Filmtipp zur Missionsgeschichte
Gallus und Columban bringen Christus nach Europa
Irische Mönche kommen aufs europäische Festland und verbreiten das Christentum. So stark ist die Prägung, dass noch heute Klöster, renommierte Bibliotheken und der Name St. Gallen davon zeugen.In einer knappen Stunde erhält der Zuschauer einen Überblick über die Christianisierung der Schweiz, wobei Gallus und Columban im Fokus stehen. «Gallus & Columban. Wie die Kelten Christus nach Europa brachten» vom Innerschweizer Luke Gasser inszeniert.
Junges Feuer zieht in die Ferne
Columban verstarb in Italien, wo sich viele seiner Schriften befinden; Grundlagen für Geschichten, Legenden und diesen Film. Bereits mit 15 Jahren entsagte er der Welt und folgte später dem Ruf zur Missionierung. Mit weitreichenden Folgen.
Der Mönch lebte strenge Richtlinien und absoluten Gehorsam gegenüber Leitern.
Es war eine natürliche Folge der Besiedelung Irlands, den Auftrag in weiteren Ländern fortzusetzen. Denn zuvor schafften es die Mönche, die kriegerischen Verhältnisse auf der Insel zu befrieden. So stand das Christentum als Religion der Herzen, wo heute noch rund 300 Klöster auf Columban zurück gehen.
Der Dreieinige Gott wurde auf die anderen Götter obendrauf gesetzt und die keltischen Kultstätten übernommen. Mit dem Glauben an eine Dreifaltigkeit passte es ganz gut zur Welt der Vielgötter und traf deshalb nur auf wenig Widerstand.
Christus zu den Franken und Alemannen
Gallus wurde von seinem Vorgesetzten Columban zum Missionieren angehalten, was sie vorerst zu den Franken führte. Auch den Adel der Franken bildeten sie mit ihrem Wissen aus.
Doch drohte die Situation zu eskalieren, unter anderem weigerte sich Columban, die unehelichen Kinder des Frankenhauptes zu segnen, drohte ihnen sogar mit der Exkommunion. Und Widerstand wuchs auch unter den Bischöfen, die ihren Wirkungskreis beeinträchtigt sahen.
Doch der Missionar musste bei aller Askese und Geradlinigkeit auch eine sehr menschliche Seite gehabt haben. Sein Erfolg spricht dafür, er hatte viele Anhänger.
Also sollten sie wieder nach Irland reisen, was ihnen jedoch vom Wind verwehrt wurde und sie schlussendlich zu den Alemannen führte. Sie sahen die Witterung wortwörtlich als Zeichen von oben und erreichten die Schweiz, wo sie sich gegen Wotan, Donar und andere Götterbilder stellten.
Die Kelten bringen der Schweiz Weisheit
Hier fanden sich Columban und Gallus, das Licht Christi zu bringen, zu Jüngern zu machen und im Namen des Dreieinigen Gottes zu taufen; aus Mitgefühl, dass die Heiden nichts von Jesus und seiner Erlösung wussten: «…wie zu Vögeln mit gebrochenen Flügeln – ihnen das Fliegen zu lehren.»
Vor den zwei Mönchen war bereits Beatus in der Schweiz aktiv und Nordirland wurde Jahre davor durch Patrizius (St. Patrick) erfolgreich missioniert. Die Iren wurden als Gelehrte geschätzt. Sie machten wiederum beste Werbung für sich selber, mit den Worten: «Wir verkaufen Weisheit». So kam mit den irischen Mönchen eine Revolution des Wissens und der Bildung, wo zuvor mit dem Weggang der Römer ein Vakuum schwebte. Das Kloster St.Gallen wurde zu einem intellektuellen Zentrum von ganz Europa.
Kampf gegen andere Götter
Ein Höhepunkt des Films ist ein Zusammenstoss mit einer Anhängerin der alten Götter (Minute 26'20): Gallus zerstört betend und proklamierend ein Götzenbild. Die druidenartig aussehenden Missionare hatten teils äusserst rabiate Methoden und zerstörten im grossen Stil Kultbilder. So wurde in Nordhessen von Bonifaz eine heilige Eiche gefällt und 782 wütete das Schwert Karl des Grossen. Im Oktober geschah das unsägliche Blutgericht, wo sich die Sachsen weigerten, den christlichen Glauben anzunehmen. Karl der Grosse verübte ein Massaker.
Auch in Bregenz hatte die Bevölkerung genug von der Zerstörungswut der Mönche von dem, was ihnen heilig war. So wurden sogar zwei Missionare ermordet.
Die Missionare hatten aber auch viel Gutes zu bieten, musizierten mit der Bevölkerung und sorgten sich um Bedürftige.
Vom Zerstörungswahn zur Religion des Herzens
Gallus fand im Gegensatz zu Columban zu einer Religion des Herzens, lernte die Schweizer Landessprache und den Bürger besser kennen – und verzichtete aufs Zerstören ihrer Heiligenbilder. Er wurde zum angesehenen und äusserst gefragten Seelsorger und Heiler. So kam er bereits zu Lebzeiten als Heiliger in der Bodensee-Region zu grosser Verehrung. Gallus blieb dort und liess Columban ziehen, der die slawischen Völker hinter sich liess, um nach Italien zu reisen. Der Film spricht von einem Streit der Beiden, wonach Columban Gallus bis zu seinem Lebensende verbot, die Messe zu lesen, was eine schreckliche Strafe war.
Während Gallus als Berater aufgesucht wurde, kümmerten sich seine Gehilfen um die Bedürftigen, Armen und Ausgestossenen.
Das erste Spital der Schweiz wurde gegründet – mit nationaler Strahlwirkung.
Absage an Herzog trotz Heilungserlebnis
Gallus, der Eremit, erhielt viele Angebote. Er weigerte sich, die Nachfolge des Abtes Eustasius anzutreten und blieb somit bei seiner einfachen, unabhängigen Berufung. Später bat ihn der Herzog von Überlingen im Jahr 634, sein Bischof von Konstanz zu werden. Er hatte zuvor seine Tochter geheilt, nachdem viele Heiler versucht hatten, ihre Krankheit zu beseitigen. Mit der Absage entsandte er dann einen geeigneten Mönch seiner Gefolgsleute. Hochbetagt verstarb er um das Jahr 640, Columban 615.
Weitreichende Prägung für ganze Kultur
Die Wirkung der Mönche reichte weit über den Alpenraum hinaus. Sie behielt ihren Schwung, der Herzschlag pochte weiter und steckte weitere Menschen, Regionen und Länder an.
Der Film zeigt, wie das innere Feuer von Christus andere anstecken kann und Kreise zieht, dass es weise ist, das Gegenüber wahrzunehmen und nicht über seinen Kopf hinweg dessen Ideale zerstören zu wollen und das Evangelium – die Frohe Botschaft – mit seinem enormen Einfluss schlussendlich ganze Kulturen und Gesellschaften prägen kann.
Der Legende nach soll Gallus zur Versöhnung den Stab von Columban erhalten und von da an seinen Messedienst wieder aufgenommen haben.
Zum Film:
Doku «Gallus & Columban. Wie die Kelten Christus nach Europa brachten»
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet
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