«Jede Kerze zählt»
Ein digitales Lichtermeer in Bern
Ein grosser Stern aus Tausenden Kerzen, diese Aktion ist eine Tradition der «Offenen Kirche Bern». Durch Corona kann der eigentliche Event nicht stattfinden. Dafür soll dieses Jahr ein digitales Lichtermeer entstehen. Livenet ist Partner der Aktion. Im Interview erklärte Organisator Andreas Nufer die Details.
Livenet: Andreas Nufer, seit Sonntag läuft die alljährliche Kampagne «Lichtermeer» der Offenen Kirche Bern. Welche Auswirkungen hat Corona für das «Lichtermeer»-Projekt?
Andreas Nufer: Wir können das übliche Lichtermeer leider nicht durchführen, weil es fast unmöglich ist zu kontrollieren, wie viele Leute sich beteiligen. Bei dieser einfachen Aktion, bei der wir «mit Freunden und Fremden» rund 10'000 Kerzen anzünden, machen jeweils mehr als 500 Personen mit.
Wie kann ich konkret ein Teil des Berner Lichtermeeres 2020 werden?
Das Lichtermeer ist dieses Jahr digital. Wer möchte, kann eine oder mehrere Kerzen bei sich zu Hause anzünden – vor dem Haus, im Garten, auf dem Trottoir, im Wald oder irgendwo. Jede Kerze zählt. Wer möchte, fotografiert seine Kerzen und lädt sie auf die Webseite lichtermeer.offene-kirche.ch hoch. Dort entsteht allmählich ein Stern von Bethlehem aus vielen kleinen Lichtern. Wer möchte, kann seinen Namen und Ort nennen und eine kurze Botschaft mitschicken.
Was erleben Sie als Pfarrer in der Heiliggeistkirche aktuell als stärkste Herausforderung, wenn Sie auf die Weihnachtstage vorausblicken?
Ich treffe ganz viele Menschen, denen es nicht so gut geht. Viele sind müde, traurig, gestresst oder dünnhäutig. Da ist es wichtig, dass wir geduldig füreinander da sind und in den Kirchen die Möglichkeiten für Seelsorge und das stille Gebet bestehen bleibt. Auch höre ich von vielen, dass sie nicht mehr alles am PC erleben möchten. Es gibt eine grosse Sehnsucht nach physischen Treffen und Gottesdiensten. Wir werden deshalb zum Beispiel am 24.12. von 16 Uhr bis 24 Uhr mit verschiedenen Teams in der Heiliggeistkirche Feiern im kleinen Rahmen anbieten. Und dann ist es natürlich herausfordernd, wenn alle – auch wir – alles mehrfach planen und organisieren müssen, weil sich die Bedingungen ständig ändern.
Die «Offene Kirche Bern» ist bekannt dafür, sich den Menschen aller Schichten und Nationalitäten zuzuwenden. Wie versuchen Sie dies in diesen besonderen Umständen noch zu tun?
Einerseits mit dem digitalen Lichtermeer. Hier kann jede und jeder unabhängig vom Status von jedem Ort der Erde teilnehmen und die Magie von Weihnachten ein wenig mit anderen teilen. Zudem lancieren wir das Projekt «Weihnachten – vor der Tür». Wir bauen eine grosse interaktive Krippe an die Rückseite der Heiliggeistkirche und bevölkern sie mit Figuren des Berner Künstlers Heinz Lauener. Wer will, kann einen Stern vorbeibringen, der an den Sternenhimmel über der Krippe gehängt wird und vieles mehr. Neben der Krippe werden lebendige Schafe hausen.
Am vierten Advent laden wir dann zu «International Xmas im Loop» ein. Die Jungen Schauspieler/innen der Jungen Bühne Bern spielen Szenen aus der biblischen Weihnachtsgeschichte und ihrem eigenen Leben. Viele von ihnen haben selber Fluchterfahrung, genauso wie die kunterbunt zusammengewürfelten Jugendlichen der Band «Alizarin», die musizieren werden. Jeder Loop dauert 15-20 Minuten – alle kommen und gehen, wie sie möchten. Es werden immer so viele Menschen in der Kirche sein, wie von den Behörden erlaubt. Und natürlich ist das Kaffee in der Heiliggeistkirche offen und die Seelsorgenden von «ganz Ohr» sind präsent.
Zurück zum Projekt «Lichtermeer digital». Wovon träumen Sie da mit Blick auf Weihnachten?
Ich träume davon, dass trotz dieser holprigen Zeiten, das Geheimnis von Gottes Geburt mitten unter uns für viele Menschen erfahrbar wird und wir uns gegenseitig ein wenig Licht sein können – über alle Grenzen hinweg.
Hier können Sie sich weitere Informationen zum diesjährigen «Lichtermeer digital» herunterladen.
Hier finden Sie weitere Informationen zu den Weihnachtsprojekten der «Offenen Kirche Bern».
Zum Thema:
Aktion Zürcher Altstadtkirchen: Feuer auf der Limmat versprüht Funken der Hoffnung
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet
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