Gemeindebau in der Schweiz
Verschiedene Kulturen für ein Königreich
38 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. In den gewöhnlichen Gemeinden sind diese Menschen aber kaum eingebunden. Nun laden christliche Leiter zu einem Seminartag zum Thema, um zu sensibilisieren und Lösungsansätze bieten.
«Rund zwei Fünftel der in der Schweiz lebenden Menschen haben Migrationshintergrund – in den christlichen Gemeinden schlägt sich dies aber eher gering nieder. Unser Thema ist 'Multikulturelle Gesellschaft – Multikulturelle Gemeinden?'. Denn die Gesellschaft ändert sich, mehr ethnische und Subkultur-Gruppen kommen dazu», erklärt Egzon Shala, Leiter der interkulturellen Leiterschaftsschule «&cultures» und Koordinator für die «Arbeitsgemeinschaft Interkulturell».
Diese organisiert zusammen mit dem «G-Movment», «&acts», der Bewegung Plus, Vineyard Dach, der SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell und dem ISTL am 18. April 2020 einen Seminartag zu dieser Thematik.
«Nur fünf bis sieben Prozent»
«38 Prozent der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund, es sind Flüchtlinge, Migranten, Schweizer mit ausländischen Wurzeln, Secondos und so weiter. Wir leben Tür an Tür mit ihnen und kommen mit der Vielfalt immer wieder in Berührung: beim Einkaufen, im Zug, in der Schule, bei Festen, in der Stadt und bei der Arbeit.»
Doch in den lokalen Gemeinden wiederspiegelt sich das fast nicht, beobachtet Egzon Shala. «In einer normalen, gewöhnlichen Gemeinde in der Schweiz haben maximal fünf bis sieben Prozent der Mitglieder einen Migrationshintergrund.»
Einen weiten Weg
«Wir haben noch einen weiten Weg», erläutert Shala. «Dabei wollen wir ja eigentlich die Menschen erreichen mit dem Evangelium. Dazu gehören auch die Secondos und Flüchtlinge. Viele Gemeinden sind im Diakonischen gut, in Deutschkursen und Integrationskursen. Das ist eine Stärke von uns als Schweizer: Anderen zu helfen ist uns wichtig. Wir wollen reagieren und einen Beitrag leisten zum Guten.»
Nun aber sei die Frage, wie man weiter als das gehen könne? Wie kann man Secondos und Flüchtlinge erreichen und mit ihnen Gemeinde bauen? «Wenn es um Gemeindebau geht, sind wir erst ganz am Anfang.»
Mutige neue Wege wagen
Am Seminartag «Multikulturelle Gesellschaft – multikulturelle Gemeinden??» wird dieser Frage nachgegangen. «Wir haben Top-Leute aus Europa dabei, darunter Stephen Beck, der Leiter von Mission Mosaik. Sie hat 14 Kirchen gegründet in Deutschland mit dem Ansatz: 'Wir wollen Gemeinde bauen mit 50 Prozent deutschen und 50 Prozent ausländischen Wurzeln.'»
Ebenfalls mit dabei sind Werner Spalinger, der während Jahren eine «Bewegung Plus» mit vielen vertretenen Nationen aufbaute, «Vineyard»-Pastor Martin Bühlmann, der jahrelang mit anderen Kulturen arbeitete, und Matthias «Kuno» Kuhn, der ein Herz für die Unerreichten hat. «Wir wollen von diesen Bewegungen lernen.»
«Vielfalt wiederspiegeln»
«Mir fällt auf, dass viele sehr willig sind, Menschen aus verschiedensten Nationen mit dem Evangelium zu erreichen, damit sich auch diese Vielfalt in ihren Gemeinden wiederspiegelt.» Die Frage ist nur, wie das gehen soll. «Und ich glaube, mit dieser Frage müssen sich die Gemeindeleitungen beschäftigen und nicht einfach nur die handvoll Mitglieder der 'Diakonischen Migranten-Experten-Gruppen' von einer Gemeinde.»
«Unsere Referenten werden von ihrer jahrelangen Erfahrung berichten, wie sie das gemacht haben und wo sie Potenzial sehen im Gemeindebau. Dazu gibt es fünf verschiedene Workshops, zum Beispiel, welche Modelle es gibt, um einen Gottesdienst zu gestalten oder wie eine Gemeinde Schritt für Schritt multikulturell aufgebaut werden kann und so weiter. Und deswegen wollen wir auch speziell die Gemeindeleitungsteams zu diesem Seminartag einladen.»
Vom Betreuen zum Bauen und Aussenden
Das Denken solle sich ändern, vom Betreuen und Helfen zum gemeinsamen Bauen und Aussenden, «damit wir gemeinsam mit ihnen Gemeinde bauen können. Auch sie haben etwas zu geben und wir wollen zusammen auf Augenhöhe etwas tun im Reich Gottes. Ich träume von einer Zeit, die kommen wird in unseren Gemeinden, wo wir sogar Secondos und Flüchtlinge wieder in ihre Herkunftsländer aussenden werden in Teams, damit sie dort das Reich Gottes ausbreiten können.»
Auch in den kommenden Jahren gelte es, weiter darüber zu reden. «Wir wollen mit Menschen aus verschiedensten Nationen Gemeinde bauen und sie aussenden. Das war in den früheren Jahren nicht immer ein Thema, man war überfordert und wusste nicht, wo anfangen. Es ist schon ein Wunder für sich, dass nun mehrere Gemeinden das thematisieren.»
Bereits von 27. – 28. November 2020 wartet eine noch grössere Tagung in Bern, «wir wollen immer wieder darüber sprechen».
Zur
Person:
«&cultures»-Leiter Egzon Shala floh einst vor dem Kosovo-Krieg zuerst nach Deutschland und dann in die Schweiz. Hier fand er zum christlichen Glauben (Livenet berichtete). Seit Juli arbeitet Egzon Shala zudem als Koordinator für die «Arbeitsgemeinschaft Interkulturell» der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Er wohnt mit seiner Familie in Thun.
Zu den Webseiten:
Multikulturelle Gesellschaft - Multikulturelle Gemeinden?
Info zum Seminartag
Zum Thema:
Sein Dorf im Kosovo brannte nieder: Leid, Krieg und Schlägereien hatten nicht das letzte Wort
«&Cultures»: Reich-Gottes-Mentalität statt getrennten Gemeinden
«& Acts»: «Wir träumen von neuen Gemeinden und Jesusbewegungen»
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
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