Wenn König David am WEF wäre ...

Ein Mächtiger, der zuhören konnte

Alex Kurz, Buchautor und evangelischer Pfarrer, leuchtet in unserem Hintergrundgespräch aus, was der biblische König David den Mächtigen und Reichen von heute zu sagen hätte.
Livenet: Alex Kurz, was hat König David ausgezeichnet?
Alex Kurz: David war ein schlauer Politiker, und er war von seiner Natur her ein Machtmensch. Damit enttäusche ich vielleicht diejenigen, die in David den singenden Poeten mit dem weichen Herz sehen. Aber wenn wir die David-Geschichte ganz lesen, merken wir, dass er sehr «tough» sein konnte. Er war lange Partisan, ein Guerillakämpfer, der mit seiner Truppe umher reiste. Und in seinen Kämpfen ging er mindestens in der ersten Zeit seines Königtums mit den Philistern nicht gerade zimperlich um.
 
Warum hat Gott dies toleriert, was war das Gute an ihm?
Bei David war speziell, dass er sein Königtum als Geschenk Gottes anschaute. Das gab ihm dieses Quentchen Bescheidenheit, durch das er bereit war, auf die Stimmen zu hören, die ihm im Namen Gottes dreinredeten. Er war ein Machtmensch, aber nicht einer, der alle ausschaltete, die eine andere Meinung vertraten. Sondern er hörte gut zu. Und wenn er das Gefühl hatte, dass die Propheten etwas von Gott her zu sagen hatten, war er bereit, Kritik anzunehmen. Und wenn er sah, dass er falsch handelte, kehrte er um und schlug eine neue Richtung ein.
 
Er würde also mitmachen, aber er hätte einen Berater, der eine Revision machen dürfte?
Wahrscheinlich würde er Nathan mitnehmen, seinen Propheten. Und der würde ihm wohl die entscheidenden Impulse geben, um dennoch einen Gegenakzent zu setzen und eine andere Richtung einzuschlagen, als die, die ihm von Natur aus ähnlich ist.
 
Gibt es Beispiele für Nathans Eingriffe?
Ja, es gibt die Geschichte, wo David eine Frau wollte und einen üblen Trick anwendete, um an sie heranzukommen. Er schickte ihren Mann in den Krieg und sorgte dafür, dass er in der vordersten Reihe steht und stirbt; damit er sie heiraten kann. Da kam Nathan und sagte dem König unverblümt, dass das, was er tat, komplett daneben war. David sah es ein und schlug einen drastischen Kurswechsel ein.
 
Auch in der Geschichtsschreibung ist David anders dargestellt als andere Herrscher …

Was David lebensnah machte und ihm die Sympathien sicherte, ist, dass er –wohl als einziger Herrscher im Orient … eine Geschichtsschreibung zuliess, die ihn kritisch hinterfragte, und die ihn als Mensch zeigt, der Fehler machte und auch mal umdenken musste. In anderen Kulturen ist das schön zensiert, geschönt und idealisiert. Im Gegensatz zu den beiden Samuel-Büchern, die die Geschichte von David ungefähr zeitgleich mit seinem Leben aufzeichneten, wirken die Heldenepen von damals absolut lächerlich und langweilig, ja richtig peinlich. Bei David ist klar, dass er ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Das bringt ihn uns nahe. Gott kommt in den Samuel-Büchern fast nie vor, es wird einfach berichtet. Aber gerade dadurch, dass einer echt ist, Fehler machen und wieder umkehren kann, dass er mit sich im Dialog ist und auf Propheten hört, wird etwas von Gottes Grösse spürbar. Man sieht, dass er mit einem solchen Menschen arbeiten kann.
 
Haben Sie dazu Beispiele?
Ich erinnere nicht nur an die Geschichte mit Bathseba sondern auch an diejenige der Volkszählung. Das war eine klare Niederlage. David verhinderte nicht, dass diese in die Geschichtsschreibung Einlass fand. Er wollte sein Volk zählen und wissen, wie viel Steuereinnahmen er herausholen kann. Gott sagt aber: «Damit greifst du mir in mein Gärtchen. Die Zahl meines Volkes ist meine Sache ... du musst sie nicht kennen. Du setzst dich an meine Stelle, wenn du das in den Griff kriegen und kennen willst.» Gott stoppte ihn, David blies die Zählung ab und versprach, sie nie wieder anzuordnen. Und er lies es aufschrieben als etwas, das ihm wichtig geworden war, damit es die folgenden Generationen wissen. Das macht die Samuel Bücher spannend wie einen Roman, während andere Geschichtsschreibungen aus dieser Zeit heute schlicht nicht mehr überzeugen.

Bücher zum Thema:
Alex Kurz im Zytglogge-Verlag

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Datum: 26.01.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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