«Im Netz war ich jemand»
Jonathan Meiers Weg aus der Spielsucht
Jonathan Meier hat ein liebevolles Elternhaus. Die Spielwelt am PC war jedoch über Jahre hinweg sein wahres «Zuhause». Kontakte nach aussen verkümmerten, er bekam Angst vor Menschen. Sein Weg zurück ins reale Leben war schwer. Hier erzählt er seine Geschichte.
Jonathan Meier wächst mit zwei Schwestern bei seinen Eltern in Rapperswil SG auf. An Nestwärme fehlt es ihm nicht, in der Familie fühlt er sich angenommen. Nur mit den Freunden will es nicht so recht klappen. «Ich hatte in der Schule nicht viele Kollegen, sehnte mich nach Liebe und wollte irgendwo dazugehören», erinnert sich der junge Mann.Virtuelles Vergnügen
Als seine Versuche, Anschluss zu finden missglücken, flüchtet er sich 12-jährig in seine vier Wände, schottet sich ab. Der PC wird für Jahre zum besten Freund. Bunt und aufregend ist die Spielwelt, in die er eintaucht. Schnell schliesst er sich mit anderen Spielern zusammen, wird Teil der «Game-Community». In Online-Rollenspielen kreiert er sich einen Charakter, eine Figur, die er steuert und verkörpert – stark und unerschrocken. Jonathan Meier erklärt: «Im Netz, in diesen Games, da war ich jemand. Man hatte Respekt vor mir. Mein reales Leben interessierte keinen. Gefühle, Ängste und Nöte, die verdrängt man ganz einfach.»
Schlaflose Nächte
In den ersten Jahren schränken Jonathans Eltern die Spielzeit noch ein, sorgen dafür, dass ihr Sohn ab und zu die Sonne sieht und unter die Leute kommt. Doch als Jonathan volljährig ist, lässt die Kontrolle der Eltern nach – sehr zur Erleichterung des Juniors. Jonathan steckt zu dieser Zeit in der Lehre als Informatiker. Der Computerfan erinnert sich: «Am Abend kaum zu Hause, stürzte ich mich vor die Kiste und spielte bis zwei Uhr morgens. Bereits um fünf Uhr sprang ich wieder aus den Federn und ging zur Arbeit. Aber nur, um schneller Feierabend zu haben und weiterspielen zu können.» Aus jenem «Spiel», das er gut zwei Jahre treibt, wird bitterer Ernst. Denn: «Auf einmal merkte ich, dass ich im realen Leben den Boden unter den Füssen verloren hatte. Im direkten Gespräch konnte ich mich nur mit Mühe ausdrücken. Unter Menschen zu sein, löste Angst in mir aus.» Jonathan erschrickt und beschafft sich eilends Literatur, die ihm helfen soll, in der wirklichen Welt wieder Fuss zu fassen.
Erkenntnis mit Folgen
Zur gleichen Zeit fragt ihn seine Schwester, ob er sie an einen Alphalive-Glaubensgrundkurs begleiten würde. Bibel, Gott und Jesus – davon hatte Jonathan seit seiner Kindheit Kenntnis. Doch dass Gott an ihm ganz persönlich interessiert ist, das wird ihm erst an den Kursabenden richtig klar. Der Alphalivekurs endet mit einem Wochenende, an dem viele Teilnehmer Gott intensiv begegnen und erleben. So auch Jonathan Meier: «Dieses Wochenende läutete die Wende ein. Mir war auf einmal klar, dass Gott mich, Jonathan Meier, unendlich liebt mitsamt meiner Fehler und Schwächen. Ich erkannte, dass Jesus am Kreuz starb, um mich von allem, das mich gefangen nimmt, zu befreien. Ich konnte seine unbeschreibliche Liebe in jeder Pore spüren. Auf einem langen Spaziergang machte ich dann reinen Tisch mit Gott und vertraute ihm mein ganzes Leben an.»
Freiheit und Freude
Seither ist Jonathan Meier ein verwandelter Mensch. Er liebt es, zu Fuss in der Natur unterwegs zu sein, Wind und Wetter zu erleben. Seine Beziehung zu Gott hat dem angehenden Medizininformatik-Studenten auch Selbstvertrauen geschenkt. Er kann anderen Menschen offen und freier begegnen. Leidenschaftlich engagiert sich Jonathan in der Jugendarbeit seiner Freikirche. Er fühlt sich wohl auf der Bühne, wenn er den jungen Menschen von Gottes Grösse und Liebe erzählt.
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