Mission in Schweizer Kirchen

«Wir müssen uns auf unseren Auftrag besinnen!»

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Im Livenet-Talk spricht Florian Wüthrich mit drei Gästen, die sich alle schon seit längerer Zeit mit Mission in der Schweiz beschäftigen. Dabei geht es um Kultur, Leitungsstil, Geisteswirken und das Nutzen von Synergien.
 
Diesen Sommer hat die Schweizerische Evangelische Allianz einen Bericht darüber veröffentlicht, wie Mission in der Schweiz gelebt werden kann. Im Livenet-Talk sprach Florian Wüthrich sprach mit drei der Verfasser.
  • Dr. Julia Henke, Geschäftsführerin von «Life in Abundance» Europa
  • Reto Pelli, Pastor in der Prisma-Gemeinde in Rapperswil-Jona
  • Dr. Roland Hardmeier, Dozent, Referent und Autor.

Eine Studie über Mission in der Schweiz

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Julia Henke
Julia Henke gibt einen kurzen Einblick über die Art und den Inhalt der Studie, welche in Zusammenarbeit mit der Schweizerisch Evangelischen Allianz, dem Verband Freikirchen.ch, Interaction und der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) entstanden ist. Der Bericht «Konsultation zu Mission» liegt vor und Julia Henke fasst den Grundtenor zusammen: «Wir sind nicht dort, wo wir uns wünschen. Gleichzeitig erkennen wir aber auch, dass es brillante Beispiele von Gemeindeleitern und Werken gibt, die erfolgreich sind.» Die Frage sei nun, wie der strategische Leitungsansatz gefördert werden kann.

Sie spricht auch die Betonung des Geisteswirkens an, welches im Gegensatz zum globalen Süden, wo sie sich stark engagiert, in unserem Kulturkreis viel weniger betont wird. «Hier gibt es noch viel zu gewinnen.»

Leben wir mit der Realität der unsichtbaren Welt?

Reto Pelli schliesst sich der Aussage an, dass das Geisteswirken in der Schweiz unterbetont ist und ergänzt, dass wir allgemein zu wenig mit einer unsichtbaren Welt rechnen. Dies habe besonders auch Auswirkung aufs Gebet. «Ich beobachte schon länger, dass das Gebet wenig betont ist. Welche Kirche hat überhaupt noch einen gut besuchten Gebetsabend?»

Oft sage er seinen Leuten: «Lasst uns Gottes vorbereitete Werke tun.» Damit meine er nicht in erster Linie «grosse» sichtbare Wunder. Es gehe darum, mit der unsichtbaren Welt zu rechnen. «Und wir erleben diese auch.» Reto Pelli betont an dieser Stelle den geistlichen Kampf, in welchem wir leben. «Ohne Heiligen Geist haben wir hier gar keine Chance.»

Stärker werte- als programmorientiert sein

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Reto Pelli
Grundsätzlich glaubt Reto Pelli, dass wir heute an einem ähnlichen Ort stehen wie vor 20 Jahren. «Was die Evangelisation betrifft, sind wir viel stärker programm- als werteorientiert.» Es gehe aber darum, die eigene Kultur und die eigenen Werte festzuhalten. «Ich habe beobachtet, dass immer neue Kurse und Wellen als Lösung betrachtet werden. Wenn aber keine Kultur dahintersteht, ist nichts von alledem die Lösung.»

Als Gemeindeleiter frage er vor allem danach, wie wir eine Kultur schaffen können, durch welche Menschen Jesus kennenlernen können. «Ausserdem müssen wir bei der Not der Menschen ansetzen: Was bedeutet Evangelium für einen Burn-out gefährdeten Mann? Oder für eine alleinerziehende Frau?» Wir müssen auch eine Sicht dafür haben, was es heisst, verloren zu sein. «Sind wir hier klar oder doch schon etwas verwässert worden?»

«Menschen zu lieben ist absolute Grundvoraussetzung», ist Roland Hardmeier überzeugt. «Wenn die Menschen uns nicht wichtig sind, bleibt Evangelisation immer nebensächlich und wirkungslos.» Er befürchtet, dass Corona bei manchen Christen die Haltung des «es wird nur noch immer schlimmer» verstärken kann. «Wir ziehen uns dann in ein Ghetto zurück und haben keine Kraft mehr, Menschen zu lieben und mit dem Evangelium zu erreichen.»

Wie organisieren wir uns als Kirche?

Julia Henke glaubt, dass wir uns mit unseren Ressourcen und Ausrichtungen viel mehr ergänzen und unterstützen können. «Auf regionaler Ebene die Bedürfnisse der Population erkennen und diesen zielgruppenspezifisch begegnen», plädiert sie. «Eine Gemeinde kann das alleine gar nicht abdecken – zumindest nicht in hoher Qualität.» Sie führt dann ihre Ideen aus, wie diesem Mangel begegnet und die Kirche neue Wege gehen kann. Dabei betont sie sehr stark ein gemeinsames Engagement.

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Roland Hardmeier
Ein Grund, dass dies aktuell noch zu wenig funktioniert, sieht Roland Hardmeier darin, dass Pastoren zu stark vom Alltagsgeschehen absorbiert sind. «Da gibt es kaum Raum, um Visionen zu entwickeln.» Er glaubt aber auch, dass ein gemeinsames Engagement teilweise schon funktioniert. «Regional kennen wir einander und stehen in aktivem Austausch.»

«Wir müssen uns auf unseren biblischen Auftrag besinnen», sagt Reto Pelli dazu. «Oft verlieren wir diesen aus den Augen.» Wenn unser Fokus auf dem Wesentlichen liegt, sei es einfacher, auf etwas Grösseres hinzuarbeiten. Mit der «learning community», wo sich Gemeindeverantwortliche inspirieren und ergänzen, erwähnt er ein positives Beispiel.

Die Mitte muss die Mitte bleiben

«Das Beste, was Menschen passieren kann, ist, Jesus Christus persönlich kennenzulernen», steht für Reto Pelli ausser Frage. «Natürlich braucht es diakonische Hilfe, keine Frage. Aber wenn Jesus in ein Leben kommt, haben Menschen plötzlich eine Perspektive, eine Hoffnung und Jesus beginnt, ihr Leben zu verändern.» Obwohl Roland Hardmeier sich für ein ganzheitliches Evangelium stark macht, stimmt er hier voll und ganz zu: «Die Mitte des Evangeliums ist die Verkündigung des gekreuzigten Jesus Christus. Und die Mitte muss die Mitte bleiben.» Wenn aber das diakonische Wirken dazukommt, dann glaubt er, bei einem biblischen Evangelium angelangt zu sein.

Sehen Sie sich hier den vollständigen Livenet-Talk an:

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Datum: 05.10.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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