Landes- und Freikirchen
Gleiche Wurzeln, gleiche Hoffnung
Das Bedürfnis von Repräsentanten der Landes und Freikirchen, sich voneinander abzugrenzen, hat abgenommen. Das zeigt der Schwerpunkt über «Freikirchen, die anderen Reformierten» in der Januar-Ausgabe des interkantonalen Kirchenboten.
Das THEMA des Kirchenboten ist so konzipiert, dass es die Gemeinsamkeiten betont, ohne aber die Unterschiede überdecken zu wollen. Es enthält ein Porträt des Mennoniten Bruno Sägesser, einen Christen, der sich engagiert für den Zivildienst einsetzte. Im Zentrum stehen Interviews mit dem Leiter des Verbandes VFG – Freikirchen Schweiz, Peter Schneeberger, und dem Präsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), Gottfried Locher. Ergänzt wird der thematische Teil mit Informationen und Zitaten des Religionsexperten Georg Otto Schmid, der feststellt: «Die Freikirchen haben einen Wandel vollzogen.» Die Beziehung zwischen «Evangelikalen und Reformierten» sei enger geworden. Beide müssten mit dem gesellschaftlichen Wandel klarkommen: Säkularisierung, Multikulturalität, Wertewandel und Mitgliederverlust. «Das schweisst zusammen», so Schmid.Christen zu Kirchenbeteiligten machen
Die beiden Repräsentanten der Freikirchen und der reformierten Landeskirchen in der Schweiz beantworten ähnliche Fragen. In ihren Antworten spürt man das Bemühen, das eigene Profil aufzuzeigen, ohne die Anderen abzuwerten. So sagt Peter Schneeberger auf die Frage, ob die Volkskirche eine Zukunft habe oder ob die Zukunft der Reformierten in den Freikirchen liege: «Jede Kirche hat eine Zukunft. Der entscheidende Faktor sind nie Strukturen, sondern mit welcher Hingabe die Mitglieder der Kirche ihre Kirche beleben und ihr Leben auf Jesus Christus ausrichten. Daher spielt es keine Rolle, ob die Kirchensteuern oder die jetzigen Strukturen mal verschwinden. Wenn es den Kirchenleitungen in Landes- oder Freikirchen gelingt, die Mitglieder zu 'Kirchenbeteiligten' zu machen, gibt es eine rosige Zukunft.»
Auf die Substanz kommt es an
Auf die Frage, ob die heutige Form der Volkskirche eine Zukunft habe, antwortet Gottfried Locher: «Ob Kirchen eine Zukunft haben, hängt wohl eher an ihrer Substanz als an ihrer Form. Zukunft hat, wer glaubwürdig das Evangelium von Jesus Christus verkündigt. Das ist das entscheidende Kriterium: das Evangelium verkündigen in Wort und Tat. Es gilt für alle, ob Landes- oder Freikirchen.»
Gemeinsame Herausforderung
Noch sind auf beiden Seiten Vorurteile über die jeweils anderen zu hören. Einige Landeskirchler beargwöhnen die Freikirchen nach wie vor als sektiererisch oder extrem. Freikirchler halten die Landeskirchler für angepasst und nicht wirklich gläubig. Aber der jahrelange Beziehungsaufbau auf Leitungsebene und auch bei der Basis haben das Klima verändert. Dazu haben nicht zuletzt Veranstaltungen und zeichenhafte Handlungen im Reformationsjubiläumsjahr beigetragen. Und vor allem auch in den Bemühungen von Persönlichkeiten wie Tilman Zuber, dem Chefredaktor des (interkantonalen) Kirchenboten. Es wird immer deutlicher, dass die Herausforderungen nicht in den anders gelagerten andern Kirchen, sondern in den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen liegen.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet
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