Mehr als viele Leute
Was ist eine lebendige Gemeinde?
Fördern Gottesdienste meine Hingabe an Jesus? Eine mutige Frage ist oft der Anfang einer spannenden Glaubensreise.
Eigentlich wissen wir es längst schon besser. Und doch wird der Erfolg einer Gemeinde meist anhand eines einzigen Faktors definiert: Der Anzahl Mitglieder oder Gottesdienstbesucher. Die Tatsache, dass grössere Gemeinden aber nicht nur mehr Möglichkeiten haben, sondern auch die Tendenz zu Passivität der einzelnen Gemeindeglieder fördern, wird oft grosszügig ausgeblendet.Eine mutige Frage
Der Pastor Alan Hirsch wagte die Frage zu stellen, der wir uns manchmal gerne verschliessen: Fördert unser Gemeindeleben bei den Gemeindegliedern ein Leben der Nachfolge? Trotz seines Gemeindewachstums und der lebendigen Gottesdienste, musste Hirsch letztlich mit «nein» antworten. Eine ernüchternde Feststellung. In seinem Buch «Vergessene Wege» beschreibt er die Entwicklung, welche er selbst lange Zeit als positiv gewertet hatte.
In vergangenen Jahren stand ein Pfarrer einsam auf der Kanzel, während ihm die Gemeinde zuhörte. Die Beteiligung der Gemeinde wurde beachtlich gesteigert, als Lobpreisbands, Moderatoren und andere Personen tatkräftig mitgestalteten. Auf innovative Weise entwickelte Hirschs Gemeinde interaktive Gottesdienstformen, bei denen letztlich gute 20% der Gottesdienstbesucher aktiv beteiligt waren. Doch dann kam die ernüchternde Feststellung: Die «lebendigen» Gottesdienste förderten weniger ein Leben der Nachfolge, als vielmehr höhere Konsumansprüche der Besucher.
Lebendige Gottesdienste ziehen Leute an
Den meisten Christen gefällt es, von einem Gottesdienst so richtig hineingezogen zu werden. Wenn die Stunden wie im Flug verstreichen fühlen sich viele Besucher richtig gut. Und das ist auch gut so. Doch genau dann braucht es den Mut zu fragen: Führt dieser Gottesdienst die Besucher zu einem Leben der Hingabe an Jesus oder steigern sich lediglich die Erwartungen an einen hochstehenden Anlass? Gottesdienste haben das Potential, Leben zu verändern. Sie können aber auch zu einem Entertainment verkommen, welches riesige Energien absorbiert und letztlich nur den Konsumanspruch der Besucher in die Höhe treibt.
Das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren
Wir brauchen den Mut, unser Gemeindeleben einmal ernsthaft zu hinterfragen. Nicht selten wird die ehrliche Antwort eine ernüchternde Wirkung zeigen. Das ist heilsam! Es soll uns nicht zu Frustration oder Resignation führen. Jeder Christ ist dazu aufgerufen, sich selbst zu fragen, wie es um seine persönliche Hingabe an Jesus steht. Daraus entsteht nicht selten ein Ringen um neue Leidenschaft für Jesus. «Wie steht es mit meiner Nachfolge?» dies ist die Frage, welche jede Konsumhaltung in die Flucht schlägt. Ewige Kritik gegenüber den Gemeindeverantwortlichen hilft niemandem und Langeweile ist kontraproduktiv.
Beten und Handeln
Im Gebet liegt der Schlüssel für alles. Mindestens so lange, bis Gott uns Schritte aufzeigt. Dann gilt es, diese Schritte zu gehen. So können wir Nachfolge ganz einfach beschreiben als «Beten und Handeln»! Beten wir deshalb für eine neue Leidenschaft für Jesus, um persönliche Veränderung und auch darum, für andere Menschen ein Segen zu sein. Und Gott wird uns die Schritte zeigt, die wir gehen können. So werden wir das Abenteuer des Glaubens in neuen Dimensionen erleben. Eine Haltung des Konsumierens ist da nur langweilig!
Was bedeutet schon erfolgreich?
Stellen wir uns die Gemeinde vor, in welcher alle Mitglieder begeisterte und hingegebene Jesusnachfolger sind. Menschen, die ihrem Herrn mit all ihrer Kraft nachjagen und seinen Willen in allen Lebensbereichen suchen. Christen, deren ganzes Leben eine einzige Anbetung ist und die sich selbst in schwierigsten Lebensumständen an der Liebe Gottes erfreuen. Welche Kraft liegt darin, wenn solche Leute zusammenkommen, um gemeinsam ihren Herrn anzubeten und ihm gemeinsam dienen. Da spielt es keine Rolle mehr, wie viele es sind. Jesus wird ganz sicher erfahrbar mitten unter ihnen sein!Zum Thema:
Thomas Eggenberg: «Der Heilige Geist macht die Gemeinde lebendig»
Klein, aber oho!: Kleine Gemeinden können sowas von gesund sein
Gross = gesegnet?: Warum Gemeinde gar nicht unbedingt wachsen muss
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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