Christlicher Death Metal
«Gott hat nichts gegen einen bestimmten Musikstil»
Für sie ist Heavy Metal nur harmloser, sanfter Rock. Die Liebhaber der Death Metal-Szene mögen Musik, bei der Texte laut herausgeschrien werden und Bass und Schlagzeug aus den Boxen dröhnen. So wird es auch an diesem Wochenende beim Elements of Rock in Uster sein. Passt dies zu einem Leben als Christ? Livenet traf Deathcore-Schlagzeuger Raphael Brunner aus Lyss zum Gespräch.
Ein ungeschultes Ohr versteht kaum, was der Sänger einer «Death Metal»-Band ins Mikrofon brüllt. Das sei eine Übungssache, sagt Raphael Brunner, der diesen harten Sound seit seiner Jugendzeit begeistert konsumiert und auch selbst in der christlichen Metalcore-Band «Frank Needs Help» spielt. Vor kurzem hat die Band eine neue Single – Titel «Dead Man Alive» – veröffentlicht, die auf dem Cover einen halben Totenkopf zeigt.
Totenkopf und christlich – passt das?
Ein Journalist wie ich, der nicht in die Welt des «Death Metal» eingeweiht ist, wird schon etwas stutzig, wenn ihm diese düstere und aggressiv wirkende Musik als ein Zeugnis für die Botschaft des Lichts verkauft wird. Für Raphael Brunner ist dies kein Widerspruch: «Wir wollen die Botschaft des Lichts so darstellen, weil das Leben ja auch nicht immer einfach ist. Die Metal-Szene ist ganz sicher keine Schönredeszene. Wir verarbeiten mit unseren Liedern auch schwierige Erfahrungen. Am Schluss weisen aber unsere Lieder immer auf Hoffnung und Nächstenliebe hin.»
Tatsächlich, wenn man die Lyrics der neuen «Frank Needs Help»-Single genau betrachtet, bestätigt sich diese Aussage. Hier ein paar Auszüge:
Du würdest besser hinter die Masken blicken
Die Liebe, die du glaubst zu bekommen, hat oft falsche Motive wie Geld und Begierde
Weisst du, wo du pure Liebe findest?
Du findest sie im Blut des Gekreuzigten
Wir zerstören die Mauern der Hölle mit der Kraft des Kreuzes
Ramm sie kaputt!
Ramm sie kaputt!
Diese Mauern werden brechen.
Ich bin ein toter Mann ohne deine Liebe
Ich bin ein toter Mann, der am Leben ist (Dead Man Alive)
«Ich mag die harte Musik»
Raphael Brunner, der Schlagzeuger der Band «Frank Needs Help», ist christlich aufgewachsen. Er ist 21 Jahre alt, lebt in Lyss und steht derzeit in seiner Ausbildung zum Lehrer. Dem typischen «Bad Boy»-Klischee, das dieser Szene gerne angedichtet wird, entspricht er nicht. «Ich mag die harte Musik, das ist alles», sagt der junge Musiker ganz nüchtern. Es sei einfach ein sehr starkes Gefühl, wenn man eine Wahrheit über Jesus wie zum Beispiel «My King is Alive» (Mein König lebt) lauthals herausschreien könne, so Brunner. Da gehe es nicht um Aggression, sondern darum, Energie abzulassen.
Es sei zudem ein Unterschied, die Musik dieses speziellen Musikstils zu hören und die Inhalte gewisser Bands zu unterstützen. «Es gibt schon einige Metal-Bands, die hohle Texte machen. Da grenzen wir uns schon etwas ab.»
Imagekorrektur
Ihm und seinen Freunden gehe es auch darum, etwas Imagekorrektur für die Christen zu betreiben. «Unsere Botschaft der Nächstenliebe und der Hoffnung spricht viele an. Nach unseren Konzerten werden wir oft von Leuten angesprochen, die sagen, sie hätten wohl ganz ein falsches Bild von Christen gehabt. Ihr tut nicht so, als ob ihr alles besser wüsstet, wie es Christen manchmal tun.» Als Metal-Band die Botschaft vom Evangelium auf der Bühne zu predigen, sei aber nicht ihr Ziel. Das würde auch nicht gut ankommen, glaubt Brunner. «In gewissen Clubs wirst du rausgeworfen, wenn du zu sehr von Gott predigst.»
Metal-Pfarrer und Metal-Bibel
Mit der Kritik einiger Christen kann Raphael Brunner gut umgehen, wie er im Gespräch mit Livenet erklärt. «Unsere Art, wie wir das Christsein leben, wird heute ziemlich akzeptiert. Klar, die ältere Generation findet's manchmal etwas komisch und auch im Internet gibt's Kritiker. Aber diese Meinungen kann ich akzeptieren.» Er selbst ist überzeugt, dass Gott nichts gegen einen gewissen Musikstil hat. «Es geht doch nicht um die Art, wie man die Instrumente einsetzt, entscheidend sind die Texte!»
Dass Metal und Christsein sich nicht widersprechen müssen, dafür steht auch Samuel Hug, Pfarrer in Wattenwil und einer Mitinitianten der Metal-Bibel (siehe Artikel «Der Hirte der 'schwarzen Schafe'»). Der Metal-Pfarrer sagte gegenüber Jesus.ch, keine «Jugendkultur» beschäftige sich derart explizit und verbreitet mit religiösen Themen wie die Metal-Szene. Dies geschehe zwar schwergewichtig in einer kritischen Haltung gegenüber dem christlichen Glauben und vor allem gegenüber den Kirchen, «doch man muss differenziert hinsehen! Denn wo Menschen sich ernsthaft mit Themen beschäftigen und suchen, da gehen auch Türen auf.» Dies passiert hoffentlich auch an diesem Wochenende, wenn sich die Metal-Szene in Uster zum Festival «Elements of Rockt» trifft.
Frank Needs Help – «Dead Man Alive»
Zur Webseite:
Facebook-Seite von Frank Needs Helps
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet
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