Historisches Ereignis
Papst bittet Pfingstgemeinden um Vergebung
Papst Franziskus hat pfingstkirchliche Christen um Vergebung gebeten für die Fehler, die Katholiken ihnen gegenüber begangen haben. «Unter jenen, die die Mitglieder der Pfingstgemeinden verfolgt oder verurteilt haben, als ob sie Verrückte seien, waren auch Katholiken», erklärte der Papst am 28. Juli beim Besuch des Pastors der pfingstkirchlichen Versöhnungsgemeinde in Caserta (Neapel), Giovanni Traettino.
«Ich bin der Hirte der Katholiken und bitte euch deshalb um Vergebung für jene katholischen Brüder und Schwestern, die vom Teufel versucht wurden und nichts verstanden haben.» Christen sollten aufeinander zugehen. Denn Jesus habe stets um die Einheit der Kirche gebetet. Der Heilige Geist schaffe eine Kirche der versöhnten Verschiedenheit. Die Geschichte der Trennung zwischen den Christen sei eine traurige Geschichte. Mit diesem Treffen wollten er und Pastor Traettino ein konkretes und sichtbares Zeichen der Ökumene setzen, betonte Franziskus. Die beiden waren sich erstmals 1998 in Buenos Aires begegnet. Daraus erwuchs eine Freundschaft. Bereits vor der Rede in der Versöhnungskirche hatten sich Traettino und Papst Franziskus unter vier Augen ausgetauscht. Anschliessend gab es eine Begegnung mit rund 350 Christen – darunter 150 geladene und überwiegend evangelikale Christen (die Pfingstkirchen gehören zur evangelikalen Bewegung) aus Italien, den USA, Kanada, Argentinien, Spanien, Frankreich und Indien, die auf Traettinos Einladung nach Caserta gekommen waren.Traettino: «Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen»
Traettino würdigte die Worte des Papstes anschliessend als wegweisend: «Mit einer einzigen Geste hat er die Tür geöffnet, hat die protokollarischen Schwierigkeiten überwunden und ist direkt ans Herz der menschlichen Beziehungen gegangen.» Der Papst habe der Pfingstbewegung «ein grosses und unerwartetes Geschenk gemacht – eines, das bis heute fast undenkbar schien», erklärte Traettino. «Sie haben den Bruder besucht, wo er ist und wie er ist. Sie wollten uns anhören, umarmen, persönlich sehen. Sie haben sich nicht mit einen Dokument begnügt. Sie sind persönlich gekommen.» Das sei der richtige Boden, auf dem man einen gemeinsamen Dialog aufbauen könne. Traettino: «Mit Männern wie Ihnen gibt es Hoffnung für uns Christen.» Vertreter des grössten evangelikalen Dachverbandes – der Weltweiten Evangelischen Allianz – hatten die Entschuldigung nach einer Begegnung mit Papst Franziskus Ende Juni erwartet. Die Pfingstbewegung galt innerhalb «Roms» lange Zeit als Sekte. In vielen pfingstkirchlichen Kreisen wiederum wurde auch die katholische Kirche als Sekte bezeichnet.
Die Pfingstkirchen sind seit ihrer Entstehung Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA weltweit zur zweitstärksten christlichen Konfessionsfamilie nach der römisch-katholischen Kirche geworden. Besonders starkes Wachstum erleben sie in Lateinamerika. Die katholische Kirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern geht von 400 Millionen Pfingstlern weltweit aus. Zum Welt-Pfingst-Forum gehören rund 250 Millionen Mitglieder. Die Pfingstler betonen übernatürliche Wirkungen des Heiligen Geistes – für den das Pfingstfest steht – wie Krankenheilung, Prophetie und das Beten in «Sprachen», also in unverständlichen Lauten.
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Quelle: ideaSpektrum | www.ideaschweiz.ch
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