Ehemaliger Ratsvorsitzender
Huber: Gottesdienst ist Kernstück der Zukunft der Kirche
Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, wünscht sich eine Kirche, die die aktuellen Veränderungen als Aufbruchssignale wahrnimmt. Vor allem Gottesdienste sollten dabei eine tragende Rolle spielen.
Der evangelische Theologe und Ethiker Wolfgang Huber mahnt, bei den
kirchlichen Sparrunden auch Aufbruchssignale nicht zu versäumen. «Menschen kann man nur durch Aufbruch für die Kirche gewinnen», sagte
Huber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der ehemalige
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und
Berliner Altbischof wird am 12. August 80 Jahre alt.
Es sei nicht
überzeugend, die Gründe für Veränderungen in der Kirche nur an
schwindenden Ressourcen und weniger Kirchenmitgliedern festzumachen. «Das sind Rahmenbedingungen», sagte Huber. Aber man habe sich zu stark
auf diese Sichtweise eingelassen. «Ich hoffe, dass die Veränderungen
nicht nur in der Art des Rückbaus sichtbar werden, sondern dass sie auch
als Aufbruchssignale wirken.»
Nach Angaben der EKD hat die evangelische Kirche im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Mitglieder verloren. Grund dafür sind die durch die Corona-Pandemie erhöhte Zahl der Sterbefälle und eine Rekordzahl an Kirchenaustritten.
Mehr Gottesbewusstsein
Huber sagte, der Gottesdienst bleibe «ohne jeden Zweifel» ein
wichtiges Kernstück für die kirchliche Arbeit in der Zukunft. Er sei
aber nicht das einzige. «Seelsorge und Diakonie sind Wesensmerkmale der
Kirche. Auch Bildung ist gerade heute unverzichtbar», sagte er.
Er
empfinde Euphorie über einige gute Gottesdienste, die er jüngst erleben
durfte. Diese hätten auch Menschen angezogen, die man nicht häufig in
der Kirche sehe. «Die Menschen fühlten sich aufgehoben und waren
überzeugt, sie haben am Sonntag eine Stunde gut verbracht. So etwas
passiert in vielen Gegenden.»
Die Ressourcen dafür, dass das auch
weiterhin gelinge, sollten sichergestellt werden, forderte Huber. «Wir
sind eine offene Kirche, das ist die Voraussetzung dafür, dass wir auch
eine öffentliche Kirche sind», betonte er. «Wir sollten so gottesbewusst
und selbstbewusst sein, dass wir gute Beispiele gelungener kirchlicher
Arbeit weitererzählen und voneinander lernen.»
Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin.
Zum Thema:
Wolfgang Huber: Einblicke ins Leben einer prägenden Persönlichkeit
Vom Leiden zum Handeln: Gottesdienst ist mehr als Predigt
EKD-Studie: Darum gehen Menschen in den Gottesdienst
Quelle: PRO Medienmagazin
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