Bernhard Ott

„Bekehrung gestern und heute“

Die universale Herrschaft von Jesus im eigenen Leben verwirklichen

Bernhard Ott, Studienleiter des täuferischen Bildungszentrums Bienenberg bei Liestal, stellte den Missionsauftrag in den Zusammenhang des ganzen Matthäus-Evangeliums: Nach dem Täufer rief Jesus von Beginn weg zum Umdenken und ganzheitlichen Umkehren auf, „denn das Himmelreich ist nahe!“ Es geht um einen Herrschaftswechsel: „Wer sich bekehrt, kündigt alten Herren und anerkennt Jesus als Herrn.“

Ermöglicht wird dies durch die Auferstehung von Jesus, die ihm univerale Herrschaft bringt; der Neubeginn an Ostern „soll im Leben des einzelnen de facto realisiert werden“. So gingen die ersten Christen daran, alle Menschen zur Anbetung des einen Gottes zu führen, der sich in Jesus Christus offenbart hatte. „Da wo die Wirklichkeit des Auferstandenen gross wird, werden Menschen verändert. Sonst rückt die Bekehrungs-Leistung des Menschen in den Mittelpunkt.“ Wer Jünger wurde, antwortete auf den Ruf des Christus, trat auf seinen Weg.

Mission, Bekehrung und Taufe

Ott bemerkte, dass die Auferstehung den globalen Horizont christlicher Mission begründet –„imperiale Machtgelüste“ darf es dabei nicht geben. Am Beginn der Kirchengeschichte gehörten Mission, Bekehrung und Taufe zusammen. Mitinbegriffen war Lehre: „Bekehrung ist nicht Schlusspunkt, sondern Doppelpunkt. Mission, die bloss auf punktuelle Bekehrung zielt, greift zu kurz. Nach dem Eintritt ist das Leben unter der Herrschaft von Jesus zu üben.“ Dies habe mit den Weisungen der Bergpredigt zu geschehen: „Mission im Sinn von Jesus kann nur im Geist der Bergpredigt verantwortet werden“: Die Seligpreisungen weisen auf eine alternative Sozialordnung hin – Hoffnung für die Welt.

Als das Christentum um 400 zur Staatsreligion wurde, brauchte es keine umfassende Umkehr mehr; Kinder sollten prozesshaft in den Glauben hineinwachsen. Anderseits nötigte man Heiden über Jahrhunderte, Christen zu werden. Das Täufertum erteilte nach 1500 dem Zwang eine Absage; laut Ott beriefen sich die verfolgten Prediger ständig auf Matthäus 28. „Sie begannen etwas, was man heute die Neu-Evangelisierung Europas nennen würde.“ Spätere erweckliche Bewegungen und moderne Missionswerke konzentrierten sich darauf, hier oder in Übersee einzelne Menschen zum Glauben zu rufen.

Nach 1960 spaltete sich die Missionsbewegung: Grosskirchliche Ökumeniker stellten „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ in den Vordergrund, während die evangelikale Lausanner Erklärung von 1974 missionarische Verkündigung, unterstützt durch soziales Engagement, forderte. Laut Ott nähern sich seit 2000 die beiden Ströme wieder an. Von Matthäus 28 her gehört Bekehrung zu Mission; man kann dabei „sehr wohl ein breites Missionsverständnis entwickeln“.

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