. Ich dachte, dass Gott mich für meine Fehler strafte, indem er mich ins Gefängnis steckte…» Doch mit einem Mal hörte er Gott ganz klar. Gottes Stimme sagte ihm: «Hör auf, so selbstsüchtig zu sein, Mojtaba. Es geht nicht um dich, es geht um mich. Schau dich mal um…»
Zum ersten Mal, seitdem er im Gefängnis war, begann er, die Menschen um sich herum mit Gottes Augen zu sehen. «Ich sah arme Menschen, Menschen, die die schlimmsten Dinge getan haben. Menschen, die so einsam waren…» Und er spürte, dass Gott von ihm wollte, dass er diesen Menschen von Jesus erzählt. «Manchmal ist es lustig, wie Gott wirkt. Für uns wäre es absolut unmöglich gewesen, durch die riesigen Tore ins Gefängnis zu kommen, um den Menschen, die Gott so nötig hatten, das Evangelium zu bringen. Aber Gott brachte mich und andere Christen mitten in das Gefängnis unter diese Leute, damit wir dort sein Licht leuchten liessen.»
Die Bibel durch einen Imam
Mojtaba begann, mit seinen Mitgefangenen über Jesus zu reden. Manche kamen zum Glauben, andere freuten sich, wenn er im Namen von Jesus für sie betete. Und Mojtaba begann auch, für eine Bibel zu beten und bat sogar die Wächter darum. Aber seine Bitte wurde immer verneint – bis Gott eingriff, auf völlig unerwartete Weise.
Der Gefängnisimam kam jeden Tag zu ihnen, um mit den muslimischen Häftlingen zu beten. «Er war beeindruckt von unserer Verpflichtung gegenüber unserem Gott. Ich glaube, es war Gott selbst, der sein Herz mit einer Freundlichkeit uns gegenüber füllte.» Und der Imam versprach, ihnen eine Bibel zu besorgen. Es war aber unmöglich, eine komplette Bibel ins Gefängnis zu schmuggeln. Also druckte er Seiten der Bibel aus und verschleierte sie als Einheiten für den Englischunterricht. Einer der Männer, mit denen sich Mojtaba in der Haft angefreundet hatte, konnte gut Englisch und übersetze die Bibeltexte in Farsi. So konnte Mojtaba die Texte kopieren und anderen Häftlingen geben. Bald war überall bekannt, dass im Gefängnis Bibelverse zirkulierten. «Wir bekamen sogar Anfragen aus anderen Trakten. Die Leute baten um mehr. Und das Beste war, dass Häftlinge ihr Leben dem Jesus der Bibel übergaben…»
Dem jungen Pastor wurde klar: Hier war Gott am Wirken. «Ich habe nie dafür gebetet, dass Gott mich aus dem Gefängnis befreit. Ich kann Gott überall dienen, im Gefängnis und ausserhalb… Es ist egal, in welcher Situation ich mich befinde. Ich kann überall dort, wo er mich hinsetzt, in Gottes Reich arbeiten! Und zu dem Zeitpunkt hatte Gott mich unter die Häftlinge gesetzt…»
«Ich bete für Frieden und Freude»
Nach drei Jahren wurde Mojtaba Hosseini endlich befreit. Er ging nicht mehr zu seiner früheren Gemeinde zurück, sondern verliess den Iran und befindet sich heute an einem sicheren Ort, wo Mitarbeiter von Open Doors USA ihn kürzlich trafen. Er bittet Christen der ganzen Welt darum, für den Iran und insbesondere die Christen im Gefängnis zu beten. Derzeit sitzen über 20 Christen in iranischen Gefängnissen. «Ich bete […] für die Christen, die sich unter Druck befinden; ich hoffe und bete dafür, dass sie den grossen Kontrast erleben können, den ich gespürt habe. Sie befinden sich vielleicht nicht in einer guten Situation, aber ich bete dafür, dass sie inneren Frieden und Freude verspüren, weil sie Jesus kennen.»
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors USA
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