Immer eine Wahl
Das Beste aus allem machen
Viktor Frankl war kein Träumer. Er war ein Mann, der mitten im Leben stand, als die Nazis an die Macht kamen. Er hätte noch ins Ausland fliehen können, entschied sich aber bewusst, bei seinen alten Eltern in Österreich zu bleiben. Später kam er mit ihnen nach Auschwitz und überlebte. Sein millionenfach gelesenes Buch über seine Erfahrungen in dieser Zeit trägt den Titel «...trotzdem Ja zum Leben sagen».
Er erkannte – mitten im KZ –, dass man in jeder Situation noch Entscheidungsraum hat. Man kann im KZ nicht wählen, ob man in ein Konzert oder zur Arbeit gehen will, aber man kann wählen, welche innere Haltung man hat. Man kann vor einem Exekutionskommando nicht mehr entscheiden, ob man lieber weggehen will. Diese Möglichkeit ist ausgeschlossen. Aber man hat nach wie vor die Wahl, ob man in den letzten Momenten seines Lebens Gedanken voller Hass oder Gedanken voller Verbundenheit zu den Menschen, die man liebt, denken will.
Man hat immer eine Wahl
Manchmal hat man nur sehr wenige Optionen, aus denen man wählen kann. Doch so lange man lebt, hat man immer wenigstens eine Wahl. Man ist nie nur Opfer.
Deshalb kann man «Ja» zum Leben sagen. Man kann in jeder Situation die vorhandenen Möglichkeiten nutzen und gleichzeitig nach Wegen suchen, sie zu erweitern. Zum Beispiel, indem man fragt: Welchen Weg könnte es noch geben? Wer die Augen offenhält und aktiv nach Lösungen und Wegen sucht, wird früher oder später fündig.
Es irritiert mich extrem, wenn mir ein Mensch sagt: «Ich bin halt so, ich kann nicht anders» oder «Ich kann nicht anders, als mir Sorgen zu machen oder schüchtern zu sein». Nein, nein, nein. Das ist in dieser Absolutheit nicht wahr. Jeder kann anders. Zumindest ein Stück weit.
Was man mit so einem Satz eigentlich sagt ist: «Ich habe bisher keinen Weg gefunden, dieses Verhalten zu verändern. Und ich will aktuell auch gar nicht danach suchen.»
Wege finden
Genauso frustriert es mich, wenn Menschen fragen, was die Zukunft bringen wird, oder wenn sie grübeln, ob sie dieses oder jenes in der Vergangenheit nicht hätten besser machen können. Was die Zukunft bringen wird, finden wir nicht durch Nachdenken heraus und im Nachhinein sind wir alle Genies und wissen die 1'000 Dinge, die wir hätten anders machen können, wenn wir sie damals gewusst hätten.
Der Ehrlichkeit halber sei hier zugegeben, dass ich das gelegentlich auch tue. Aber es gefällt mir nicht. Denn über etwas nachzudenken, auf das man keinerlei Einfluss hat, ist Zeitverschwendung und raubt Lebensenergie. Vergangenes kann man nicht ändern. Und was die Zukunft bringt, findet man nicht durch Grübeln heraus.
Ein besserer Weg, das Leben zu meistern, ist, beim womöglich traurigen oder ängstlichen Blick auf die Vergangenheit oder Zukunft zu fragen: «Was brauche ich jetzt?» Wenn die Vergangenheit uns beschäftigt, weist das oft auf ein ungestilltes Bedürfnis hin. Vielleicht brauchen Sie noch Trost, Klärung oder Unterstützung? Oder Vergebung? Vielleicht kann es helfen, das Geschehen vertrauensvoll in Gottes Hände zu legen, der die Vergangenheit und die Zukunft kennt und führt.
Das gleiche gilt für die Zukunft. Statt sich zu sorgen, können Sie fragen: «Was brauche ich jetzt?» Vielleicht Zuversicht oder Ideen, wie Sie es anpacken könnten? «Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten», hat Peter Drucker einmal gesagt. Das können Sie konkret angehen. Hier und jetzt.
Praxistipps
- Einüben: Wann immer Sie sich beim Grübeln über Vergangenes oder Zukünftiges erwischen, fragen Sie sich: «Was brauche ich jetzt?»
Buchtipps
Autor: Kerstin Hack
Quelle: Jesus.ch
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